NewCo – Der Merge von PGA und LIV.
Knapp zwei Jahre haben sie gestritten und geschimpft, provoziert und prozessiert, die Verantwortlichen der PGA und der LIV Tour wie auch die Spieler der PGA Tour und die LIV-Akteure unter- bzw. gegeneinander. Es schien sich eine Dauerfehde zu entwickeln, die nur Verlierer hervorbringen und vor allem auch Unmengen an Geld verbrennen würde.
PGA-Commisioner Jay Monahan auf der einen und LIV-Häuptling Greg Norman auf der anderen Seite hatten in tiefer Abneigung zueinander das Kriegsbeil ausgegraben. Verhandlungen am Lagerfeuer, sprich der diplomatische Weg, ausgeschlossen. Zu früh, zu schnell waren die Fronten massiv verhärtet. Ein Zustand, zu dem vor allem die aggressive Engstirnigkeit des „Verbands-Funktionärs“ Monahan beigetragen hatte. Er reagierte auf LIV mit Strafen und Sperren gegen Überläufer, statt an zukunftsorientierten Lösungen zum Wohle des Golfsports zu feilen. Am Ende würde der Golfsport von der eskalierenden Konkurrenzsituation nicht profitieren – wie so mancher verträumte Golffan hoffte – sondern nur verlieren. Vor allem PGA und natürlich auch DP World Tour würden zu den großen Verlierern zählen. So sah es wohl auch Jimmy Dunne, Senior Managing Principal PGA Board, als er die Konten der PGA mit der milliardenschweren Bewertung des saudi-arabischen Staatsfonds (PIF), Finanzier von LIV, verglich.
Der Macher hinter den Kulissen
Wie schonend er Monahan seine Sicht der Dinge beibrachte, wissen wir nicht. Die Message dürfte eindeutig gewesen sein: Wir müssen (ver)handeln, bevor wir mangels Masse handlungsunfähig sind. Und Dunne handelte: Zweimal traf er sich – ohne Monahan und ohne Norman – mit dem PIF-Vorsitzenden Yasir Al-Rumayyan. Einmal sollen sie sogar eine Runde Golf in London gespielt haben. Diplomat Dunne drückt aufs Tempo und am 6. Juni ließen PGA und PIF die Golf-Bombe platzen. Eine bis dato unvorstellbare Allianz aus PGA Tour, der DP World Tour und des saudi-arabischen Staatsfonds (PIF) soll die kommerziellen Aktivitäten der drei Parteien in einem neuen gewinnorientierten Unternehmen vereinen.
Rahmenvereinbarung soll es regeln
Mittlerweile wurde sogar schon eine Rahmenvereinbarung für das Project „NewCo“ verabschiedet, die das „Zusammenspiel“ der Allianz regeln soll: Monahan soll als CEO des neuen Unternehmens fungieren; Al-Rumayyan wird den Vorsitz übernehmen. „Der Rahmenvertrag skizziert eine Zukunft für den professionellen Golfsport unter der Führung der PGA Tour, die den Spielern, den Fans und dem Sport zugutekommt”, erklärte die PGA Tour. „Nach der kürzlich erfolgten Beilegung des Rechtsstreits arbeiten wir produktiv auf eine endgültige Vereinbarung hin. Jede daraus resultierende Vereinbarung muss vom gesamten Vorstand der PGA Tour, einschließlich unserer Spielerdirektoren, genehmigt werden.“ Gemäß den Bedingungen der Rahmenvereinbarung wird die PGA Tour die Mehrheitsbeteiligung an dem neuen Unternehmen kontrollieren, unabhängig von der Höhe der Investition von PIF. PIF wird eine Erstinvestition in NewCo tätigen und hat das Vorkaufsrecht für weitere Investitionen. Aus der Vereinbarung geht nicht hervor, was mit der LIV Golf League geschehen wird, die von PIF finanziert und vom zweifachen Open Championship Gewinner Greg Norman angeführt wird.
US-Kartellbehörde prüft
Die geplante Allianz wird von der Kartellabteilung des US-Justizministeriums und zwei Ausschüssen des US-Senats untersucht. Der ständige Unterausschuss für Untersuchungen des US-Senats hat Monahan, Norman und Al-Rumayyan eingeladen, bei einer Anhörung über die geplante Partnerschaft der Unternehmen auszusagen. Aktuell haben jedoch aufgrund von angeblichen “Terminkonflikten” alle drei ihre Teilnahme abgesagt. „Unser Ziel ist es, die Fakten über den Deal der PGA Tour mit dem Saudi Public Investment Fund aufzudecken und herauszufinden, was die saudische Übernahme für die Zukunft dieser geschätzten amerikanischen Institution und unser nationales Interesse bedeutet“, sagte Senator Richard Blumenthal, Vorsitzender des Unterausschusses, in einer Erklärung vom 21. Juni. Die PGA Tour wiederum erklärt, dass die neue Vereinbarung mit PIF keine Auswirkungen auf ihren Betrieb haben wird. Sie würden weiterhin als steuerbefreite Non-Profit-Organisation agieren und ihre Terminplanung, die Sanktionierung von Veranstaltungen, Regeln und Wettbewerbe kontrollieren. „Diese Behauptung wirft zusätzliche Fragen über die Bedingungen der Vereinbarung auf und darüber, ob eine ausländische Regierung indirekt von den Bestimmungen der US-Steuergesetze profitieren kann“, entgegnete Blumenthal in einem Brief an Monahan und Norman. Fazit: Im Großen und Ganzen ist sich die Allianz einig, der Teufel liegt jetzt im Detail. Das Kriegsbeil ist begraben, ob Monahan und Norman in Zukunft aber noch zu den Golf-Häuptlingen zählen (sollten), ist anzuzweifeln. Monahan hat sich nach dem Dunne-Deal krankheitsbedingt abgemeldet und Norman ist selbst- oder Saudi-bestimmt seit der Allianz-Bekanntgabe, mit einem Maulkorb unterwegs. «SH