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Golf

Im Gespräch – Nicolai von Dellingshausen

8. April 2025
Nicolai von Dellingshausen auf dem Golfplatz

Der 32 Jahre alte Düsseldorfer ist nicht den klassischen Weg eines Golfprofis gegangen.

Im Interview mit GOLF’N’STYLE-Redakteur Julius Allzeit erzählt er davon, wie er beinahe Pilot geworden wäre, spricht über die schönen, aber auch über die Schattenseiten des Tourlebens und verrät, warum es an der Zeit war, sich eine Siebträgermaschine zuzulegen.

GOLF’N’STYLE (GNS): Nicolai, das erste Drittel der DP-World-Tour-Saison ist vorbei – der perfekte Zeitpunkt also für einen kleinen Urlaub. Erzähl mal, wo lässt du es dir gerade gut gehen?

Nicolai von Dellingshausen (NvD): Ich mache nach dem Turnier in Singapur mit meiner Freundin Ilka gerade Urlaub auf den wunschönen Malediven. Wir haben permanent so zwischen 28 und 31 Grad und waren heute Morgen schon schnorcheln. Es ist wirklich traumhaft hier.

Nicolai von Dellingshausen, verdienter Urlaub auf den Malediven

GNS: Das klingt, als könnte man es schlechter treffen. Lass uns einmal acht, neun Jahre zurückspringen und auf deinen Schritt ins Profilager blicken, auf deine Anfänge auf der Tour. Eigentlich hattest du beruflich ja andere Pläne, oder?

NvD: Richtig. Anders als viele andere Spieler habe ich nicht in den USA, sondern in Deutschland studiert und wollte dann eigentlich Pilot werden. Ich hatte mich damals bei der Lufthansa beworben und habe auch alle Assessment- und Medizintests bestanden. Allerdings war es in der Zeit so, dass sehr viel gestreikt wurde und der Konzern gerade in der Zeit die höher tarifierten Cockpitplätze im Sinne von der Lufthansa-Kerngesellschaft ausdünnen wollte. Dann neigte sich mein Studium dem Ende entgegen und ich bin in der Zeit halt immer besser geworden im Golfen, obwohl ich weniger Zeit hatte, zu trainieren. Ich weiß noch sehr gut, wie ich dann mit meinem ehemaligen Trainer Roland Becker im Cart saß und ihm sagte: „Roland, ich glaube, wenn ich noch einmal versuchen will, Profi zu werden, dann muss ich es jetzt tun.“ Er guckte mich an und sagte: „Endlich hast du es geschnallt.“

Nicolai von Dellingshausen als Pilot

GNS: Und dann gings auf der Pro Golf Tour direkt raketenmäßig los.

NvD: Ja, dann haben wir angefangen, das ganze Thema zu planen. Ich bin jemand, der sehr gerne denkt und Pläne macht. Ich habe mir vorgenommen, maximal ein Jahr auf der Pro Golf Tour zu sein. Dass ich da dann innerhalb von sieben Monaten dreimal gewinne, hätte ich nicht gedacht.

Nicolai mit seiner Lebensgefährtin Ilka Reimers bei den BMW International Open

GNS: Dadurch bist du dann direkt auf die Challenge Tour und nach einigen Jahren dann auf die DP World Tour (damals noch European Tour) gekommen.

NvD: Genau. Allein die Challenge Tour ist wirklich noch einmal ein ganz anderes Level. Und wenn du dann auf die DP World Tour kommst, dann merkst du einfach, die Spieler sind sehr komplett in ihren Skillsets. Auch die Plätze sind verrückt. Das hat wirklich nichts mehr mit normalen Golfplätzen zu tun. Die Erfahrung, die du brauchst, um dort auf diesem Niveau zu spielen, bekommst du erst nach einer gewissen Zeit.

GNS: An das Niveau konntest du dich ja mittlerweile gewöhnen. Du bist jetzt seit mehreren Jahren auf der DP World Tour unterwegs, hast zweimal schon am Sieg geschnuppert und bist auf Teneriffa und auf Mallorca Zweiter geworden, hast aber auch mehrfach um die Tourkarte kämpfen müssen. Was war für dich das bisherige Highlight, der emotionale Höhepunkt deiner Karriere?

NvD: Puh, schwer. Ich würde sagen, der zweite Platz auf Mallorca war unter den Umständen, unter denen ich ihn machen musste, auf jeden Fall ein absolutes Highlight. Das war das vorletzte Turnier der Saison, das ich spielen konnte, und ich brauchte ein Top-5-, vielleicht sogar Top-4-Ergebnis, um die Tourkarte zu halten. Und dann werde ich geteilter Zweiter. Das war wirklich crazy. Das zweite Highlight war die Saison 2024 generell. Einfach mit allen Unwägbarkeiten, mit allen Highs und Lows, mit allen Zweifeln und allem, was da irgendwie durch den Kopf ging.  Zunächst die Freude darüber, auf der Qualifying School die DP-World-Tourkarte gesichert zu haben, über die Ernüchterung, in kaum ein Event hineinzukommen, bis hin zum schweren Schritt, über die Challenge Tour erneut die Karte zu holen.

GNS: Du hast dich als sehr planvolle Person bezeichnet. Wie gehst du vor in Bezug auf Saison- und Karriereziele?

