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Golf

FULL SWING II – Wer soll da noch durchblicken?

12. April 2024
Golfspieler Zeichnung in action splash

Eine weitere professionell betriebene Sportart, in der Investments von verschiedenen Seiten, Ländern und Personen für moralischen Trubel und Aufschreie der Fans sorgen.

So weit, so normal. Doch wer blickt eigentlich noch durch, wenn Begriffe wie PIF, LIV Golf, PGA Tour, Elevated Events oder das neue Equity Program fallen? Ein regelrechter Wirrwarr, bei dem mal wieder die Fans die Leidtragenden sind und die Golfzukunft in den Sternen steht. Ein Kommentar von Julius Allzeit.

Der erste Akt - Ein Rückblick

Wir springen zurück an einen Tag vor ziemlich genau zehn Monaten. Es ist der 6. Juni 2023. Nur wenige Tage, nachdem DP-World-Tour-Comissioner Keith Pelley mir am Mikrofon bei den Porsche European Open sagte, es würde bald etwas Großes zu verkünden geben, sorgen die Golfbosse dieser Welt für den wohl größten Knall in der Geschichte des professionellen Golfsports. Eilmeldung: Die DP World Tour, die PGA Tour um Commissioner Jay Monahan und der ach so böse Feind, die vom saudi-arabischen Staatsfonds (PIF) finanzierte LIV Golf League, schließen sich zusammen. Gemeinsam mit dem PIF soll ein neues Unternehmen gegründet, werden, in das in Zukunft ausschließlich ebendieser saudische Staatsfonds investieren darf. Den Golfsport, wie wir ihn kennen, wird es in Zukunft nicht mehr geben, habe ich damals gedacht. Die Touren haben sich an die Saudis verkauft. Traurig, aber eben alternativlos ist es, wenn die Drei-Runden-Freizeittour dank der prallsten Geldbörse der Welt doch im Wochentakt einen nach dem anderen deiner besten Spieler mit horrenden, teils neunstelligen Dollar-Summen lockt. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Das Herzstück der Golftouren – nämlich die Spieler selbst – haben von diesem plötzlichen Begraben des Kriegsbeils genau so erfahren wie ich, durch Twitter. Entgegen anderslautenden Behauptungen soll nicht einmal Rory McIlroy – zum damaligen Zeitpunkt Außenminister, Sprachrohr, Topspieler und Gesicht der PGA Tour in einem – von dem Zusammenschluss gewusst haben. Ein Affront, das sahen auch die Spieler so. „Du hast alle gegen sie aufgehetzt und jetzt willst du dich mit ihnen zusammentun?“, fragte McIlroy Monahan. „Ich komme mir vor wie ein Opferlamm.“ Verständlich! Schließlich war Rory von der PGA Tour nach der Gründung der LIV Golf Tour, in die Rolle des Meinungsführers und Interessenvertreters Monahans gedrängt worden. Immer wieder stellte er klar und machte deutlich, was er von der Saudi-Tour hält. Doch mittlerweile fällt es schwer, zu glauben, dass er all das aus Eigeninitiative getan hat. „Das ist nichts, worum ich gebeten habe. Ich bin da irgendwie hereingerutscht“, sagte McIlroy in der Netlfix-Serie Full Swing. Ein politisches Sprachrohr zu sein, war für den Publikumsliebling ein Vollzeitjob, den er neben seinem eigentlichen Job als Golfprofi ausübte. Und dann entscheidet Monahan einfach über seinen Kopf und den der anderen hinweg, fortan mit der LIV-Tour und dem PIF zusammenzuarbeiten? Eine feige, unfaire und arrogante Entscheidung. Monahan setzte sich damit über das hinweg, ohne das die PGA Tour nichts wäre, das Produkt selbst: die Spieler.

Jon Rahm Profigolfspieler 2024

Nach der 2. Staffel Full Swing“ wird der Wechsel Rahms nachvollziehbarer.

Der zweite Akt - Und nun?

