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Golf

Der Mann fürs Grüne bei Green Eagle Golf

26. Juli 2018Juli 27th, 2018

 

Wie bereitet man einen Golfplatz auf ein Turnier wie die Porsche European Open vor? Das fragten wir Michael Blesch, Erbauer und Betreiber der Green Eagle Golf Courses in Winsen.

 

Von einem eigenen Golfplatz träumte Michael Blesch bereits, als er in St. Dionys seine Ausbildung zum Golflehrer machte. Also überredete er Ralf Lühmann, seinen besten Freund seit Kindertagen, gemeinsam einen Golf Club zu gründen. 1997 eröffneten die damals 25-Jährigen die Green Eagle Golf Courses in Winsen (Luhe). Das Konzept: Golfen für jedermann zu erschwinglichen Preisen.

Seit 2008 umfasst die in Eigenregie erbaute Anlage 186 Hektar und bietet neben einem öffentlichen 6-Loch-Platz mit Par 3 den 18-Loch Süd Course sowie einen 18-Loch-Meisterschaftsplatz, den Porsche Nord Course. Auf diesem findet im Juli bereits zum zweiten Mal die renommierte Porsche European Open statt.

„Ich habe alle Plätze mit gebaut und die Fairways mit eingesät.“

Herr Blesch, Sie haben nicht nur das Platzdesign von Green Eagle konzipiert, sondern auch beim Bau mit angepackt. Gilt das auch für den Porsche Nord Course?

Ja, ich habe alle Plätze mitgebaut und die Fairways mit eingesät. Die Fairways 15 und 16 haben wir damals zu dritt an nur einem Tag eingesät – und zwar von Hand, ohne Traktor. Wir haben um 5 Uhr morgens angefangen und abends gegen 22 Uhr aufgehört. An diesem Tag habe ich gefühlt 5 Kilo abgenommen (lacht).

Hatten Sie schon damals im Sinn, dass auf der Anlage Turniere wie die Porsche European Open ausgetragen werden könnten?

Ja, auf jeden Fall. Deshalb haben wir die Fairways gleich so eingesät, dass sie in einer Top-Qualität gemäht werden können. Dadurch haben wir mit die besten Fairways in Europa. Auch die Länge des Nord Course liegt mit 7.161 Metern ja klar über Amateurlevel. Hinzu kommt, dass wir durch unsere Nähe zu Hamburg eine optimale Infrastruktur für ein solches Event haben. Wir sind gut erreichbar und haben genügend Parkplätze.

Wie machen Sie die Fairways auf dem Nord Course turnierfest?

Zunächst mal haben wir die heimische Grassorte Agrostis capillaris ausgesät, weil sie sehr kurz geschnitten werden kann und eine sehr dichte Blattmasse hat. Dadurch neigt diese Sorte aber auch dazu, schnell zu verfilzen. Deshalb müssen wir die Fairways regelmäßig vertikutieren, striegeln und aerifizieren – ähnlich wie auf einem Grün also. Allerdings ist die Rasentragschicht auf den Fairways dicker – hier haben wir 20 cm, auf den Grüns nur 12 bis 15 cm Rasen.

Was wäre schlimm daran, wenn das Gras verfilzt?

Es kann dann sehr schnell Trockenstellen bekommen. Oder aber Pilzkrankheiten, wenn es viel regnet und das Gras zu nass wird.

Werden die Fairways vor dem Turnier häufiger gemäht?

Wir fangen spätestens eine Woche vorher an, die Fairways täglich zu mähen. Dann nehmen wir auch das Schnittgut runter, damit der Rasen zum Turnier relativ mager ist. So bleibt er auch bespielbar wenn es, wie im vergangenen Jahr, mehrere Tage lang stark regnet.

Sind die Fairways so angelegt, dass Regen besonders schnell abfließen kann?

