So richtig konnte Esther Henseleit selbst nicht glauben, was sie am späten Samstagnachmittag in Le Golf National vollbracht hatte. Silber bei den Olympischen Spielen in Paris im Golf und damit die Erfüllung eines lange gehegten Kindheitstraums. Wer hätte das vor den Spielen in einem Feld aus den besten Golfspielerinnen der Welt für möglich gehalten, außer vielleicht GOLF’n’STYLE-Reporter Julius Allzeit, der Esther vor den Spielen nahegelegt hatte, sich statt einem Tattoo der Olympischen Ringe doch lieber eine Medaille als Andenken mit nach Hause zu nehmen.
Genau das tat sie. Dank eines tollen Auftritts und einer insgesamt herausragenden Schlussrunde von 65 Schlägen kann Esther Henseleit mit der Silbermedaille den zweifellos größten Erfolg ihrer Karriere feiern. Einzig die Neuseeländerin Lydia Ko brauchte am Ende noch zwei Schläge weniger als die Norddeutsche und sicherte sich nach Silber in Rio de Janeiro 2016 und Bronze in Tokio 2021 nun Gold in Paris.
Der Startschuss zu einer überragenden Rest-Saison?
Für Henseleit könnte der silberne Erfolg der Startschuss für eine große Golfkarriere sein. Die zweimalige Siegerin der Magical Kenya Ladies Open auf der Ladies European Tour (LET) wartet bisher noch auf ihren ersten ganz großen Erfolg auf der LPGA Tour. In diesem Jahr war sie oftmals dicht dran, holte auch bei zwei Majors eine Top-10-Platzierung. Ganz reichen wollte es bislang aber nicht. Doch beschleicht einen das Gefühl, dass bei Esther Henseleit derzeit einfach alles zusammenpasst. Im Team mit ihrem Verlobten Reece, der gleichzeitig ihr Coach und Caddie ist, scheint es hervorragend zu laufen, ihr Golfspiel ist so gut wie wahrscheinlich nie zuvor. Als logische Konsequenz ist Henseleit eine Top-Kandidatin für das europäische Solheim-Cup-Team, das im September auf die Auswahl der USA trifft. Bis dahin darf sie aber erst einmal ihren Erfolg in Paris genießen und sich dafür gebührend feiern lassen.