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Reise

Golf in St. Andrews – Unsere Insider-Tipps

4. März 2020
Golfanlage St. Andrews
Foto: St. Andrews Links

Im schottischen St. Andrews ist man den Wurzeln des Golfsports ganz nah. Unser Autor und Großbritannien-Experte Jochen Taaks verrät, wie Sie an eine Teetime auf den berühmten St. Andrews Links kommen – und was die Region darüber hinaus zu bieten hat.

Unsere Reise startet am schnuckeligen und übersichtlichen Flughafen in  der schottischen Hauptstadt Edinburgh. Zum Car Rental geht es hier links entlang, ca 800 m zu Fuß. Mit dem Mietwagen fährt man (auf der LINKEN Seite!) über drei Kreisverkehre in Richtung A9, unter dieser hindurch und auf der anderen Seite hinauf. Nach rund zwei Kilometern geht es rechts aus dem Kreisel raus auf die M90, die über die neue Brücke über den Firth of Forth führt. Am anderen Ufer erreicht man Fife. Das Kingdom of Fife, kurz „The Kingdom”, war nach Abzug der Römer bis ins frühe Mittelalter hinein ein Teilkönigreich der Pikten. Der Name hat sich erhalten. Buch- oder Filmtitel wie  „Golf in the Kingdom” spielen noch heute darauf an. Von hier aus braucht man noch eine knappe Stunde bis nach St. Andrews. Ich empfehle, der M90 bis zur Ausfahrt Nr. 8 zu folgen und dann über Cupar nach St. Andrews zu fahren. Kurz vor St. Andrews sieht man links die Golfplätze liegen. Ich steuere nach der Fahrt durch das Stadttor als erstes Ziel gern den Old Course an: Am Kreisel geradeaus in die North Street, dann nach 50 Metern links in die Golf Street. Dort geht es zwischen R&A Clubhaus und Golfmuseum hindurch, den riesigen Strand entlang bis zum Clubhaus des Links Trust. Hier kann man parken, einen Kaffee trinken und dem Clubhaus aufs Dach steigen. Die ganze Pracht und historische Wucht von St. Andrews Golf liegt einem von hier aus zu Füßen. Seit 500 Jahren wird in St. Andrews Golf gespielt, ursprünglich auf 10 Löchern. Sonntags ist der Old Course jedoch gesperrt und man kann ihn bewandern. Die Gründe dafür liegen in alten Zeiten, als die Bürger angehalten waren, am Sonntag die Kirche zu besuchen und das Gelände an diesem Tag für die Kaninchenjagd freigegeben wurde. Typisch Schottland, dass sich solche Traditionen bis heute erhalten haben. Überhaupt, die Geschichte: Die Vergangenheit englischer Herrschaft über Schottland und die Kriege zur Befreiung sind im Gedächtnis der Schotten fest verankert. William Wallace etwa, im Film „Braveheart” verewigt, gilt als Volksheld. Das Monument zu seinen Ehren in der Nähe von Stirling, wo er die Engländer 1297 an der Stirling Bridge schlug, ist einen Besuch wert. Ebenso Scone Palace bei Perth: Hier kann man die Kapelle besichtigen, in der schottische Könige wie Macbeth und Robert the Bruce gekrönt wurden. Fremden gegenüber sind die Schottem generell sehr aufgeschlossen, freundlich und hilfsbereit – solange man nicht aus England kommt. Ihr „Englisch” ist schwer verständlich. Schönes Beispiel: Edinburgh sprechen sie wie „Embra” aus, wobei das „m” etwas länger gezogen ist. Sobald sie aber hören, dass man kein Einheimischer ist, schalten sie ihren Slang ein paar Gänge zurück und man kann sie gut verstehen.

Eine Schnitzerei des Heiligen Saint Andrew

Eine Schnitzerei des Heiligen Saint Andrew (Foto: Kim Traynor)

St. Andrews ist eine kleine Stadt mit einer bedeutenden Universität, die in Großbritannien gleich nach Oxford und Cambridge kommt. Prinz William und Kate Middleton haben hier studiert und sich kennengelernt. Am Ende der North Street wirbt ein Café noch heute damit, dass dort ihr erstes Date stattfand. Studierende aus aller Herren Länder prägen das Stadtbild. Die Gebäude hingegen sind alt und sehr malerisch. Der Kern des Städtchens besteht aus drei Parallelstraßen, der North, der Market und der South Street mit interessanten Shops und Restaurants. Ein Highlight in der Market Street ist zum Beispiel Luvians Bottleshop mit einer gigantischen Auswahl an Malt Whiskys zu belastbaren Preisen. Zu den Golfplätzen des Links Trust geht man von hier aus zu Fuß.

