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Golf

Max Kieffer im Interview – Supermax

8. Mai 2021Juni 8th, 2021
© Stefan Heigl

Was war das für eine Ausrufezeichen: Max Kieffer ist wieder da! Bei den Austrian Open verpasst er im Stechen knapp den ersten Platz. Direkt danach haben wir für unseren Podcast „Grün & saftig” mit Max gesprochen.

Max, mit der European Tour bist Du gerade auf den Kanarischen Inseln. Davor war es Österreich mit Mütze. Ich weiß gar nicht, wie kalt war es denn da?

In den Proberunden war es sehr kalt, so um die fünf Grad. Es war auch sehr windig und dann kam noch Regen dazu. Am Wochenende ging es dann aber. Da war zum Glück der Wind weg. Ich muss sagen: Ich kenne das ja auch ein bisschen von zu Hause aus Düsseldorf, da ist es ja auch kalt im Winter. Wenn es über 5 Grad ist und kein Wind, kann man noch gut spielen. Aber wenn dann der Wind dazukommt …


Und im Vergleich dazu, wie ist es jetzt auf den Kanarischen Inseln?

Ja, hier ist perfektes Wetter! 25 Grad, schätze ich. Da brauchst Du gar nicht groß auf den Wetterbericht schauen – einfach Poloshirt an und los geht’s!

 

Das Anreisegepäck fiel also schon mal um 20 Kilo leichter aus?

Nee, der Trip ist schon recht kompliziert gewesen. Durch die ganzen Corona-Regeln fliegen wir eigentlich immer von Turnier zu Turnier. Man probiert dann nicht, zwischendurch noch einmal nach Hause zu kommen, sonst wird es zu kompliziert mit dem Testen und den Flügen. Deswegen hab´ ich für eine Woche in der Kälte und zwei Wochen auf Gran Canaria gepackt. Das war schon recht anspruchsvoll, weil der Koffer dann wirklich voll ist. Das war schon eine Challenge, das Packen.


Wie muss ich mir das mit dem Testen vorstellen? Wie läuft das ab und wie oft werdet Ihr getestet?

Meist werden wir getestet, wenn wir ankommen, bevor wird in die Bubble gehen. Auch wenn dann alle negativ sind, dürfen wir nur ins Hotel und auf den Golfplatz. Und dann müssen wir uns meist wieder zur Abreise testen lassen. Je nachdem, wo man hinfliegt, ist das natürlich ein wenig unterschiedlich. Aber es gibt eigentlich kein Land mehr, in das man ungetestet einreisen kann

Alles ist besser, als nicht zu spielen.

Ja, das auf jeden Fall! Definitiv können wir da happy sein. Wir haben echt einen ganz guten Schedule, aber es ist trotzdem um einiges anstrengender. Ich hätte nichts
dagegen, wenn es einmal wieder so wird wie vorher.

 

Lass’ uns mal über die Austrian Open reden. Das war ja schon ein ziemlicher Hammer: Du mit John Catlin im Stechen. Du hast es dann beim fünften Extraloch verloren. Das ist doch der absolute Wahnsinn! Beim vierten Extraloch hatte Catlin ja in den Bunker gehauen, Du warst auf dem Grün. Hast Du da schon gespürt: Jetzt kann ich es packen?

Ja, schon. Ich hab´ ja schon beim dritten Extraloch meinen Putt gelocht und dann hat er seinen hinterhergelocht. Aber davon bin ich noch ausgegangen, denn das sollte man tun. Man sollte immer davon ausgehen, dass der andere etwas Gutes macht – dann kann man besser reagieren. Deshalb war, nachdem er den gelocht hat, noch alles gut. aber die Lage, die er da im Bunker hatte die war schon echt … (lacht). Da macht man vielleicht bei 1.000 Versuchen einmal so einen Schlag. Das war schon echt krass. Ich hab´ nochmal mit ihm gesprochen. Er dachte selbst, dass es vorbei ist, als er den Ball da im Bunker liegen sah. Das war einfach „Hit and Hope”, ein Wahninns-Up-and-Down. Ja, und dann hab´ ich bei dem Schlag danach probiert, es arg zu forcieren. Ich dachte auch, der Ball liegt auf dem Vorgrün. Das hat man vom Tee aus gar nicht genau gesehen.

