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Golf

Charly Steeb im Interview: „Golf hat mich anfangs frustiert“

25. Juli 2018Mai 3rd, 2022

Charly Steeb gehörte in den 80er- und 90er-Jahren zu den besten Deutschen im Tennis. Heute vermarktet er als Sportmanager Events wie die Porsche European Open. Wir trafen ihn zu einem Gespräch über Golf, Yoga und die Organisation sportlicher Großevents.

Als dreifacher Davis-Cup-Gewinner und Kapitän der deutschen Davis-Cup-Mannschaft an der Seite von Boris Becker gehörte Charly Steeb bis 2001 zu den wichtigsten Akteuren der deutschen Tennis-Szene. Heute trifft man den 50-Jährigen weit häufiger im Golfclub als auf dem Tennisplatz. Auch beruflich spielt Golf bei Steeb seit Kurzem eine große Rolle. Denn sein Arbeitgeber, die schweizer Sportmanagement & Entertainment AG 4 sports, hat 2014 die Veranstaltungsrechte der Porsche European Open erworben und richtet diese seit 2015 auf den Green Eagle Courses nahe Hamburg aus. Als Managing Director von 4 sports Germany kümmert Steeb sich um die internationale Vermarktung des Events. Für uns Grund genug, den ehemaligen Tennisprofi mit einem Handicap von 13,1 zu seiner Golf-Affinität zu befragen!

„Ich kann beim Golfen gut abschalten.“

Herr Steeb, Sie sind einer der Verantwortlichen rund um die Austragung der Porsche European Open. Fühlen Sie sich als ehemaliger Tennisprofi fremd in der Golferwelt? Oder sind sich der Tennis- und der Golfprofi-Zirkus doch ähnlicher, als man denkt? 

In der Umsetzung und Vermarktung von Tennis- sowie Golfturnieren gibt es viele Gemeinsamkeiten. Wenn es aber um die Verpflichtung der Spieler geht, ist es schon wichtig, selbst Teil der Golfszene zu sein. Das übernehmen dann meine Kollegen aus dem Spielermanagement bei 4 Sports.

Wann haben Sie selbst mit dem Golfen angefangen? Und was hat Sie daran fasziniert?

Ich glaube, meine ersten Golfbälle habe ich am Rande eines Tennisturniers in Kitzbühel geschlagen, vor etwa 30 Jahren. Schon damals hat mich die schöne Natur auf dem Golfplatz fasziniert. Ansonsten hat Golf mich anfangs eher frustriert (lacht).

Warum haben Sie dann trotzdem weitergemacht?

Neben der tollen Kombi aus Sport und Natur hat mir am Golfen schon immer gefallen, dass dabei jeder mit jedem über die Runde gehen und sogar im Wettkampf gegeneinander antreten kann – selbst, wenn das Leistungsniveau total unterschiedlich ist.

Was würden Sie einem Golfanfänger raten, um Frust vorzubeugen?

Ich würde empfehlen, die Technik gleich am Anfang richtig zu lernen und möglichst oft auf die Range zu gehen. Sich schnell zu verbessern ist ein grosser Antrieb, um dabei zu bleiben.

In einem Interview haben Sie Golf einmal als „mental extrem entspannend“ beschrieben? Spielen Sie vor allem, um runterzukommen?

Ja, ich kann dabei gut abschalten. Die Konzentration auf das Golfen holt mich ganz automatisch für einige Stunden aus dem Alltag heraus.

Sie praktizieren auch Yoga, dem man ebenfalls eine entspannende Wirkung nachsagt. Glauben Sie, dass Yoga Sie zu einem besseren Golfer macht?

Das kann ich nicht sagen. Aber es schadet auf keinen Fall, den Körper durch Yoga beweglich und kräftig zu halten.

Viele Leistungssportler nutzen bereits die positiven Effekte des Yoga, um ihre sportlichen Höchstleistungen noch zu steigern. Was glauben Sie, warum Amateur- und Breitensportler noch so viele Berührungsängste mit Yoga haben?