Fast überall in Schottland werden die Linksplätze von den jeweiligen Gemeinden bewirtschaftet. Golfclubs sind hier reine Versammlungsstätten der Golfer. Häufig gibt es mehrere am Ort für verschiedene Zielgruppen. So auch in St. Andrews, wo der Royal and Ancient Golf Club ein wunderschönes, weltbekanntes Clubhaus besitzt, das sehr exklusiv ist. Selbst die Bänke davor sind mit dem Hinweis „Members only” beschriftet. Die Plätze werden aber vom St. Andrews Links Trust gemanaged. Ich habe mich bisher immer gegen das Spiel auf dem Old Course entschieden, weil es sehr aufwendig ist, dort Startzeiten zu bekommen und der Platz sehr intensiv bespielt wird. Auf den charakteristischen Doppelgrüns sieht man oft 16 Personen gleichzeitig, je vier Spieler und vier Caddies in jede Richtung. Ich empfehle den Jubilee oder den New Course, beide um die 120 Jahre alt, die direkt an den Old Course angrenzen und ihm sehr ähnlich sind. Hier bekommt man leicht Startzeiten, auch für Gruppen. Der Preis ist mit 85 GBP angemessen und man kommt gut über die Runde. Die einheimischen Golfer sind sehr erfahren und spielen für deutsche Verhältnisse ziemlich schnell. Das kann einigen Druck von hinten geben, wenn der Platz gut belegt ist. Wenn möglich, spielen wir daher lieber zu dritt als zu viert, um das ein wenig auszugleichen. Der Begriff „Links” bezeichnet übrigens ein Gelände, welches das Meer mit dem Land verbindet. Der Boden ist hier unfruchtbar, sandig, trocken und hart, was ihn für die Landwirtschaft ungeeignet macht. Viele der Linksplätze sind hunderte von Jahren alt. Sie sind die ursprüngliche Form des Golfspielens. Die Fairways sind sehr wellig und hart, daher kann selbst ein mittig geschlagener Ball sonstwo hinspringen. In den meisten Fällen macht er dabei auch ordentlich Länge. Anders als in Deutschland, sind die Bunker auf schottischen Linksplätzen nicht nur wesentlich tiefer, sie haben auch sehr steile Kanten. Gelegentlich bleibt einem daher nichts anderes übrig, als seitlich herauszuspielen. Es ist nicht ganz einfach, den Ball auf den harten, sehr schnellen Grüns zum Halten zu bringen. Deshalb empfiehlt es sich, den Ball deutlich vor dem Grün aufkommen und hinaufrollen zu lassen. Das Fairway ist meist kurz gehalten und hart, sodass ich oft schon in zehn oder 20 Metern Entfernung zum Grünrand zum Putter greife. Charakteristisch und weithin erkennbar ist übrigens der der Gorse, der gelb blühende und intensiv süßlich duftende Stechginster. Trifft man dort hinein, kann man den Ball getrost vergessen und einfach einen neuen spielen.

GolfNow.co.uk ist eine unverzichtbare App, die täglich stark reduzierte Greenfees für viele Plätze in der jeweiligen Nachbarschaft anbietet. Man bucht die Startzeiten darüber und bezahlt per Karte. Der anbietende Club wird innerhalb weniger Minuten informiert und ist vorbereitet, wenn man erscheint. Man zahlt pro Startzeit einen kleinen Aufschlag von 3 GBP. Hierüber sind zum Beispiel buchbar: The Torrance und The Kittocks 3 km östlich von St. Andrews (linksartige Plätze an der Steilküste), Montrose (ca. 45 Min. nördlich von St. Andrews, klassischer Linkskurs), Murrayshall (wunderschöner Parklandkurs in der Nähe von Perth).

Besonders renommierte Plätze wie die St. Andrews Links machen leider nicht mit. Dort bucht man direkt auf der jeweiligen Website:
www.linksgolfstandrews.com  – Acht Plätze rund um St. Andrews. Der Neueste ist der östlich gelegene Castle Course. Anspruchs-volles Spielen, teils über Schluchten hinweg.
www.carnoustiegolflinks.co.uk – Golfgeschichte pur, bis 15. Mai 180 GBP, danach 252 GBP.
www.crailgolfingsociety.co.uk – Balcomie ist spektakulär, mit 98 GBP aber nicht günstig.
www.scotscraiggolfclub.com – Einer der ältesten Golfclubs der Welt, gegründet 1817. Eine anspruchsvolle Mischung aus Heideland und Linkskurs. Greenfee 85 GBP, ab 14.30 Uhr etwa für die Hälfte buchbar.

Es ist eine Mär, dass es in Schottland immer regnet. Das Wetter in St. Andrews, das an der schottischen Ostküste liegt, ist vergleichbar mit dem in Norddeutschland. Allerdings ist es hier im Sommer durchweg kühler. Der Regen, der gelegentlich vom Atlantik heranzieht, erschöpft sich oft schon über den Highlands. Im Osten kommen nur noch überschaubare Mengen an. Im Durchschnitt hatte ich bei meinen bisherigen Aufenthalten meist einen Regentag pro Woche. Dennoch: Regenkleidung sollte man beim Golfen stets dabei haben. Wenn bei Ihrer Golfausrüstung etwas fehlt oder ersetzt werden muss, sind Sie in Schottland genau richtig: Hier ist die Auswahl riesig und die Preise sind durchweg niedriger als in Deutschland. In St. Andrews ist daher ein Besuch bei Auchterlonie´s Pflicht, dem ersten Golfshop am Platze.

