Ach, was waren das wieder für Momente in diesem Golf-Jahr: Tiger Woods kehrt nach seinem schweren Autounfall im Februar 2021 ausgerechnet bei den diesjährigen MASTERS zurück und schafft – entgegen aller Erwartungen – den Cut.
Scottie Scheffler gewinnt das grüne Jackett und schießt sich binnen weniger Wochen an die Weltranglistenspitze. Justin Thomas kommt nach einem irren Finaltag völlig überraschend am Ende noch zu seinem zweiten Titel bei den PGA Championship. Matt Fitzpatrick entreißt Will Zalatoris erneut den ersten Major-Sieg und krönt sich bei den U.S. Open stattdessen selbst zum erstmaligen Major-Triumphator. Und Cameron Smith gewinnt nicht nur die PLAYERS, sondern startet bei den 150. Open eine unvergleichliche Aufholjagd und gewinnt nach Scheffler und Fitzpatrick ebenfalls zum ersten Mal eines der „großen Vier“. Nicht zu vergessen die tollen Leistungen der Damen: Linn Grant gewinnt als erste Frau auf der DP World Tour, indem sie sich beim Scandinavian Mixed auch gegen die Männer durchsetzt. Brooke Henderson holt beim Damenmajor in Evian, den Amundi Evian Championship, in einem dramatischen Finish ihren zweiten Majortitel. Und Leonie Harm verpasst beim Heimturnier, den Amundi German Masters, nur hauchdünn ihren ersten Turniersieg als Profi. Auch die deutschen Männer um Hurly Long, Matti Schmid, Yannik Paul, Marcel Schneider, Freddy Schott und Co. zeigen, wie viel Talent im deutschen Golf schlummert und liefern auch bei den Heimturnieren (Porsche European Open, BMW International Open und German Challenge) tolle Ergebnisse.
UND NUN?
Nun sind viele Golffans traurig, dass all dies bereits hinter uns liegt, dass nun alle Major gespielt sind, genauso wie alle deutschen Turniere. Und der Ryder Cup? Der findet coronabedingt ja mittlerweile wieder in den ungeraden Jahren und damit erst wieder 2023 in Rom statt. Gibt es in diesem Jahr also nichts mehr, auf das wir uns noch freuen können? DOCH, natürlich gibt es das. Denn nicht nur beginnen später im Jahr die Finals der Challenge Tour (Road to Mallorca), der DP World Tour (Race to Dubai) oder Damentouren, sondern stehen mit den letzten drei Turnieren der 2021-2022 Saison schon in der kommenden Woche die Playoffs und damit auch das Finale des FedEx Cups an. Es stehen 15 Millionen US-Dollar auf dem Spiel und eine riesige Menge Prestige. Wird Patrick Cantlay seinen Titel verteidigen können oder hat gegen Scheffler eh keiner eine Chance? Auf welchen drei Plätzen die Final-Turniere stattfinden, wie der Modus funktioniert und welche Spieler in den Augen unseres Teams die größten Chancen haben, lest Ihr hier.
DER MODUS
Wie üblich qualifizieren sich die besten 125 Spieler der PGA Tour, die in den 46 Turnieren der regulären Saison die meisten FedEx Cup Punkte gesammelt haben, für das erste der drei Playoff Turniere, das nicht nur mit 15 Millionen US-Dollar dotiert ist, sondern dem Sieger auch gleich 2000 zusätzliche FedEx Cup Punkte bringt. Bei den „normalen“ Turnieren über die Saison konnten die Sieger nur jeweils 300-600 Punkte (je nach Turniergröße) sammeln. Die Majors brachten dabei natürlich die meisten Zähler. Durch die hohe Punktevergabe bei den Playoff Events hat bei einer guten Leistung also auch der 125. Spieler im Ranking die Möglichkeit nach dem ersten Playoff Turnier weiterhin im Rennen um den FedEx Cup Sieg dabei zu sein. Denn nach dem ersten Event fliegen die 55 Punktschwächsten aus den Playoffs raus. Nur die 70 besten Spieler dürfen an dem zweiten Event teilnehmen und können mit einem Sieg wieder 2000 FedEx Cup Punkte sammeln. Diese Gruppe verkleinert sich zum abschließenden Finale, den TOUR Championship, erneut. Nur die besten 30 Spieler kämpfen schließlich um den Titel. Hier startet der vor dem Turnier punktbeste Spieler mit einem Vorsprung in das Event. Bei -10 geht er auf seine erste Runde. Der Spieler mit den zweitmeisten Punkten geht bei -8 ins Rennen, der Dritte bei -7 und so weiter. Dieser Modus macht das ganze Format nicht nur sehr einfach, sondern auch extrem spannend. Denn es gilt: Wer das letzte Turnier gewinnt, ist gleichzeitig der Sieger des FedEx Cups. Und dieser Sieger geht nicht nur mit einem zusätzlichen Check von 15 Millionen Dollar nach Hause, sondern sichert sich gleichzeitig eine fünfjährige Tourkarte auf der PGA Tour.