NvD: Das ist eine interessante Frage, weil ich gerade dabei bin, herauszufinden, was für mich jetzt der richtige Weg ist. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, einfach mein bestes Golf zu spielen und zu schauen, was passiert. Und ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, mir ein Ziel zu setzen oder auf eine Vision hinzuarbeiten. Ich habe allerdings auch mit beiden Wegen schon negative Erfahrungen gemacht. Ich performe in der Regel ziemlich gut unter Druck, aber aktuell kann ich darauf keine richtige Ja-nein-so-mache-ich-das-Antwort geben.

GNS: Was für eine Rolle spielt denn auch deine Freundin Ilka in dem Fall? Sie spielt ja auch ziemlich gut Golf und begleitet dich gelegentlich als Caddie.

NvD: Sie unterstützt mich total. Wir beide unterstützen einander auf unseren jeweiligen Wegen. Sie hört mir zu, wenn ich es brauche. Letztlich ist es aber in einer Beziehung auch so, dass man den anderen auch einfach mal machen lassen muss. Auch wenn man sich von außen denkt, was macht er denn jetzt schon wieder. Manchmal muss man auch auf die Schnauze fallen und selbst daraus lernen. Das ist der nachhaltigere Weg. Aber ich bin auf jeden Fall froh und glücklich, sie an meiner Seite zu haben.

GNS: Wenn wir jetzt von der weniger sportlichen Seite auf deine Karriere blicken. Wie sehr genießt du eigentlich das Leben als Tourprofi? Was sind in deinen Augen die positiven Dinge, was sind die Schattenseiten als Leben eines Profigolfers?

NvD: Generell bin ich sehr glücklich und sehe es als Riesenprivileg, diesen tollen Sport auf dem Level, mit den Leuten, ausüben zu können. Aber es gibt auch Momente, da würde ich am liebsten einfach alles zur Seite hauen und sagen: „Weißt du was, ich habe keine Lust mehr.“ Nicht nach dem Schema, ich habe keine Lust mehr Profi zu sein, sondern es ist so diese Phase, durch die man geht als Sportler, als Mensch generell, in der du dir sagst: „Ich mache doch, ich gebe doch mein Bestes. Ich versuche, wirklich einfach nur erfolgreich zu sein in dem, was ich tue.“ Und es funktioniert einfach trotzdem nicht. In dem Moment sitzt du da und denkst dir: „Warum machst du das eigentlich? Warum gebe ich eigentlich jeden Tag mein Bestes, nur um dann frustriert zu sein?“ Auch das Privatleben leidet natürlich als Profi. Man ist viel unterwegs. Da ist es schon schwer, wirklich intakte, langfristige Freundschaften aufrechtzuerhalten, weil die wenigsten diesen Lebensstil einfach nachvollziehen können. Auf der anderen Seite liebe ich das Reisen total, die Orte, die wir sehen. Und ich fliege natürlich gerne (lacht).

GNS: Das kann man sich bei dir als Fast-Pilot ja denken. Neben deiner Passion für Flugverkehr: Was machst du sonst eigentlich, wenn du nicht auf dem Platz stehst?

NvD: Ja, ich bin schon ein totaler Aviation-Geek. Wenn ich irgendwo ein Flugzeug am Himmel sehe, dann schaue ich bei Flightradar erst einmal, wo es hinfliegt und was das für eine Maschine ist. Ich bin jetzt aber auch in einem Alter angekommen – dazu habe ich neulich ein lustiges Bild gesehen, in dem du mit Anfang 30 dir entweder eine Siebträgermaschine oder ein Rennrad anschaffst. Ich habe mich für Ersteres entschieden (lacht). Ansonsten lese ich viel, koche gerne oder gehe mit Ilka im Sommer Stand-up-paddeln.

Nicolai von Dellingshausen auf Ent- deckungstouren

GNS: Was du auch viel machst, ist in den sozialen Medien deine Fans und Follower ins Leben eines Tourspielers mitzunehmen. Ist das etwas, das dir Spaß macht, oder machst du das auch aus Gründen der Selbstvermarktung, gerade was Sponsoren angeht?

NvD: Sowohl als auch. Mir macht es Spaß, die Leute mitzunehmen. Weil es schwierig ist, das, was ich tue, greifbar zu machen. Zwar spiele ich den gleichen Sport wie ein Golfer mit Handicap 20, am Ende dann aber doch einen ganz anderen Sport.

Natürlich ist da aber auch ein unternehmerischer Gedanke dabei. Ich muss mich ja irgendwie nach außen präsentieren. Im deutschen Golf ist es schließlich nicht so, als kämen die Sponsoren automatisch, sobald du gut genug spielst. Mir macht es aber einfach auch Spaß, kreativ zu sein, und das Feedback, das ich bekomme, ist überwiegend sehr positiv.

QUICKFIRE QUESTIONS

Lieblingsplatz: Kingsbarns
Lieblingsturnier: BMW PGA Championship
Lieblingsschläger: Driver
Traum-Vierer: Rory McIlroy, Adam Scott und Scottie Scheffler
Lustigster Spieler auf der Tour: Li Haotong

Schönster Schwung auf der Tour: Angel Ayora
Nächster Deutscher, der auf der Tour gewinnt: na, hoffentlich ich!

Fotos: BMW Golf Sport, Getty Images, Nicolai von Dellingshausen privat

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