Maritim Golfpark Ostsee – Zum rauen Holsteiner

Könnte der Name einer Nord- oder Ostsee-Kneipe sein. Ist in diesem Fall aber die Geschichte eines Golfplatzes, der durch ein verändertes Bunkerdesign ein anderes Gesicht bekommen hat.

Um die Jahrtausendwende erlebte der Golfsport weltweit einen wahren Boom. Auch in Deutschland. Zwischen Oberstdorf und Sylt wurden allein zwischen 2000 und 2003 gut 40 Golfanlagen gegründet, gebaut oder eröffnet. Auch im schleswig-holsteinischen Warnsdorf, direkt am malerischen Ostufer des Hemmelsdorfer Sees inmitten eines Natur- und Landschaftsschutzgebietes zwischen den bekannten Ostseebädern Timmendorfer Strand und Travemünde wurde zu jener Zeit gegründet (2001), gebaut (2002/03) und eröffnet (31.05.2003). 

Die See-Runde endet direkt vor der Clubhaus-Terrasse.

Die Maritim Hotelgesellschaft, bekannt für ihre markanten Hotelkomplexe in Timmendorfer Strand und Travemünde war auf den Golfzug aufgesprungen, um ihren Gästen eine zusätzliche Freizeitaktivität anzubieten. Mit Platzarchitektur und Design wurde der langjährige DGV-Nationalspieler Christoph Städler (Städler Golfdesign) beauftragt. Am Hemmelsdorfer See fand Städler eine relativ flache und offene Holsteiner Knicklandschaft auf etwas über 100??Hektar vor. Er entwickelte das Konzept von drei 9-Löcher-Schleifen, die beliebig miteinander kombinierbar sein sollten. So entstanden der Schloss und Warnsdorf Course als je Par 36 und der See Course als Par??33. Kombinierbar ja, aber die Premium-Runde ist damals wie heute eindeutig die Schloss/Warnsdorf-Schleife. Der See Course ist eher eine geeignete Entlastung bei hoher Anlagenauslastung in den Sommermonaten und er eignet sich hervorragend für schnelle 9??Löcher nach Feierabend, damit das Bierchen bei Sonnenuntergang auf der Terrasse des Restaurants TeeTime noch besser schmeckt. Mit viel Tamtam und Tralala ist der Maritim Golfpark vor ziemlich genau 20 Jahren eröffnet worden. Die TV-Show-Legenden Rudi Carell und Michael Schanze waren ebenso geladen wie Fußball-Weltmeister Thomas Berthold und der Erfinder der Bananen-Flanke Manfred Kaltz. Schauspielerin Elke Sommer (bis heute Mitglied in Warnsdorf) schlug den Goldenen Ball vom Damen-Tee. Ein Jahr später war der Maritim Golfpark bereits Gastgeber des Länderpokals und der hochtalentierte Amateur Florian Fritsch (später Pro auf der European Tour) aus St. Leon-Rot stellte auf der Schloss/Warnsdorf-Schleife mit 65 Schlägen einen neuen Platzrekord auf. Die schlechte Nachricht für den Flo: der Platzrekord hat seit dem Jahr 2020 keinen Bestand mehr, da die Kombination Schloss/Warnsdorf seit dem Redesign durch die Firma Infinite Variety Golf Design (IVGD) als Par?71 gespielt wird. Die gute Nachricht für den Club, seine Mitglieder und Gäste: Die gesamte Anlage mit ihren 27??Löchern (plus neuem 6-Löcher-Kurzplatz) hat mehr Gesicht bzw. Charakter bekommen, optisch ansprechender und sportlich herausfordernder.

Ganz wesentlich dazu beigetragen hat das neue Bunkerkonzept. Die Bunkeranzahl und -flächen sowie Umfelder wurden deutlich reduziert, dazu wurden die verbliebenen Bunker wieder mehr strategisch ins Spiel eingebunden und sie erhielten ein neues Design. Auf den zum Grün zugewandten Bunkerkanten wippt nun beinahe kniehoher Schafschwingel in der fast täglichen Seebrise. Optisch ein gelungenes Stilelement, das sehr gut in die Landschaft passt und der Premium-Runde Schloss/Warnstorf den Charakter eines rauen Holsteiners verpasst.

Lowie’s Corner nur auf den ersten Blick einfach zu spielen.

Zum rauen Holsteiner passen auch die kleinen versteckten Hindernisse, die der Golfer erst beim zweiten, genauen Hinschauen oder beim ersten Ballverlust wahrnimmt. Ein gutes Beispiel dafür ist die Bahn?4 namens „Lowie’s Corner“ auf dem Schloss Course (Par?5, 488?m gelb). Wer mit dem ersten oder zweiten Schlag in den Bereich der markanten Eiche im Fairway kommt, könnte mit Westwind im Rücken auf die Idee kommen, mit dem nächsten Schlag aus etwa 220?m das Grün zu attackieren. Aber Achtung: keine zehn Meter vor dem Grün lauert ein querlaufender Bachlauf, der aus 200 Meter Entfernung nicht ersichtlich ist. In eine ähnliche Falle könnte man gleich auf dem nächsten Loch tappen. Das kleine gelb-gekennzeichnete Feuchtbiotop rechts vor dem Grün ist nämlich aus der Drivezone des Par 4-Lochs (342?m gelb) nicht einsehbar. In Warnsdorf haben sie jedem Loch einen mehr oder weniger passenden Namen verpasst. Die Wortfindung erschließt sich einem nicht immer, aber beim „Gassenhauer“, Loch?7 Warnsdorf Course, weiß man sofort, woran man ist. Gut 180?Meter vom Herren-Tee (knapp 100?m für die Damen) entfernt, stellt sich eine querverlaufende Eichenallee dem Golfer in den Weg. Longhitter mit entsprechender Trajectory und einem stabilen Carry von 220?Metern können drüber gehen, alle anderen sind gezwungen ihren Ball durch die schmale Fairwaygasse, die man dem Golfer gelassen hat, zu hauen. Im Sommer, bei voller Blätterpracht, eine wahrlich beeindruckende – für manchen sicher auch beängstigende – Perspektive vom Abschlag. Apropos Sommer: Für das letzte August-Wochenende (25.–27.08.) plant der Club eine große Jubiläums-Sause mit Turnier, Livemusik, Tanz, Cocktails etc. Details wird Golfparkmanager Sebastian Ritter in den nächsten Wochen auf der Website (www.maritimgolfpark.de) bekannt geben. Da das offizielle Jubiläumsdatum aber schon auf den 31.05. fällt, dürfen wir hier und heute schon Glückwunsch sagen – zu 20 Jahre Maritim Golfpark Ostsee und zur Transformation zum „rauen Holsteiner“

Restaurant TeeTime von innen.

Club-Steckbrief
Schloßstraße 14, 23626 Warnsdorf-Ratekau
Tel. 04502 / 777 70
Mail: golf@maritimgolfpark.de
www.maritimgolfpark.de
Gründung
2001
Platz
39 Löcher beliebig kombinierbar;
Schloss Kurs: Par 35, 2.841 m (gelb), 2.388 m (rot);
Warnsdorf Kurs: Par 36, 3.018 m (gelb), 2.568 m (rot);
See Kurs: Par 33, 2.364 m (gelb), 2.006 m (rot)
Architekt
Städler Golfdesign, 2020/21 Redesign IVGD
Greenfee
70 € Mo.–Fr., 90 € Wochenende/Feiertage;
Jugendliche & Studenten 50% Ermäßigung; Cart 28 €
Gastronomie
Restaurant TeeTime täglich 12 – 19 Uhr,
Mittwoch geschlossen