 

Dann leider wieder in den Teich – und danach sogar nochmal. Beschreib mal: Was geht da in einem vor?

Ja gut, man muss dann natürlich versuchen, auf die Fahne zu gehen, die Vier zu spielen und ein bisschen zu hoffen. Ich glaube eh, dass er sonst die Drei gespielt hätte. Am Ende bin ich natürlich enttäuscht.

Klar, die Enttäuschung ist groß. Du warst dicht dran. Aber der zweite Platz ist doch auch cool, oder?

Ja klar, das sind so ein bisschen Mixed Emotions. Auf der einen Seite bin ich happy über den zweiten Platz und darüber, dass ich gespielt habe. Auf der anderen Seite bin ich enttäuscht, weil ich so nah dran war an meinem ersten Sieg und eine so gute Chance hatte. Aber damit muss man klarkommen. Die letzte Runde, die ich gespielt habe, gibt mir sehr viel Selbstvertrauen für die nächsten Wochen.

 

Kann man das auch ummünzen in die Überzeugung: Ich bin so nah dran, jetzt kann ich auch gewinnen?

Ja, ich denke schon. Am schönsten ist aber, dass ich sehr gut Golf gespielt habe. Ein paar Jahre lang habe ich mit meinem Spiel echt gekämpft. Ich hatte eine echt schwere Zeit, in der ich teilweise dachte, nicht mehr gut genug zu sein, um hier mitzuspielen. Aber ich habe weitergemacht und bin positiv geblieben. Das war jetzt hoffentlich ein Zwischenschritt auf dem Weg in die nächste Zeit.

 

Gab es etwas Bestimmtes, das Du verändert hast?

Ja, viel in der Schwungarbeit. Als ich auf die Tour kam, hatte ich ja schon ein paar gute Jahre. Vieles von dem, was ich gemacht habe, war aber mehr Raten als Wissen. Das hat teilweise gut geklappt. Ende 2019 hab´ ich dann total den Rhythmus verloren und habe den Ball echt schlecht getroffen, weil ich zu viel ausprobiert habe. So konnte es nicht weitergehen. Ich hab´ dann mit einem neuen Trainer angefangen, mich viel mit mir selbst beschäftigt und so bis Ende letzten Jahres herausgefunden, welche Sachen genau die Richtigen für mich sind.

 

Kannst Du uns vielleicht einen Tipp geben in Sachen Schwunggedanken?

Am wichtigsten ist die Konstanz. Das sieht man auch immer wieder an den besten Spielern. Die haben einen Drill gefunden, den sie immer wieder machen und der ihnen Konstanz bringt. Wenn man dann merkt, dass es nicht mehr so gut klappt, kann man eine Kleinigkeit umstellen, um wieder die Konstanz zu finden. Ich habe es jetzt am Sonntag geschafft, meinem Schwung komplett zu vertrauen, auch wenn ich mal nervös war. Aber die Dinge, die ich gemacht habe, habe ich auch oft auf der Range probiert. Ich habe in letzter Zeit echt brutal viele Bälle gehauen.

 

Was wir so im Fernsehen sehen, das sieht immer locker aus: 170 Meter, Eisen 7, kleiner Tap-In zum Birdie. In welchem Verhältnis steht das zum Training? Etliche Stunden, tausende Bälle?

