
Bei der 125. U.S. Open im Oakmont Country Club krönte sich mit J.J. Spaun ein Spieler zum Champion, mit dem vor dem Turnier sicherlich die wenigsten gerechnet hatten.
Es war der 20-Meter-Putt auf dem 18. Grün des Oakmont Country Clubs, der das letzte Wort sprach. J.J. Spaun stand mit einem Schlag Vorsprung über dem Ball – ein 2-Putt hätte gereicht. Doch der US-Amerikaner ließ es nicht auf die sichere Variante ankommen. Der Ball lief über den nassen, ondulierten Untergrund, wurde langsamer, drehte leicht und fiel. Kein Lucky Punch, sondern die Krönung eines Sonntags, der alle Widerstände kannte – und am Ende einen US Open Sieger hervorbrachte, mit dem kaum jemand gerechnet hatte.
J.J. Spaun: Vom Außenseiter zum US Open Champion
J.J. Spaun, 34 Jahre alt, feiert mit der US Open 2025 seinen ersten Major-Titel und überhaupt erst zweiten Sieg bei den großen Jungs. In Oakmont, einem Platz, der eher für das Zerbrechen als das Erbauen von Karrieren bekannt ist, war es schließlich der Mann aus Kalifornien, der zum richtigen Zeitpunkt hellwach und aggressiv spielte und den Platz so als einziger bezwang. Alle Spieler im Feld beendet das Turnier über Par – nur Spaun (-1) nicht. Der gelochte Monster-Putt zum Birdie an der 18 war der Moment, in dem sich jahrelange Mühen, Rückschläge – in nur einem Schlag entluden.
Ein Blick auf Spauns Karriere lässt seinen Triumph fast unwahrscheinlich wirken: 235 Turnierstarts, nur ein einziger PGA-Sieg (Valero Texas Open 2022), zwei verlorene Tourkarten, keine Teilnahme an einer Tour Championship. Und dann: Oakmont. Ein Ort, der fast schon stolz darauf ist, Golfgrößen zu verschlucken. Doch Spaun blieb – anders als viele an diesem Tag – aufrecht. Dabei hatte es zu Beginn noch ganz anders ausgesehen: fünf Bogeys auf den ersten sechs Löchern, ein Ball, der nach einem Treffer des Fahnenstocks ganze 45 Meter vom Grün zurücklief und ein 40er-Score auf den ersten neun Löchern. Doch dann kam der Regen – und mit ihm die Wende.
Der Putter fliegt: Dank eines gelochten 20-Meter-Putts an der 18 ist J.J. Spaun US Open Sieger (Foto: Getty Images)
Fun Fact: Srixon und Cleveland produzieren Sieger in Serie
Interessanter Side Fact beim U.S. Open Sieg von J.J. Spaun: Auch der frisch gebackene Major-Champion spielt, was seine Schläger betrifft, zumindest in Teilen Srixon und Cleveland. Damit ist der 34-Jährige von den 21 verschiedenen Tour-Siegern der PGA Tour in der laufenden Saison bereits der fünfte Spieler, der die beiden Marken der Firma SRI Sports Limited im Bag hat. Auch Hideki Matsuyama, Andrew Novak, Sepp Straka und Ryan Fox spielen Srixon und Cleveland Material. Der Österreicher und der Neuseeländer konnten beide sogar bereits zwei Events in diesem Jahr gewinnen.
Wer ist dieser J.J. Spaun?
Wenn man J.J. Spaun beschreiben will, ist „Spätzünder“ nur ein Teil der Wahrheit. Der gebürtige Kalifornier mit philippinischen Wurzeln begann seine College-Karriere an der San Diego State University als Walk-On – also ohne Stipendium. 2012 wurde er dann zum besten Spieler der Mountain West Conference gewählt. Seine ersten Profi-Schritte machte er auf der PGA Tour Canada, wo er 2015 die Geldrangliste dominierte. Doch der Weg in die Weltspitze war steinig. Spaun kämpfte sich über die Korn Ferry Tour auf die große Bühne, wurde dabei aber mehrfach wieder zurückgeworfen, unter anderem durch Verletzungen und eine falsche Diabetesdiagnose (Typ 2 statt Typ 1). Erst spät fand er die richtige Behandlung, und mit ihr die Konstanz.
Spaun ist keiner, der durch Glamour auffällt. Er trainiert oft auf öffentlichen Plätzen, auch wenn er längst Zugang zu den exklusivsten Anlagen hätte. Seine Bodenständigkeit ist kein Image, sondern Haltung. Wer ihn beobachtet, sieht einen, der arbeitet. Nicht für Schlagzeilen, sondern für Kontrolle. Für Verständnis. Für das Gefühl, dass ein Putt wie der auf der 18 nicht zufällig fällt, sondern verdient ist. Privat ist Spaun Familienmensch. Mit seiner Frau Melody hat er zwei Töchter – Emerson Lili und Violet Windsor. Am Morgen des Finaltages stand er um 3 Uhr bei CVS in Pittsburgh, um Medikamente für seine kranke Tochter zu holen, die sich in der Nacht übergeben hatte. Rund 15 Stunden später umarmte genau diese Tochter ihren Papa, nachdem er als US-Open-Sieger vom Grün kam. Was für ein passendes Bild am US-amerikanischen Vatertag.
J.J. Spaun und der Schlüssel zum Erfolg
Was Spaun in dieser Saison verändert hat? Vielleicht sein Blick auf das große Ganze. Er habe begonnen, die Dinge weniger verbissen zu sehen. Nicht, weil es ihm egal wäre – sondern weil es ihn freier mache, sagte der 34-Jährige im Interview. „Wenn das hier mein letzter Versuch ist, dann gehe ich wenigstens mit einem Schwung, an den ich glaube“, fasst er seine neue Philosophie zusammen.Es ist diese Haltung, die ihn zuletzt zur Form seines Lebens geführt hat: Zweiter beim Players Championship (nach Playoff-Niederlage gegen Rory McIlroy), starke Ergebnisse in Palm Beach und Hawaii. Und jetzt: JJ Spaun – US Open Champion.