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Golf

Der Golf-Fitness Experte

29. Juni 2020
Andreas Iken, Übung mit Swingstick
Fotos: Benjamin Siebert

Wie wird man fit für die neue Golfsaison, wenn man nicht auf den Platz kann? Mit dieser Frage mussten wir uns aufgrund der Covid-19-Pandemie im März und April auseinandersetzen. Antworten fanden wir beim Diplom-Sportwissenschaftler und Golf-Physio-Coach Andreas Iken.

Bei Golf geht es um viel mehr, als mit einem Schläger auf einen Golfball zu schlagen”, sagt Andreas Iken – und er muss es wissen. Denn Iken ist nicht nur leidenschaftlicher Golfer, sondern auch Diplom-Sportwissenschaftler und Golf-Physio-Coach mit DGV-Zertifikat. Im Rahmen unserer „Train@home”-Challenge auf Instagram, bei der wir Tipps fürs Golftraining zu Hause gaben, zeigte er uns in seinen Videos hilfreiche Aufwärm- und Fitnessübungen für Golfer. Zudem verriet er uns im Interview, welche Aspekte ein erfolgreiches Golftraining ausmachen.

Herr Iken, ist ein effektives Golftraining jenseits des Platzes wirklich möglich? Und welche Voraussetzungen braucht es dafür?

In der aktuellen Situation, die wir jetzt durch die Corona-Krise haben, wird deutlich: es gibt viele Arten, um für Golf zu trainieren. Dafür muss ich gar nicht unbedingt auf dem Platz sein. Gute Beispiele boten da ja die Übungen, die ihr im Rahmen der „Train@home”-Challenge aufgezeigt habt. Auch für das Training im Winter sollte man sich von der Idee lösen, dass man sich nur mit Schläger und Ball fit für Golf machen kann. Es geht auch darum, an der Athletik und Ausdauer zu arbeiten, an der Atemtechnik – und natürlich an der mentalen Einstellung. Dazu gehört zum Beispiel die Überlegung: Wie will ich überhaupt Golf spielen?

 

Ansatzpunkte für ein Training zu Hause gibt es also viele – aber nicht alle sind für den Laien ohne Anleitung umsetzbar. Haben Sie konkrete Tipps, wie man sich während einer längeren Golfpause fit halten kann?

Golfer können eine solche Pause gut nutzen, indem sie überlegen, wie ein effizientes Aufwärmtraining für sie aussehen könnte. Viele Golfer wärmen sich nicht richtig auf, weil sie denken, das hätten sie nicht nötig, das sähe lächerlich aus und so weiter. Für gesundes Golf sollte das Aufwärmen aber eine Selbstverständlichkeit sein und zur Routine gehören. Ein Theraband und ein Rubberband sind tolle Hilfsmittel, mit denen sich viele golfspezifische Übungen zur Aktivierung und Kräftigung der Muskeln machen lassen. Einige Beispiele zeige ich in meinem Video-Beitrag zur „Train@home”-Challenge.

 

Wie lange und wie oft sollte man denn trainieren?

Optimal wäre, sich jeden Tag mindestens 20 Minuten Zeit dafür zu nehmen. Man kann das ja auch  abwechslungsreich gestalten und zum Beispiel den einen Tag Fitness- und den nächsten Tag Ausdauertraining machen. Ich selbst gehe mindestens jeden zweiten Tag laufen, im Schnitt 50 bis 60 km pro Woche. Außerdem mache ich für die Athletik ein Ganzkörpertraining, ganz klassisch mit Liegestütz und Planks, also viel Mittelkörperspannung.

Für Ihre Arbeit als Personal Fitness Coach im Golfbereich haben Sie ein Trainingskonzept namens EAGLE ausgearbeitet. Was ist das Besondere daran?

Mit dem EAGLE-Konzept möchte ich Golfern ein umfassendes Training ermöglichen, das alle wichtigen Aspekte des Golfsports abdeckt. Der Name EAGLE setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der fünf Trainingsas-pekte zusammen, nämlich Energie, Analyse, gedanklicher Fokus, Länge und Entlastung.

 

Für wen ist das Training mit dem EAGLE-Konzept geeignet?

Es richtet sich an leidenschaftliche Golfer, die nicht nur auf den Ball schlagen wollen, sondern die auch verstehen möchten, wie Golf funktioniert. Die lernen möchten, mit Frust und Demut umzugehen – und die während des gesamten Spiels körperlich fit sein wollen, statt nach 12 bis 14 Löchern einen Leistungsabfall zu erleben. Altersgrenzen gibt es dabei nicht: Meine jüngsten Klienten sind 14, die ältesten Mitte 80. Wichtig ist aber, dass die Klienten bereit sind, sich über einen Zeitraum von etwa 10 Wochen fokussiert auf das Training einzulassen.

 

Mit welchen Methoden arbeiten Sie, um den gedanklichen Fokus zu trainieren?

Jeder Golfer kennt Situationen, in denen er gestresst ist, müde wird oder Frust empfindet. Deshalb halte ich gerade das mentale Training für sehr wichtig. Viele haben es beim Golf auch mit Blockaden zu tun und kommen mit einem bestimmten Loch oder Wasserhindernis einfach nicht zurecht. In der Sportpsychologie gibt es verschiedene Methoden, die da helfen können. Zum Beispiel Atem- und Konzentrationsübungen, mit denen Anspannung und Entspannung gezielt gesteuert werden. Auch Progressive Muskel-Relaxanz und Autogenes Training können die Selbstregulierung unterstützen. Bei einigen meiner Klienten geht es zudem darum, die Kompetenzerwartung, also das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, zu stärken.

 

Trainieren Sie auch Golfer, die nach einer Operation oder anderweitiger Behandlung körperlicher Beschwerden wieder mit ihrem Sport anfangen wollen?

Ja, denn für diese Golfer ist eine Beratung durch einen Fachmann für Golf-Athletik und Golf-Physiotherapie besonders wichtig. Einfach auf den Platz zu gehen und weiterzumachen wie vorher, ist nach einer OP keine gute Idee. Zwar ist es grundsätzlich kein Problem, mit einer neuen Hüfte, einem neuen Knie oder nach einem Bandscheibenvorfall wieder Golf zu spielen. Dann sollte nach der Reha aber ein golfspezifisches Aufbautraining stattfinden. Außerdem ist es oft nötig, Anpassungen bei der Stand- und Ansprechposition oder für den Schwung vorzunehmen, damit der Golfer schmerz- und beschwerdefrei spielen kann.

Vielen Dank für das Gespräch!

+ Andreas Iken ist Sportwissenschaftler mit einem Diplom der Deutschen Sporthochschule Köln und hat beim DGV eine Ausbildung als Golf-Physio-Coach absolviert. Neben Einzelathleten hat er auch schon Mannschaften der Golf-Bundesliga betreut und mit Bundestrainer Christian Marysko zusammengearbeitet.

+ Iken spielt Golf, seit er 6 Jahre alt ist. Aktuell ist er Teil der Herrenmannschaft und der AK 30 im Wentorf-Reinbeker Golf Club.
Er spielt das Handicap -4,6.

+ Infos und Buchung unter www.andreas-iken.de