Ja, auf jeden Fall! Gerade, weil ich das Gefühl hatte, ich muss so viel an meinem Spiel verändern. Wobei das nicht nur ein Gefühl war. Man hat auch objektiv in den Statistiken gesehen, dass mein Spiel zwei Jahre lang nicht auf Tourniveau war – zumindest, was das lange Spiel angeht. Mein kurzes Spiel war immer gut. Auch mein Putten, was natürlich immer ein bisschen tagesformabhängig ist. Aber mein langes Spiel war es auf keinen Fall. Und da musste ich was verändern. Wenn ich zuhause war, hab´ ich deshalb sechs bis sieben Mal die Woche 500 Bälle gehauen.

 

Bleibt durch das Trainieren und Reisen auch privat mal etwas auf der Strecke?

Ja, klar. Da muss man schon auf Vieles verzichten. Mir kam da die Corona-Zeit fast entgegen. Du hast nicht viel Ablenkung und kannst auch mehr trainieren, ohne Angst zu haben, die Tour Karte zu verlieren. Die war ja allen Spielern sicher. Man muss dann aber auch erkennen, dass Golf nicht alles ist im Leben. Aber eine sehr, sehr schöne Nebensache natürlich!

Worauf hast du Bock, wenn du mal kein Golf spielst?

Also, ich habe immer Bock, Golf zu spielen! Ansonsten schaue ich aber auch gern Sport, bin gern in der Natur, mit Freunden wandern und verbringe viel Zeit im Fitnessstudio. Das brauche ich einfach als Ausgleich.


Wir haben schon mit Martin Kaymer mal über andere Dinge im Leben gesprochen. Wie ein Haus bauen, einen Baum pflanzen, Kinder kriegen. Er hat sowas auf dem Schirm. Wie sieht’s bei Dir aus?

Da bin ich vielleicht noch ein bisschen mehr in der Golfblase drin. Klar, ich bin nicht mehr der Jüngste. Über sowas denkt man schon nach. Aber das sind auch Dinge, die sich ergeben. Ich meine, für ein Kind braucht man natürlich auch die passende Frau, das kann man ja nicht erzwingen.

 

Und es wäre natürlich schön, wenn die auch Golf spielt?!

Ah, ich weiß nicht, ob das so gut ist. Aber sie sollte schon in irgendeiner Sache ambitioniert sein, damit sie den Golf-Tick auch nachvollziehen kann.

 

Jetzt, da es wieder besser läuft: Wo willst du noch hin? Welche Träume und Ziele hast Du?

Ich würde natürlich gern mal einen Ryder Cup mitspielen und auch gern konstant bei den Majors mit dabei sein. Ich habe zweimal die U.S. Open gespielt. Das hat schon sehr viel Spaß gemacht. Und natürlich will ich ein Turnier gewinnen, ganz klar. Was meinen Schwung angeht, gibt es auch noch Ziele. Zum Beispiel, meinen Körper ein biss- chen besser durch den Ball bewegen.

 

Bist Du auch an solchen Dingen dran, die Bryson DeChambeau macht? Zum Beispiel in Sachen Kraft?

Naja, ich bin ein ganz anderer Typ als Bryson. Seine ganze Familie ist sehr muskulös. Meine Eltern und ich sind eher schlank gebaut. Ich werde also nie dieses Gym-Programm machen können, das er macht. Ich habe auch das Gefühl, dass ich ein bisschen träge werde, wenn ich Muskeln aufbaue. In Sachen Fitnesstraining muss ich erst noch herausfinden, was genau das Richtige für mich ist.

 

Max, wir wünschen Dir auf jeden Fall erfolgreiche Turniere und viel Spaß bei einer möglichen Olympia-Teilnahme. Da hättest Du doch ganz bestimmt auch Lust drauf?

Vielen Dank! Und ja, definitiv. Olympia wäre ohne Corona natürlich noch viel cooler. Aber ich wäre gern mit dabei. «?HBA

Das ganze Gespräch könnt Ihr jederzeit in unserem Podcast „Grün & saftig” hören!

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