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Life

Die Krux mit dem Kreuz

11. Juni 2019
Golfer stretcht seinen Rücken mit Golfschläger
Foto: Dean Drobot/123rf.com

Rückenschmerzen sind ein recht häufiges Problem beim Golfen. Warum eigentlich? Und was kann man dagegen tun?

Etwa jeder zweite Golfer hat sich während oder nach der Runde schon mal mit Rückenschmerzen herumgeplagt. Der Griff zur Schmerztablette, um weiter golfen  zu können, taugt höchstens als kurzfristige Lösung. Doch woher kommen die Schmerzen und wie kann man ihnen vorbeugen? Darüber sprachen wir mit dem Orthopäden und Sportmediziner Dr. med. Thorsten Schubert.

Warum leiden so viele Golfer/innen unter Rückenproblemen?

Die typischen Bewegungsabläufe beim Golfen, vor allem der Golfschwung, sind für unseren Rücken eine Herausforderung. Der untere Teil der Wirbelsäule, die Lendenwirbelsäule, ist für Streck- und Beugebewegungen konzipiert. Während des Golfschwungs können aber enorme Drehbelastungen auf die Lendenwirbelsäule wirken. Gerade bei Menschen, deren Muskeln nicht ausreichend trainiert oder aber bereits im Vorwege verspannt sind, kann es dadurch zu Problemen kommen.

 

Was sind typische Beschwerden?

Zu den häufigsten Rückenbeschwerden, unter denen die Deutschen leiden, gehören Verspannungen und Dysbalancen in der Rückenmuskulatur. Diese können durch einseitige Belastung, Stress und mangelnde Bewegung entstehen – und betreffen natürlich auch viele Golf-Enthusiasten. Golferinnen und Golfer im Speziellen klagen zudem häufig über Rückenbeschwerden im unteren Bereich der Wirbelsäule und an den Bandscheiben. Gerade bei einer eher schwach ausgeprägten Rücken- und Bauchmuskulatur kann schon eine ungeschickte Bewegung, zum Beispiel beim Abschlag, beim Aufheben des Balls oder beim Tragen des Golfbags zu schmerzhaften Verspannungen, Muskelrissen und -zerrungen oder Blockierungen der Wirbelsäule führen. Letzteres ist auch als „Hexenschuss” bekannt.

 

Welche Rolle spielt die Haltung beim Golfschwung?

Für den Rücken spielt sie eine große Rolle! Wenn Golfer in einer gekrümmten Haltung abschlagen, wird ein großer Teil der Rotationskraft auf die Bandscheiben übertragen. Das sind flüssigkeitsgefüllte Knorpel, die zwischen den einzelnen Wirbeln Stoßbewegungen abfedern. Auf Dauer kann eine solche Belastung dazu führen, dass eine Bandscheibe beschädigt wird. Ein solcher „Bandscheibenvorfall”, bei dem Flüssigkeit aus dem Knorpel austritt, verursacht meist starke, stechende Schmerzen, die bis in die Arme und Beine ausstrahlen können.

 

Gibt es weitere Risikofaktoren?

Ja, wer im Alltag viel sitzt und sich jenseits des Golfplatzes wenig bewegt, ist besonders gefährdet, einen Bandscheibenvorfall zu erleiden. Denn in solchen Fällen ist die Rückenmuskulatur oft zu schwach ausgeprägt, um die Wirbel ausreichend zu stützen. Außerdem brauchen die Bandscheiben regelmäßig Bewegung, um elastisch zu bleiben. Nur so kann man ihrer altersbedingten Abnutzung entgegenwirken, die bereits ab dem 30. Lebensjahr einsetzt.

 

Wie wird ein Bandscheibenvorfall behandelt?

Ist der Bandscheibenvorfall erst einmal da, kann er Betroffene mehrere Wochen lang außer Gefecht setzen. Eine Operation ist aber nur in seltenen Fällen nötig, zum Beispiel, wenn Lähmungen auftreten. Meist ist eine Behandlung mit Spritzen, Akupunktur und Physiotherapie ausreichend.

 

Und was hilft bei muskulär bedingten Rückenschmerzen?

Bei sogenannten „nicht spezifischen Rückenschmerzen”, die in der Regel auf verspannte, verkürzte oder überdehnte Muskeln zurückzuführen sind, kann eine sanfte Bewegungstherapie mit kontrollierten Übungen unter fachkundiger Anleitung eines/r Physiotherapeuten/in gute Ergebnisse erzielen. Durch die Physiotherapie lässt sich eine Lockerung der verspannten Muskulatur und die Korrektur von Fehlhaltungen erreichen.

Was kann man tun, um Rückenbeschwerden durch Golf vorzubeugen?

Ganz wichtig ist auf jeden Fall, die Muskeln in Rücken und Bauch durch gezieltes Training kräftig und flexibel zu halten. Die Rolle der Bauchmuskulatur wird häufig unterschätzt, doch auch sie trägt maßgeblich dazu bei, die Wirbelsäule zu stabilisieren. Neben klassischen Kraftübungen können hier- bei auch Yoga und Pilates gute Effekte erzielen. Vor der Golfrunde sollten die Muskeln durch Dehnübungen und lockeres Einschlagen auf die kommende Belastung vorbereitet werden. Außerdem ist es wichtig, den Golfschwung korrekt auszuführen – mit geradem Rücken und einer En-Bloc-Drehung, bei der sich Rumpf und Schultern synchron in Richtung Ziel drehen. Wer hierbei Probleme hat oder zu einem starken Overswing neigt, sollte sich von einem Pro beraten lassen.

 

Muss man beim Equipment bestimmte Dinge beachten?

Viele Golfer nutzen Schläger mit zu kurzen Schäften. Das ist problematisch, weil es den Spieler zwingt, einen Rundrücken zu machen. Durch die vorgeneigte Haltung erhöht sich jedoch die auf den Rücken einwirkende Kraft, vor allem im Treffmoment. Um das zu vermeiden, ist ein professionelles Schläger-Fitting empfehlenswert.

Dr. med. Thorsten Schubert ist Orthopäde und Sportmediziner am Orthopaedicum in Hamburg (orthopaedicum-hamburg.de). Seit gut 10 Jahren ist er außerdem begeisterter Golfer.