Wir haben den Platz mit einem Oberflächengefälle gebaut und kommen so komplett ohne Drainagen aus. Unsere Fairways müssen das Wasser also nicht schlucken, sondern es wird in die umliegenden Seen abgeführt. So macht es bei uns keinen großen Unterschied, ob es einige Milliliter oder mehrere hundert Liter pro Quadratmeter regnet. Eine Drainage kann das Wasser zwar etwas schneller ableiten, aber gerade in Norddeutschland, wo man regelmäßig Starkregen hat, ist das Bauen mit Oberflächengefälle meiner Meinung nach viel geeigneter. Wir haben noch ein paar Verbesserungen vorgenommen, sodass wir jetzt auch das Grundwasser schneller abfu?hren können. Bei dem Starkregen während der Porsche European Open im letzten Jahr war in Hamburg kein einziger Platz bespielbar, es waren alle geschlossen. Aber wir haben trotzdem noch die Tour durchgeführt.

 

Die Bunker haben hier einen groben Sand, der fast schon an Kies erinnert. Warum haben Sie den ausgewählt?

Spielerisch ist der Sand super, weil er richtig fest ist. Dadurch vermeiden wir, dass lange Schläge Steckschüsse ergeben. Über die Jahre ist der Sand allerdings vom Regen etwas ausgewaschen. Das heißt, die Feinanteile sind nach unten gesickert. Deshalb sieht der Sand jetzt so grob aus, das war anfangs noch nicht so. Vor dem Turnier werden wir den Sand nun gegen einen feineren austauschen, zumindest in den Grün-Bunkern.

Haben sich Golfer über den Sand beschwert?

Am Bunkersand scheiden sich doch immer die Geister. Und es gibt auch immer einige, die den Sand als Ausrede für mangelndes Können nutzen – der ist dann entweder zu weich oder zu hart. Spielerisch gab es an unserem Sand nie etwas auszusetzen, sonst wäre er für die Tour nie zugelassen worden. Aber da Bunkersand sowieso alle paar Jahre ausgetauscht werden muss, gehen wir das jetzt schon mal an.

Wie viele Greenkeper haben Sie aktuell im Einsatz?

Zwölf Leute – vier auf dem Süd Course und acht auf dem Nord Course. Aber eigentlich bräuchten wir noch mehr.

Zusätzlich arbeiten Sie aber auch mit selbstfahrenden Mähern …

Ja, richtig. Allerdings sind das keine Mähroboter, wie sie auf einigen Plätzen verwendet werden. Die schneiden das Gras nicht kurz genug. Wir haben klassische Aufsitzmäher, die mit einem GPS-System ausgestattet sind. So können sie autark mähen, sogar auf den Fairways. Es muss aber immer ein Greenkeeper in der bei Nähe sein, der die Graskörbe ausleert, wenn sie voll sind.

Haben Sie das Gefühl, dass die Golfer die hohe Rasenqualität des Platzes würdigen und sich Mühe geben, ihn pfleglich zu behandeln?

Ja, das würde ich sagen. Das ist wahrscheinlich wie bei Autos: Wenn ich einen schönen neuen Porsche fahre, will ich da bestimmt keinen Kratzer drin haben, weil das doof aussieht. An einem zugestaubten Geländewagen stört eine Macke mehr oder weniger aber kaum. Bei uns machen die meisten Spieler ihre Pitchmarken ordentlich wieder raus. Außer, wenn es regnet – dann wollen die Leute lieber schnell zurück unter ihren Schirm …

Was bedeutet so ein „Porsche unter den Golfplätzen” eigentlich an finanziellem Aufwand?

Allein in den letzten zwölf Monaten haben wir einen sechsstelligen Betrag in die Pflege des Platzes investiert, um ihn für die Tour fit zu machen. Wichtig ist, dass die Grüns relativ fest sind, damit sie zu den Nachmittags-Startzeiten noch die gleiche Qualität haben wie morgens – ohne Fußabdrücke oder Ähnliches. Um das zu erreichen, werden sie gegradet, aerifiziert, vertikutiert und mehrfach gesandet. Die Maschinen, mit denen wir aerifizieren, kosten zum Beispiel 35.000 Euro das Stück. Und pro Grün gehen etwa 1.000 Euro an Sand drauf. Das ist schon ein Budgetfaktor. Aber der Golfplatz ist nun mal meine Leidenschaft. Deshalb stecke ich mein Geld lieber hier in den Rasen als zuhause (lacht).