Einen Ausflug in die Highlands sollten Sie sich nicht entgehen lassen! Planen Sie diesen möglichst an einen Tag mit schönem Wetter. Ich kann Ihnen die folgende Rundtour empfehlen: Von St. Andrews fahren Sie über Dundee und die Autobahn nach Perth, wo sich ein Abstecher zum Scone Palace anbietet. Weiter hoch geht es in Richtung Inverness auf der A9. Nach einer Dreiviertelstunde erreicht man Pitlochry, einen malerischen Ort mit zwei Whisky-Destillerien. Fahren Sie auf der A9 weiter hoch und biegen Sie nach ca. 5 Kilometern links ab zum Loch Tummel. Dort lohnt sich ein Stop am Queen’s View, der einen atemberaubenden Ausblick über den See in die Highlands bietet. Kein Wunder, dass dies im 19. Jahrhundert der Lieblings-Aussichtsplatz von Königin Victoria war! Nach weiteren knapp 10 Kilometern geht es dann in Richtung Süden nach Kenmore, direkt durch die Highlands. Kenmore ist ein schmuckes Dörfchen am Tay River. Das Kenmore Hotel ist das älteste Hotel und Pub in Schottland. Oliver Cromwell dinierte hier um 1650 während seines Schottland-Feldzuges im Englischen Bürgerkrieg sogar so gut, dass er ausnahmsweise darauf verzichtete, das Dörfchen abbrennen zu lassen. 1787 schrieb der berühmte Dichter und schottische Nationalheilige Robert Burns hier ein Gedicht, dessen Original noch heute im Pub des Kenmore Hotels zu bewundern ist. Queen Victoria und ihr Gatte Prince Albert verbrachten in diesem Hotel 1840 einen Teil ihrer Flitterwochen. Von Kenmore aus führt meine Tour als Nächstes am Loch Tay entlang. Dabei sieht man rechts den Ben Lawers, mit 1214 Metern der höchste Berg der südlichen Highlands. Die Straße am See endet zunächst in Killin. Hier können Sie die Falls of Dochart bewundern, eine breite, reißende Stromschnelle direkt an der Straße. Weiter geht es am Loch Earn entlang nach Crieff und weitere 30 Kilometer zurück nach Perth. Insgesamt ist die Strecke an einem Tag zu schaffen: Es sind rund 290 Kilometer und gut fünf Stunden reine Fahrtzeit. Wem das zu lange dauert, der kann Queen’s View auslassen und von Perth über Aberfeldy nach Kenmore fahren. Der Trip ist dann nur noch 220 Kilometer lang und dauert ohne Pausen etwa vier Stunden. In Aberfeldy empfiehlt sich der Besuch der sehr hübsch hergerichteten Whisky-Destillerie Dewar`s. Führungen starten jede halbe Stunde und kosten 10,50 GBP pro Person. Ein tolles Erlebnis für alle Whisky-Genießer!

Anreise: Nach Edinburgh kann man direkt fliegen, u.a. von Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart und München. Ansonsten fliegt man über Amsterdam oder London.
Unterkunft: Hotels und Pensionen gibt es in St. Andrews reichlich und in allen Preisklassen. Auch die Unterbringung in einer Ferienwohnung oder einem Haus ist empfehlenswert und günstig. Ich habe gute Erfahrung mit fifecottages.co.uk gemacht. Sie haben ein vielfältiges Programm und die Angebote erstrecken sich über das ganze County Fife.
Reisezeit: Als beste Reisezeit gelten Mai und Juni sowie September und Oktober. Im Sommer steigen die Preise für Unterkünfte an, St. Andrews ist weltweit als Reiseziel für Golfer beliebt. Im Sommer zieht es die Briten in Massen an die endlosen Sandstrände.
Mietwagen: Ich miete meine Autos über billiger-mietwagen.de mit einer Versicherung ohne Selbstbeteiligung. Da sich Ausflüge, z.B. in die Highlands, anbieten, sollte man das Auto ohne KM-Begrenzung mieten. Die Kosten für Leihwagen sind in Schottland überschaubar.

Jochen Taaks auf dem Old Course in St. Andrews

Foto: Jochen Taaks

Jochen Taaks lebt in Hamburg und spielt seit fast 30 Jahren Golf. Seine Begeisterung für St. Andrews entdeckte er Anfang der 2000er-Jahre, als er seinen Sohn besuchte, der dort studierte. Seitdem reist der Großbritannien-Fan jedes Jahr nach Schottland.  Neben der Region Fife haben es ihm auch Inverness, die Cairngorms und East-Lothian bei Edinburgh angetan.