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Golf

Der Herr der Bälle: Interview mit Nikolaus Peltzer

17. Oktober 2018
Markus Salzmann und Nikolaus Peltzer im Interview
Foto: mal

Als General Manager für Zentraleuropa bei Acushnet bestimmt Nikolaus Peltzer entscheidend mit, welche Schläger und Golfbälle wir kaufen können. Im Interview erklärt er, warum Qualität und Innovation für ihn an erster Stelle stehen.

Seit Dezember 2014 ist Nikolaus Peltzer General Manager für Zentraleuropa bei der Acushnet Company, dem Dachkonzern der weltbekannten Golfmarken Titleist, FootJoy und Pinnacle. Der 51-Jährige Wiesbadener verantwortet die strate-gische Ausrichtung der Marken in Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden, Österreich, Italien und Osteuropa. GOLF’n’STYLE traf Nikolaus Peltzer in der Acushnet Europazentrale in Limburg an der Lahn zum Interview über Qualität und Innovationen beim Golf-Equipment und die Frage, wie sich der Spaß am Golfen noch steigern lässt.

Herr Peltzer, seit Phil Young, der Gründer von Acushnet, 1935 den ersten Titleist Golfball produzierte, hat sich einiges getan. Heute produziert das Unternehmen auch Golfschläger, Taschen und mehr …

Das stimmt. Angefangen hat bei uns aber alles mit dem Wunsch von Phil Young, den besten und hochwertigsten Golfball auf dem Markt zu entwickeln. Das ist die Triebfeder, die uns auch heute noch antreibt. Wir verstehen uns auch nach wie vor als Golfballhersteller. Die Produkte, die wir später ergänzt haben, wie Schläger, Taschen und Handschuhe, haben wir auch im Portfolio, um den Ball-Verkauf zu stützen. Denn jemand, der unsere Schläger und Taschen mit auf die Runde nimmt, wird wahrscheinlich auch einen Golfball von Titleist spielen.


… und dann kam ja auch noch die Marke FootJoy dazu.

Ja, vor gut 30 Jahren hatte Acushnet die Möglichkeit, das Unternehmen aufzukaufen und so auch im Bereich Schuhe und Handschuhe aktiv zu werden. Klar, dass man da nicht nein sagt. Übrigens wird unser Portfolio ja auch noch durch die Putter-Marke „Scotty Cameron”, sowie unsere Wedges von Bob Vokey abgerundet. Die Putter dieser Marke führen bei den weltweiten Touren regelmäßig die Countlisten an.


Wie würden Sie mich überzeugen, einen Golfball von Titleist zu kaufen und nicht von der Konkurrenz?

Unser Vorteil ist ganz klar: We own the process. Soll heißen: Wenn es um die Golfballproduktion geht, liegt alles in unserer Hand. Wir haben drei eigene Ballfabriken mit über 3.000 Mitarbeitern und außerdem sehr fähige „Research & Development”-Teams von bis zu 80 Leuten, die sich mit nichts anderem beschäftigen als mit der Frage, wie man einen Golfball noch besser machen kann. Das führt dazu, dass in der „Wall of Fame” in unseren amerikanischen Fabriken etwa 1.400 Patente an der Wand hängen, die Titleist zum Thema Golfball eingereicht hat. Außerdem haben wir eine strenge Qualitätskontrolle. Bevor ein Titleist-Golfball wie der Pro V1 in den Handel kommt, hat er an die 100 Qualitätstests durchlaufen. 


Wie die meisten Hersteller bringen auch Titleist und Scotty Cameron regelmäßig neue, vermeintlich bessere Schläger auf den Markt. Ist es nach all der Forschung, die schon betrieben wurde, überhaupt noch möglich, Schläger weiter zu verbessern?

Also, ich wage zu bezweifeln, dass bei der Entwicklung irgendwann Schluss ist. Wir beschäftigen sehr talentierte Köpfe in unserer „Research & Development”-Abteilung, die die Bauweise eines Schlägers immer wieder völlig neu überdenken und zuletzt zum Beispiel das „centre of gravity” verlagert haben, um die Beschleunigung zu erhöhen. Als vor gut 10 Jahren das erste iPhone auf den Markt kam, dachten auch viele, das sei das Nonplusultra, mehr ginge nicht. Heute aber sind wir beim iPhone 10 angekommen und sehen, dass es eben doch noch besser geht. Wir haben es jetzt mit den neuen TS Drivern und TS Fairwayhölzern von Titleist auch noch einmal geschafft, uns im Vergleich zu den Vorgängerprodukten drastisch zu verbessern. Das konnte ich mir gerade bei einem Salesmeeting anschauen, wo der Trackman die passenden Zahlen zu den Schlägen geliefert hat. Und tatsächlich: Die neuen TS-Schläger haben sowohl bei der Weite als auch bei der Ballgeschwindigkeit besser performt.

Unterscheidet sich der amerikanische Absatzmarkt eigentlich signifikant von dem in Deutschland?

