„Looking younger than ever” – der am 6. April 1972 gegründete Golf-Club St. Dionys bei Lüneburg ist nach Umbau und Facelift bereit für die nächsten 50 Jahre.
Ein Fachwerk-Clubhaus mit Reetdach, die Range sowie die Abschläge 1 und 10 und die Grüns 9 und 18 in unmittelbarer Clubhausumgebung – so oder so ähnlich hat es der Golfer doch ganz gern. Und wenn vom 1. Tee bis zum 18. Grün auch noch ein unverwechselbares Golf-Natur-Erlebnis auf hohem sportlichem Niveau dazukommt, dann dürfen die ehrenamtlich Verantwortlichen, die Mitglieder und Gäste mehr als zufrieden sein mit dem, was sie haben und was sie geboten bekommen. Am 9. März vermeldete das Hamburger Abendblatt in seiner Wochenend-Ausgabe: „Hamburgs Golf-Plätze ertranken im Regen. Der nasseste Winter seit Jahren hat viele Golfanlagen geschädigt. Teilweise lange Sperren nötig. Wie geht es im Frühling weiter?“ Die Antwort aus Dionys lautet: ganz normal. Bei unserem Ortstermin am 8. März präsentiert sich der Par-72-Platz (6.264 m von weiß) trotz der erheblichen Regenmengen im Winter (ca. 350 Liter auf den Quadratmeter) bereits in einem ausgezeichneten Zustand. So gut wie kein Schneeschimmel auf den geöffneten Meisterschaftsgrüns, feste, kaum aufgeweichte Fairways. Einzig die mehr als gut gefüllten Teiche deuteten auf die starken Niederschläge der letzten Monate hin. Ein Pluspunkt des Golf-Club St. Dionys ist seine Lage in der Region Lüneburger Heide mit dem typisch sandigen, wasserdurchlässigen Heideboden, der den Platz zu nahezu jeder Jahreszeit bespielbar macht. Dazu kommt mit Christian Steinhauser ein erfahrener Head-Greenkeeper (seit 2010 in Dionys), der mit seinem Team (6 Mann) seit Jahren einen exzellenten Job macht und in Absprache mit dem Vorstand den beliebten Meisterschaftsplatz stetig weiterentwickelt und optimiert.
Nice Setting: viel schöner geht Apres Golf in Norddeutschland nicht.
Hauptfokus Heide
Nach dem Umbau auf den Front Nine 2012 (Löcher 3 bis 7) liegt der Hauptfokus aktuell auf der Kultivierung der Heideflächen und dem Fine Design der 2022 noch einmal umgebauten 3. Bahn. Im hauseigenen Club-Magazin von 2023 heißt es: „Die Heide ist für uns ein wichtiger landschaftlicher und gestalterischer Aspekt. In den vergangenen Jahren haben wir unseren Fokus darauf gelegt, die Heidelandschaft auf unserem Gelände mehr in den Vordergrund zu rücken.“ Die Heide ist ein Kraut, das viel Pflege braucht. Ohne regelmäßige Pflegemaßnahmen vergrasen und verbuschen die Heideflächen und werden auf Dauer von nachwachsenden Gräsern und Sträuchern verdrängt.
Einmal im Jahr: Antreten zum Entkusseln
Wichtigste Maßnahme für die Greenkeeper und mindestens einmal im Jahr auch für die Mitglieder: Entkusseln! Mit Entkusselung oder Entkusseln bezeichnet man in der Landschaftsp?ege die Beseitigung junger Gehölze, sogenannter Kussel, von Heide?ächen, Feuchtwiesen und entwässerten Mooren. Zwischen den Bahnen 1 und 18 ist im letzten Jahr eine große Heidefläche mit ca. 10.000 Heide-Stecklingen angelegt worden. Weitere potentielle Standorte befinden sich in Prüfung und Planung, auch an der neuen Bahn 3 (Par 4, 326 m gelb, 294 m rot). Das Signature Hole bietet zwei gleichberechtigte Fairways an, die mittig von einem kleinen Wald getrennt sind. Je nach bevorzugter Flugkurve (Draw oder Fade), Beeinflussung durch den Wind und der tagesaktuellen Fahnenposition kann man rechts oder links herum um den Wald zum Grün spielen. Sollte man am rechten Rand des rechten Fairways jedoch in Zukunft eine Heidefläche etablieren (aktuell befindet sich der Boden in Ausbesserung), dürfte die eigentliche „Gleichberechtigungs-Idee“ von Architektin Angela Moser unnötig limitiert werden. „Links“ hätte wohl mehrheitlich Vorfahrt und „Rechts“ würde zu einem eher weniger genutzten Ersatzfairway „verkommen“.
Noch besser und schwerer
Mit dem Umbau auf den Front Nine ist der Meisterschaftsplatz noch attraktiver und vor allem auch schwerer geworden. Die Löcher 3 bis 7 weisen die Spielvorgaben 5, 3, 1, 15 und 7 auf. Und dabei erscheint uns Loch 6 (Par 3, 157 m gelb, 143 m rot; Vorgabe 15) als zu leicht eingestuft. Wer das erhöhte Grün mit dem Abschlag nicht trifft, wird es mit einem Up-and-Down sehr schwer haben und selbst für einen Bogey bedarf viel Geschick und Glück. Die 18 Löcher des GC St. Dionys waren schon immer gut und zurecht in den letzten Jahrzehnten in den „Top 20 Deutschlands“ eingestuft. Der Umbau hat den Platz noch besser gemacht und – jetzt kommt´s – da ist noch Potenzial für mehr. Das Fairwaybunker-Design ist etwas aus der Zeit gefallen – flach, platt, tellerförmig, zum Teil nicht mehr auf spielrelevanter Distanz und zudem von einigen Teeboxen aus kaum bis gar nicht sichtbar. Die Hügel im Fairway etwas abzutragen (z.?B. Bahn 7 und 10), ist das eine, die Bunker versetzen und/oder die Bunkerfaces in Spielrichtung etwas anheben und bepflanzen (zum Beispiel mit Heide oder Schaf-Schwingel) das andere. Und wenn wir schon dabei sind: Zu dem charmanten Fachwerk-Clubhaus mit großzügiger Sonnenterrasse würde auch noch eine rustikale Mulligan-Bar gut passen. Aber wirklich wichtig ist bekanntlich, was auf dem Platz stattfindet. Und da ist die Symbiose aus Heathland- und Parkland-Course vor den Toren Hamburgs einfach zum Verlieben.
Club-Steckbrief
Widukindweg
21357 Barum/St. Dionys
Telefon: 04133 / 21 33 11
Mail: info@gcstd.de
www.gcstd.de
Eröffnung
1972
Platz
18 Löcher, Par 72, 6.264 m (weiß);
Par 72: 6.040 m (gelb), 5.100 m (rot)
Architekten
Gratenau/Barth/Moser
Greenfee
110 € (Mo.–So.)/120 € ohne „R“ auf DGV-Karte;
Cart 35 €; Jugendliche, Studenten, Auszubildene bis
29 Jahre 50 % Ermäßigung;
Early Bird vor 8 Uhr 55 €
Gastronomie
Cafe & Restaurant Albatros
(ab 01.04. täglich 12–21 Uhr
Fotos: GC St. Dionys