FEDEX ST. JUDE CHAMPIONSHIP
Die letzten Jahre über als The Northern Trust bekannt, geht das erste der drei Playoff-Events in diesem Jahr unter dem Namen FedEx St. Jude Championship an den Start. Gespielt wird auf dem TPC Southwind in Tennessee, auf dem Jahre lang bis 2018 auch die FedEx St. Jude Classic stattfanden. Titelverteidiger des ersten Playoff Events, das im vergangenen Jahr allerdings im Liberty National Golf Club in New Jersey stattfand, ist im übrigen Tony Finau. Der US-Amerikaner ist zurzeit richtig gut drauf und konnte bei der Rocket Mortgage Classic erst kürzlich seinen zweiten Sieg innerhalb von nur einer Woche feiern.
BMW CHAMPIONSHIP
Station zwei sind traditionell die BMW Championship, die in den vergangenen sieben Jahren auf sieben unterschiedlichen Plätzen stattgefunden haben. In diesem Jahr macht das vorletzte Turnier der Saison im Wilmington Country Club in Delaware Halt. Bei den BMW Championship hat Patrick Cantlay im vergangenen Jahr den Grundstein legen können, um sich am Ende mit dem FedEx Cup Titel zu krönen, als er sich bei dem Playoff Turnier passenderweise im Playoff gegen Bryson DeChambeau durchsetzte. Die letzte Chance, um vor dem Finale des Finals noch mal einige Plätze gutzumachen!
FINALE, OH OH! – DIE TOUR CHAMPIONSHIP
Wer holt sich den Sieg im letzten Turnier der Saison? Wer krönt sich im East Lake Golf Club in Georgia zum Champion? Verteidigt Patrick Cantlay bei den TOUR Championship seinen Titel oder gibt es vielleicht eine verrückte Aufholjagd? Seit 2004 wird das Turnier mittlerweile am gleichen Ort ausgetragen. Seither sind Henrik Stenson (2013) und Rory McIlroy (2016 & 2019) die einzigen Europäer, die sich den Titel des FedEx Cups schnappen konnten. Schafft Rory es zum dritten Mal?
Die Top 10 im Ranking – ein Turnier vor den Playoffs
|
Ranking |
Spieler |
Nation |
Punkte |
|
1 |
Scottie Scheffler |
USA |
3.556 |
|
2 |
Cameron Smith |
AUS |
2.335 |
|
3 |
Sam Burns |
USA |
2.275 |
|
4 |
Xander Schauffele |
USA |
2.153 |
|
5 |
Patrick Cantlay |
USA |
2.108 |
|
6 |
Rory McIlroy |
NIR |
2.104 |
|
7 |
Tony Finau |
USA |
1.912 |
|
8 |
Justin Thomas |
USA |
1.783 |
|
9 |
Cameron Young |
USA |
1.774 |
|
10 |
Hideki Matsuyama |
JAP |
1.697 |
WER GEWINNT DEN FEDEX CUP? – DAS SAGT UNSERE REDAKTION
Frauke: „Ich tippe auf Rory McIlroy und das hat einen guten Grund. Rory hat in den Majors zusammengerechnet mit Abstand am besten gescored. Insgesamt hat er in den vier Events 29 Schläge unter Par gespielt. Nur Will Zalatoris und Matt Fitzpatrick kamen ansatzweise daran. Das bedeutet für mich auch, dass Rory sehr konstant spielt. Dementsprechend hoffe ich – da bei einem der großen Events auch längst überfällig – auf einen Sieg von McIlroy.“
Hinnerk: „Ich glaube an Xander Schauffele. Der Junge ist richtig heiß über die letzten Wochen und hat bewiesen, dass er mit den unterschiedlichsten Bedingungen in verschiedenen Ländern zurechtkommt. Er liefert aktuell immer ab. Das gibt Selbstbewusstsein und damit kann er jetzt bei den 2000-Punkte Events seinen Rückstand im FedEx Cup wettmachen. Er holt den Pott.“
Benedict: „Ich sehe Collin Morikawa am Ende mit der Trophäe in der Hand, weil er statistisch der beste Spieler von Fairway to Green ist. Er schlägt also die besten Eisen und das ist bekanntlich ziemlich wichtig! Zuletzt hat er den Driver nicht so gut ins Spiel bekommen. Aber am Ende der Saison wird der Junge kommen! Ich mag ihn auch als Typen! Er ist sympathisch, witzig und nett und hat es daher verdient.“
Marco: „Cam Smith holt sich das Ding. Sein überragendes kurzes Spiel, sowohl auf dem Grün als auch um das Grün wird ihn nach vorn bringen, seine mentale Stärke wird den Unterschied machen. Und wer mit so viel Rückenwind aus St. Andrews kommt, wird unheimlich schwer zu schlagen sein. Das ist das Jahr des Cam Smith.“
Julius: „Der FedEx kommt zurück nach Europa, und zwar nach England. Matthew Fitzpatrick hat als aktuell 10. zwar noch einen relativ großen Rückstand, aber der U.S. Open Champion wird sich das Ding holen. Matt hat sich toll entwickelt und spielt eine starke Saison. Ich sehe in seinem Spiel keine wirkliche Schwäche. Er ist stark vom Tee bis zum Putt und weiß mittlerweile auch, wie man ein ganz großes Turnier gewinnt.“ « JAL
Fotos: IMAGO/ Rich Graessle/David Blunsden/John Angelillo/Javier Rojas/Kyle Rivas/Rich Graessle, https://tpc.com/southwind/; WCC/Becca Mathias
