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Golf

Unter dem Radar – Interview mit Marcel Schneider

15. September 2023
Marcel Schneider

Im Interview mit GOLF’n’STYLE spricht Marcel Schneider über sich und die Golfwelt, seine großen Stärken und ambitionierten Ziele.

Marcel, nach der einmonatigen Pause auf der DP World Tour, ist das Tour-Geschehen seit Ende August wieder voll in Gange. Wie hast du die freie Zeit genutzt? 

Die erste Woche habe ich komplett freigemacht, die Golfschläger nicht einmal angefasst. In der zweiten und dritten Woche bin ich dann human in das Training eingestiegen, um in Woche vier wieder voll zu trainieren.

Eine Sommerpause auf der Tour ist etwas vollkommen Neues und etwas, für das ihr Spieler euch ausdrücklich ausgesprochen habt. Hättest du lieber durchgespielt?

Auf keinen Fall. Mir tut es gar nicht gut, zu viel zu spielen. Ich habe mir mal ein Maximum von vier Turnieren am Stück gesetzt. Aber wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich nur zwei, drei Wochen hintereinander spielen und dann eine Woche Pause machen. Ich bin jemand, der, wenn er zu lange spielt, wieder in seinen alten Schwung zurückfällt. Um richtig am Schwung zu arbeiten, ist eine Pause also essenziell.

Seit letzter Saison ist dein Bruder Pascal nicht nur dein Manager, sondern auch als Caddie an deiner Tasche. Wie kam das zustande? 

Er hat mich damals immer mal wieder bei den deutschen und einigen europäischen Events als Caddie begleitet. Bei diesen Events lief es meistens sehr gut für mich. Also haben wir beschlossen, dass wir all-in gehen, falls ich den Sprung auf die Tour schaffe, was mir ja vor zwei Jahren geglückt ist. Also haben wir es versucht und bislang läuft es ganz gut, würde ich sagen.

Ganz gut ist fast schon untertrieben. In der vergangenen Saison hast du sechs Top 10s geholt, hast sogar im Tour-Finale in Dubai gespielt.

Ja, das stimmt, die Saison war schon mega (lacht).

Einzig ein Sieg auf der DP World Tour fehlt dir noch. Als gestandener Spieler: Welche Dinge hast du dir neben einem Toursieg für die langfristige Zukunft vorgenommen?

Langfristig ist es mein Ziel in die Top 100 oder gar die Top 50 der Welt zu kommen, um dann auch mal das Masters spielen zu können.  

Das nenne ich mal ein Ziel! Stichwort Masters. Deine deutschen Kollegen Hurly Long oder Yannik Paul leben sogar in den USA. Du bist ein waschechter Schwabe, lebst auch heute noch zwei Dörfer von deinem Geburtsort entfernt. Kannst du dir trotzdem vorstellen, auch in die USA „auszuwandern“?

Die Jungs, die du ansprichst, haben natürlich alle Verbindungen in die USA. Hurly ist sogar Halbamerikaner. Aber wir spielen so viele Turniere hier in Europa, dass es in meinen Augen kein Vorteil wäre, abgesehen vom Wetter vielleicht, in die USA zu ziehen. Klar ist aber, dass man darüber nachdenkt, sich zumindest im Winter eine Trainingsbase zu suchen.

Das Leben als Tourspieler, der durch die Gegend von Turnier zu Turnier reist, ist wirklich alles andere als normal, wenn du es mit einem normalen Job vergleichst. Was ist es, was du an dem Leben dennoch am meisten schätzt? Und was ist die Kehrseite der Medaille?

Die negative Seite ist, dass man so viel unterwegs ist, dass man sich mit einem begrenzten Freundeskreis zufriedengeben muss, weil man einfach nicht die Zeit hat, Freundschaften zu pflegen. Wiederum ist genau das Reisen auch das Schöne an dem Job, weil man in jungen Jahren schon so viele verschiedene Orte und Kulturen kennenlernt und so viel von der Welt mitbekommt. Wenn ich das vergleiche mit Freunden von damals, die jeden Tag im Büro sitzen, schätze ich mich schon sehr glücklich. 

Wo hat es dir bisher am besten gefallen?

Dubai hat mich damals total geflasht. Nicht nur die Golfplätze. Ich sage jedem, Dubai sollte man mal bereist haben. Ob es einem gefällt oder nicht, es ist zumindest ein richtiges Wow-Erlebnis. 

Zurück zum Golfen. Wenn man auf die Statistik der DP World Tour schaut, bist du so etwas wie ein Kurzspielguru. Du bist 4. in der Kategorie „gewonnene Schläge rund ums Grün“ und 1. im Scrambling. Ist das etwas, das du viel trainierst?