Unsere Zielgruppe ist auf beiden Märkten die gleiche, nämlich die Gruppe der sogenannten „dedicated Golfer”. Das sind Menschen, die sich mit dem Hobby Golf besonders intensiv auseinandersetzen, die vielleicht ein Golfmagazin abonniert haben und regelmäßig Trainerstunden nehmen. Diese Sportler und Sportlerinnen sind besonders interessiert an neuem, innovativem Golf-Equipment weil sie wissen, dass es ihr Spiel verbessert. Man kann unsere Zielgruppe aber nicht an einem bestimmten Handicap festmachen, wie es von einigen gern behauptet wird. Worin sich der amerikanische vom deutschen Markt unterscheidet, ist natürlich seine Größe: Ca. 50 Prozent unseres weltweiten Gesamtumsatzes findet allein in den USA statt. Außerdem kann man schon sagen, dass die Amerikaner uns in Sachen Golf um einige Jahre voraus sind. Wenn wir neue Absatzstrategien und Promotions andenken, schauen wir also immer gern, ob es die in den USA schon gab und wie die dort angekommen sind.


Hätten Sie ein paar Beispiele für Trends und Themen, die Sie aus Amerika übernommen haben?

Ein Thema, das in den USA schon viel länger präsent ist und das wir jetzt auch für den deutschen Markt adaptiert haben, ist die sogenannte „Golfball Education”: Wir haben festgestellt, dass wir noch mehr über die Bedeutung des Golfballs und seiner Qualität für das Golfspiel aufklären müssen. Deshalb schicken wir jetzt regelmäßig unsere Golfball Product Specialists in die Golf Clubs. Sie vereinbaren Termine mit den Mannschaften, Teams und Spielern der Clubs und führen mit diesen Ball-Fittings sowie Workshops durch. Ein weiteres Beispiel ist das Thema „Shoe Fitting”. In den USA gibt es das schon lange auch im Amateurbereich. Mit der „FootJoy Shoe Fitting Tour” wollen wir dieses Konzept jetzt auch hierzulande etablieren.


Was glauben Sie, wie sich der deutsche Golfmarkt in Zukunft entwickeln wird. Wird sich die Stagnation in den Clubmitgliedschaften fortsetzen oder rechnen Sie sogar mit einem Rückgang der aktiven Golfer?

Das ist eine gute Frage. Natürlich wünschen wir uns, dass die Zahl der Golfer in Deutschland auf dem aktuellen Niveau stabil bleibt. Wenn wir das Niveau halten könnten, auf dem wir jetzt sind, ist das ein gutes Ergebnis.


Es wurden ja schon verschiedene Entwicklungen angestoßen, mit denen der Spaß am Golfspiel gefördert werden soll. Was halten Sie von Ideen wie „Ready Golf”, breiteren Fairways oder verkürzten Roughs?

„Ready Golf” ist meiner Meinung nach eine schöne Neuregelung. Von den meisten wir das ja auch super schnell adaptiert, weil es den Spielfluss und die Spielgeschwindigkeit erhöht. Ich persönlich finde auch, dass es das Spiel kurzweiliger macht. Ob es nun der richtige Weg wäre, die Fairways zu verbreitern oder das Rough zu kürzen, damit man die Bälle sofort findet, muss jeder für sich beurteilen. Ich selbst mag  die sportliche Herausforderung. Wenn alles offen und glatt gemäht ist, nimmt das meiner Meinung nach den Reiz aus dem Spiel.


Letzte Frage: Wie sieht es eigentlich in Ihrem Bag aus. Gibt es darin etwas Außergewöhnliches?

Etwas außergewöhnlich ist das Alter meines Putters, ein Modell von Scotty Cameron aus 2015, der Futura X7. Den spiele ich jetzt im dritten Jahr, weil das Gefühl und die Optik für mich bei diesem Produkt einfach extrem gut passen. Ansonsten keine Überraschungen: Mein Driver ist der neue Titleist TS2 und bei den Eisen habe ich nach einem intensiven Fitting vom AP2 auf den AP3 gewechselt. Der ist fehlerverzeihender und bringt mir einen Längengewinn. Bei den Vokeys habe ich ein SM 7 in den Konfigurationen mit einem 46er, 52er und 56er Loft. Mein Ball ist der Pro V1, der gefällt mir am besten in der Gesamtperformance.

Herr Peltzer, vielen Dank für das Gespräch!

Nikolaus Peltzer

Nikolaus Peltzer spielt Golf, seit er 10 Jahre alt ist und hat aktuell ein Handicap von 5,4. Sein Ziel für 2019: Wieder in der Golfmannschaft des Golf-Clubs Main-Taunus zu spielen, in dem er Mitglied ist. Im Alter zwischen 16 und 18 Jahren hatte er bereits im DGV-Kader gespielt. Bevor er im Dezember 2014 bei Acushnet einstieg, war Peltzer 12 Jahre lang Geschäftsführer der Deutschen Golf Sport GmbH und führte unter anderem die Ladies German Open sowie die Kramski Deutsche Golf Liga ein. Seinen Berufsstart hatte der Wiesbadener übrigens beim Stahlriesen Thyssen, wo ihm allerdings der Bezug zu seiner Sport-Leidenschaft fehlte.