Das liegt vermutlich daran, dass es hunderte verschiedener Yoga-Arten gibt und dass die meisten Yoga nach wie vor mit etwas sehr Spirituellem verbinden. Tatsächlich kann aber fast jeder für sich das richtige Yoga finden – von reiner Meditation bis hin zu sehr hartem und körperlich anstrengendem Training.

Haben Sie für Golfer, die mit Yoga (noch) nichts anfangen können, einen Tipp, wie sie sich auf andere Weise einen körperlichen Ausgleich verschaffen können?

Wichtig ist vor allem eine Kräftigung des Rumpfes und der Beine. Das kann man auch durch Krafttraining im Fitnessstudio erreichen.

Carl-Uwe alias „Charly” Steeb stand als Siebenjähriger erstmals auf dem Tennisplatz. 15 Jahre Später war er die Nummer 14 der ATP-Weltrangliste.

  • Der gebürtige Aalener (* 1.9.1967) gewann in den Jahren 1988, 1989 und 1993 mit dem deutschen Team den Davis Cup, außerdem erzielte er drei Grand Prix-Siege. Nach dem Ende seiner Profikarriere war er von 1999 bis 2001 Kapitän der Davis-Cup-Mannschaft.
  • Am Rothenbaum, Hamburgs berühmter Tennisarena, war er von 2007 bis 2009 Turnierdirektor der Tennis German Open.
  • Seit 2014 ist er Managing Director bei der 4 sports GmbH Deutschland, einer der weltweit führenden Sportmanagenent- und Event-Agenturen.

 

Als ehemaliger Tennisprofi haben Sie sicherlich schon mit vielen Promis auf dem Golfplatz gestanden. Wer hat Sie bisher am meisten beeindruckt?

Das war Ivan Lendl. Der hat sich nach seiner Tenniskarriere auch im Golf so weit gebracht, dass er sogar an einigen Events der European Tour teilnehmen konnte.

Mit wem spielen Sie am liebsten?

Am liebsten spiele ich mit Freunden, die sich auch mal auf einen Zock einlassen.

Was war Ihr bisher skurrilstes Erlebnis beim Golfen?

Das hatte ich auf einem Golfplatz in Miami. Da saß plötzlich ein Waschbär in meinem Cart und hat meinen Becher mit Cola ausgetrunken …

Sie leben in der Schweiz. Gibt es dort die besseren Golfplätze?

Nein, sicher nicht. Es gibt dort einige landschaftlich sehr schöne Plätze. Mit einem Turnierplatz wie den Green Eagle Courses sind diese aber nicht zu vergleichen.

Einige Studien und Expertenmeinungen besagen, dass der Golfsport unter einem schlechten Image leide. Wir hingegen stellen fest, dass sich immer mehr junge und coole Menschen für Golf interessieren. Sehen Sie das auch so? Und wie ließe sich diese Entwicklung Ihrer Meinung nach fördern?

Ich gebe Ihnen Recht, dass sich das Image des Golfsports wandelt. Ich bin der Meinung, dass man Golf der breiten Masse noch zugänglicher machen sollte – in Skandinavien ist das ja schon recht erfolgreich gelungen. Ich denke aber, dass die deutschen Golfclubs in dieser Hinsicht bereits einiges unternehmen. Ein neuer junger Golf-Weltstar aus Deutschland würde der Golfbegeisterung hierzulande sicher noch mehr Auftrieb geben.

Zu einer Ihrer Hauptaufgaben als Sportmanager zählt die Gewinnung und Begleitung von Sponsoren. Wie überzeugen Sie Unternehmen davon, den Golfsport als Kommunikationsplattform zu nutzen?

Wir wollen Events wie die Porsche European Open zu einem runden Erlebnis machen und Golffans sowie Business-Kunden dabei eine Vielzahl an Möglichkeiten bieten – vom Burger am Platz bis zur gehobenen Küche im VIP-Bereich. Des Weiteren arbeiten wir daran, unsere Media-Reichweite jedes Jahr zu steigern – in TV, Print, Radio und Social Media. Golf bietet unseren Partnern einen sehr guten Mix aus Live-Erlebnis und weltweiter medialer Präsenz.

Herr Steeb, vielen Dank für das Gespräch!