Und genau diese waren angefressen, forderten Antworten und Informationen in dem Chaos. Einige sprachen von Manipulation, andere von Verrat. Und sie hatten in gewisser Weise recht. Vor allem jene Spieler, die den großen Scheck abgelehnt hatten und der Tour treu geblieben waren, nur damit diese dann nachgab. Ich fragte mich: Hatten die Spieler, die samt Lebensversicherung im Gepäck gegangen waren, etwa alles richtig gemacht, wenn doch schon bald ohnehin der gesamte Profisport vom saudischen PIF finanziert werden würde? Einige sahen das offenbar so, allen voran Ryder-Cup-Spieler Jon Rahm und Tyrrell Hatton, die im Januar die Gelegenheit nutzten, für sich und etliche Generationen danach auszusorgen. Doch wie steht es eigentlich um den Deal der Touren und des PIF? Tja, man bekommt das Gefühl, das wüssten Herr Monahan und Co. selbst nicht so genau. Denn noch ist überhaupt gar nichts passiert. Die Frist für die Verhandlungen der Rahmenbedingungen endete mit dem Jahreswechsel, dennoch wird weiterhin versichert, dass man auf einem guten Weg sei. Dass die Spieler dabei stets wissen, wie der Stand der Dinge ist, wage ich zu bezweifeln. Daran dürfte auch das Treffen des PGA Tour PGA Tour Player Advisory Council um Tiger Woods, Patrick Cantlay, Jordan Spieth, Adam Scott, Webb Simpson und den frisch gebackenen Sieger Peter Malnati mit PIF-Chef Yasir Al-Rumayyan nichts geändert haben. Ach ja, dafür ist in der Zwischenzeit ja noch etwas anderes passiert. Ende Januar gab die gemeinnützige PGA Tour bekannt, dass sie einer Investition in Höhe von 3 Milliarden Dollar durch die Strategic Sports Group in ihren neuen gewinnorientierten Zweig, die PGA Tour Enterprises, zugestimmt hat. Das Konsortium wird zunächst 1,5 Milliarden Dollar und nach Abschluss der Verhandlungen zwischen der PGA Tour und dem PIF weitere 1,5 Milliarden Dollar zahlen. Auch die Spieler sollen daran beteiligt werden, indem sie zu Anteilseignern werden, das betrifft 193 von ihnen. Wie viele Anteile wer bekommt, ist erfolgsabhängig. So viel sei aber gesagt: 750 Millionen von den 930 Millionen an Kapitalwert gehen an 36 Topspieler. Eine fette Entschädigung also für die Spieler, die sich entschieden haben, der Tour treu zu bleiben.

Rory McIlroy Profigolfer 2024 im Interview

Ein Wechselbad der Gefühle für Rory McIlroy

Was die Zukunft bringt? Offen!

Der hoffnungslose Sportromantiker und -fan aber, der Dinge wie Prestige, Ruhm und sportlich ausgetragene Rivalitäten schätzt, muss – überspitzt formuliert – bis zum nächsten Ryder Cup warten. Denn im Golf regiert spätestens jetzt das Geld. Zumindest so lange, bis es der PGA Tour wieder gelingt, abgesehen von den Majors, spannende Events zu kreieren, die Zuschauer vor Ort und im TV begeistern. Der Versuch, mit Elevated Events, also höher dotierten Turnieren mit kleineren Spielerfeldern, für Spannung zu sorgen, ist jedenfalls gescheitert. Selbst qualifizierte Spieler finden den Modus, gelinde gesagt, bescheiden. Das Ganze Hin und Her im Golfzirkus hat einfach unglaublich viel Unruhe in den Sport gebracht, in dem oft nicht einmal die Spieler mehr durchsteigen. Die Zukunft des Golfsports steht in den Sternen. Ob ein Zusammenschluss der Touren, wenn er denn kommt, einen positiven Effekt darauf hat, bleibt abzuwarten. Viele offene Fragen über eine potenzielle Rückkehr der LIV-Spieler zum Beispiel müssen jedenfalls noch geklärt werden. Wieder einmal geht es dabei vor allem ums Geld. Bis es aber so weit ist, könnte noch viel Zeit vergehen. Denn selbst bei einer Einigung in diesem Frühjahr würde die Allianz der PGA Tour mit dem PIF wohl frühestens Ende 2025 oder 2026 in Kraft treten. Die Kartellabteilung des US-Justizministeriums hat eine Untersuchung über das mutmaßliche kartellrechtswidrige Verhalten der PGA Tour eingeleitet, und diese Untersuchung ist nicht abgeschlossen, nur weil die ehemaligen Konkurrenten jetzt Partner sind. Was genau also wann, auf welche Art und Weise, wo und wie passiert, weiß noch keiner. Wer bitte soll da noch durchblicken?

Fotos: Getty Images, LIV Golf, fabioderby – stock.adobe.com, Imago Images

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