Ne, ich denke, das wurde mir irgendwie in die Wiege gelegt. Schon im Jugendkader hatte ich ein Händchen rund um die Grüns. Dennoch würde ich sagen, dass mein langes Spiel auch zu meinen Stärken gehört, auch wenn es in diesem Jahr in der Statistik vielleicht anders aussieht. 

Was zudem auffällt ist, dass du sehr wenige Bogeys machst, aber auch wenig Birdies spielst. Würdest du dich als eher weniger aggressiven Spieler bezeichnen?

Ich denke einfach, dass meine langen Schläge ins Grün, also die Scoring-Schläge, in diesem Jahr nicht ganz so on fire sind, wie im letzten Jahr. Weil die Schläge aber auch nicht richtig schlecht sind, spiele ich viele Pars und wenig Bogeys. Da mein Putting dieses Jahr aber leider auch schwächer ist als im Vorjahr, verwandle ich derzeit noch zu wenige meiner Birdie-Chancen. 

Marcel Schneider

Marcel Schneider: „Langfristig ist es mein Ziel, in die Top 100 oder gar die Top 50 der Welt zu kommen!“

Liegt dein Trainings-Fokus dann auf dem Putting?

Ja, gerade wenn ich unterwegs auf der Tour bin, macht mein Putt-Training mindestens
70?% aus. Weil die Grüns zu Hause natürlich nicht auf Tour-Niveau sind, muss man das ausnutzen.

Etwas, das sich Amateurgolfer zu Herzen nehmen sollten, oder?

Ja, auf jeden Fall. Aber ich kann die Amateure schon auch verstehen, denn es macht natürlich auch nicht so viel Spaß wie auf den Ball draufzukloppen.

Wie ist deine Connection zu den deutschen Spielern? Ihr seid mittlerweile schließlich eine illustre Runde von Deutschen auf der Tour.

Insgesamt ist es zuletzt, glaube ich, auch Teil des deutschen Erfolgs, dass wir uns alle sehr gut verstehen. Ich denke, das war nicht immer so. Klar gibt es auch kleinere Grüppchen. Aber wir verstehen uns so gut, dass wir gemeinsam Proberunden spielen, gemeinsam trainieren oder zusammen essen gehen. 

Du bist ein Spieler, der unserer Wahrnehmung nach, in Deutschland etwas unter dem Radar fliegt. Und das trotz deiner starken letzten Saison und deinen Top-Ergebnissen gerade auch auf heimischem Boden, bei den deutschen Turnieren. Nimmst du das selbst auch wahr?

Ja, das Gefühl habe ich schon auch. Aber ich kann dir nicht sagen, woran es liegt. Andererseits will ich auch nicht arrogant herüberkommen und zu sehr vorpreschen. Da sage ich mir dann: Lieber im Stillen und Heimlichen erfolgreich sein, als auf dicke Hose machen zu wollen und der Erfolg bleibt aus.

Das ist oft sicherlich eine schmale Gratwanderung?

Ja, denn Emotionen auf dem Platz zeige ich schon. Ich bin vielleicht sogar einer der Spieler, der die meisten Emotionen zeigt. Bei mir kommt schon oft die Faust. Ich bin international bei den anderen Jungs dafür sogar bekannt, dass selbst bei einem geretteten Bogey oder einem 15. Platz dann die Faust kommt (lacht). 

Ein 15. Platz könnte in Zukunft ja noch einmal deutlich wertvoller werden. Je nachdem, wie genau der Einstieg der Saudis aussieht. Verfolgt ihr als Tourspieler auch, was da zwischen der PGA Tour, der DP World Tour und dem PIF alles passiert? 

Natürlich ist das auch für uns hochinteressant, was da passiert. Aber erschreckenderweise bekommen wir da echt wenig Informationen, was da gerade diskutiert wird oder was die große Vision sein soll. Aber wir sind natürlich gespannt, wie sich das entwickelt. Dennoch denke ich, dass sich für die nächste Saison erst einmal gar nicht so viel ändern wird. «JAL

Marcel Schneider

Lieblingsplatz:
Noch nie gespielt, aber wahr-
scheinlich Augusta National 

Dein Kindheitsidol:
Natürlich Tiger

Lieblingsturnier:
Das Masters und die BMW International Open – mein Saisonhighlight

Lieblingsschlag:
Mein Drive

Lieblingsschläger:
Mein Driver, mein Lob Wedge

Lieblingssport Neben Golf:
Tennis 

Lustigster Typ auf der Tour:
Angel Hidalgo

Größte Stärke auf dem Platz:
Dass ich nie aufgebe und immer dran glaube

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