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DP World Tour Kartenkampf: Korea, Alcanada und die deutsche Lage

27. Oktober 2025
Podcast Grün & saftig im Oktober

Die heißen Wochen der DP World Tour liefern Stoff für Streitpunkte und Hoffnung zugleich. Denn ein spätes Event in Südkorea, ein nervenstarkes Finale auf Mallorca sowie die anstehende Q-School verschieben die Kräfte im Ringen um Startrechte und Status. Zugleich wächst die Sorge, dass Europas Haupttour ihr Profil verwässert, während Topspieler vermehrt in den USA antreten. Aus einem Gespräch unter Experten und Praktikern entsteht ein Bild, das nüchtern einordnet, wo es hakt – und wo Chancen liegen.

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Korea als Zündfunke

Das Genesis Championship in Südkorea setzte ein Zeichen, allerdings nicht nur sportlich. Über nationale Startplätze rückten mehr als drei Dutzend lokale Profis ins Feld, was die Eintrittsschwelle für reguläre Mitglieder erhöhte. Ein Sieger aus Korea sprang daraufhin auf Rang 63 im Saisonranking und qualifizierte sich für das erste Finalturnier in Abu Dhabi. Das ist ein sportliches Ausrufezeichen, doch es wirft Fragen nach der Balance zwischen Internationalität und Kernmitgliedschaft auf. Gerade weil es das letzte reguläre Turnier vor den Finals war, wirkte der Effekt besonders groß.

Produktpflege oder Profilverlust?

Mehrere Stimmen sehen die DP World Tour in einer schwierigen Lage. Einerseits öffnen nationale Quoten Türen, fördern Vielfalt und Marktpräsenz. Andererseits geraten Stammspieler an den Rand, wenn späte Events stark von Sonderwegen geprägt sind. Hinzu kommt die strukturelle Nähe zur PGA Tour. Denn die besten Europäer wechseln oft frühzeitig in die USA, was den sportlichen Kern in Europa ausdünnt. Bonuspfade, Sonderzugänge und Absprachen sollen Brücken bauen, doch sie nähren zugleich den Eindruck, Europa diene als Zubringer. Für das Produkt Tour ist das heikel, weil Identität und Planbarkeit leiden.

Deutsche Bilanz vor Abu Dhabi

Vor den Finals lässt sich die deutsche Lage klar benennen. Nikolai von Dellingshausen liegt stabil im oberen Drittel und dürfte in Abu Dhabi wie auch in Dubai antreten. Marcel Schneider hält sich im gesicherten Bereich und kann in den Schlusswochen noch Boden gutmachen. Marcel Siem hat nach einer Saison mit gesundheitlichen Themen den vollen Status gehalten. Freddy Schott steht mit einer soliden Kategorie da und blickt auf ein planbares Jahr.

Anders ist die Lage bei Janik Paul und Max Kieffer. Paul fiel aus den Top 120 und landet vorerst in einer schwächeren Startkategorie. Kieffer rutschte tiefer, hielt jedoch knapp die minimalste Einstufung über Top-150. Beide richten den Blick auf die Q-School, weil dort ein direkter Sprung nach vorn möglich bleibt. Das ist kein einfacher Weg, doch er bleibt realistisch, wenn Form und Nerven halten.

Yannik Paul mit einem Yardage Book in der Hand.

Alcanada als Nervenprobe

Auf Mallorca entscheidet sich, wer die Hotelplanner Tour mit einer vollen Karte nach oben verlässt. Anton Albers steht knapp vor der Schallmauer: Platz 20 ist das Ziel. Auf dem Kurs Alcanada zählt Präzision vom Tee besonders, deshalb rücken Driving-Qualität und taktische Disziplin in den Fokus. Albers bringt beides mit, weshalb sich die berechtigte Hoffnung hält, dass er den Schritt schafft. Zugleich wartet ein harter Fight um jede Platzierung, weil enge Bahnen Fehler sofort bestrafen.

USA im Blick: Chancen und Engpässe

In den USA ist die Lage zweigeteilt. Stephan Jäger hat die volle Karte sicher. Matti Schmid steht stabil, während Jeremy Paul und Thomas Rosenmüller an der Schwelle kämpfen. Für Paul ist ein Sprung mit einer starken Woche möglich, doch Rosenmüller braucht wohl einen Top-Run. Zudem zeigt ein prominentes Beispiel, wie schnell Europa Klasse verliert: Ein etablierter europäischer Spieler holte in den USA ein Top-Resultat und steht dort vor einem stabilen Status – mit der Folge, dass die Startwochen in Europa weiter schrumpfen.

Leserpost als Korrektiv: RPR-Runden neu gedacht

Ein Hörer wandte sich mit Kritik an die Redaktion, weil die Runde zur Handicap-Verbesserung (RPR) zuletzt ironisch kommentiert wurde. Die Einwände sind berechtigt: RPR-Runden erleichtern Zugang und Flexibilität, wenn Turniere zeitlich nicht passen oder wenn Einsteiger Routine sammeln wollen. Die Redaktion nimmt das ernst und rückt vom flapsigen Ton ab. Denn der faire Kern steht im Vordergrund: Wer ordnungsgemäß zählt, schafft Transparenz und Verbindlichkeit außerhalb klassischer Wettspiele.

Jugendgolf braucht klare Leitplanken

Gerade im Nachwuchs ist Sorgfalt nötig. Wo Ehrgeiz, Elternrolle und Peer-Druck aufeinandertreffen, hilft eine saubere Organisation. Clubs und Verbände setzen daher vermehrt auf klare Rahmen, auf Betreuerregeln und auf kontrollierte Wettspielformen. Das stärkt Glaubwürdigkeit und schützt junge Spieler vor falschen Anreizen. RPR bleibt ein Werkzeug, doch es braucht Kontext, Kontrolle und Vorbilder.

Driving schlägt Klischees

Die gängige Formel „Putting gewinnt Preisgeld“ greift zu kurz. Daten aus einer zurückliegenden Top-Phase von Janik Paul weisen darauf hin, dass präzises und passendes Driving eine Kettenreaktion auslöst: bessere Lagen, mehr Greens in Regulation, leichtere Putts. In der aktuellen Saison rutschten genau diese Werte ab. Wer also wieder Konstanz aufbauen will, muss zuerst vom Tee verlässliche Startpunkte setzen. Das bedeutet nicht, dass Putten zweitrangig ist, doch der erste Schlag setzt den Rahmen für alles, was folgt.

Q-School: sechs Runden, ein Ziel

Die Q-School bleibt der härteste Pfad des Jahres. Second Stage in Spanien, danach die Final Stage über sechs Runden: Wer dort stabil trifft, kann eine Saison drehen. Viele namhafte Profis stehen an, darunter frühere Sieger auf der DP World Tour. Für Paul und Kieffer kann die Woche zur Wende werden, doch sie müssen ihr Spiel planvoll zuschneiden: solide vom Tee, kontrollierte Längen ins Grün, stressfreie Pars, punktuelle Attacke. Mentale Frische zählt ebenso, weil Druck und Müdigkeit Fehler erzwingen.

Ein Schlag, der eine Saison kippt

Wie schmal der Grat ist, zeigte ein US-Pro mit einem Pitch ins Loch auf der 72. Bahn. Der Eagle katapultierte ihn im Ranking deutlich nach vorn und sicherte die Karte. Solche Momente sind selten, aber sie definieren Karrieren, weil sie im richtigen Augenblick Luft verschaffen. Ähnlich aufbauend wirkt ein Blick nach Europa: Rafael Cabrera-Bello kämpft sich nach Handgelenksproblemen zurück und steht gerade rechtzeitig wieder im Kreis der relevanten Starter. Das gibt der Tour Farbe und Profil.

Ein deutscher Weg in Asien

Max Rottluff setzt dagegen auf Starts in Fernost. Ein Top-Ergebnis bei einer internationalen Serie zeigt, dass alternative Routen tragfähig sein können. Wer dort stabil punktet, öffnet sich neue Startchancen und hält zugleich die Form hoch. Gerade in Jahren mit engen Feldern lohnt dieser Blick über den Tellerrand, weil Spielpraxis und Selbstvertrauen zählen.

Was jetzt zählt

Die DP World Tour steht vor heiklen Weichen. Einerseits braucht sie internationale Fenster, lokale Helden und neue Märkte. Andererseits muss sie Stammspielern Verlässlichkeit geben, damit das Produkt in Europa erlebbar bleibt. Ein spätes Event mit vielen National Spots mag lokal sinnvoll sein, doch es greift tief in die Statuslogik ein. Hier hilft eine frühere Platzierung im Kalender oder eine klarere Gewichtung, damit der Schlussakt sportlich sauber wirkt.

Für deutsche Spieler ist die Lage klar umrissen. Wer Status hat, sollte in Abu Dhabi und Dubai Punkte sichern. Wer wankt, richtet den Blick auf Spanien. Die Q-School belohnt gutes Handwerk und kühlen Kopf – und sie vergibt Karten ohne Rücksicht auf Namen. Alcanada bietet parallel die Chance, einen gesamten Karriereplan neu zu schreiben. Anton Albers hat dafür das Profil: schnell, präzise, unaufgeregt. Gelingt der Sprung über die Marke, wächst eine solide Basis für 2026.

Zum Schluss bleibt der Blick auf den Sport selbst. RPR-Runden können Zugang erleichtern, wenn alle sauber zählen. Jugendgolf braucht klare Regeln, damit Fairness nicht erodiert. Und wer Daten liest, stellt das Spiel vom Tee nach vorn, weil dort die Runde Struktur bekommt. So entsteht Leistung ohne Glamour – aber mit Substanz.

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