Ihr wolltet schon immer ein paar Schläge auf eurer Golfrunde sparen, ohne dafür wirklich etwas machen zu müssen? Ich erkläre euch, wie das funktioniert!
Trainingstipps von den Golf'n'Style-Profis
Ja, ich weiß: Die Verlockung, an möglichst jeder Bahn den Driver zu zücken und Vollgas zu geben, ist groß. Genauso groß wie das Ego, das einen glauben lässt, es sei der richtige Weg, die Fahne jedes Grüns anzugreifen. Da gibt es nur ein Problem: Wirklich clever ist weder das eine noch das andere. Wenn selbst wir Profis das nicht tun, hat das einen guten Grund. Wir sprechen in dem Zusammenhang gerne von Course-Management. Kurz gesagt, bedeutet Course-Management das clevere Spielen eines Platzes mit einem Plan und einer Strategie bei jedem einzelnen Schlag, um so unnötige Fehlschläge zu vermeiden und Schläge zu sparen. Essenziell ist es dafür, sich einen genauen Überblick über jede Bahn zu verschaffen. Am einfachsten ist das mit einem sogenannten Birdie-Book, das ihr in den meisten Golfclubs findet. Alternativ kann man dafür eine App wie „Upgame“ nutzen. Beide lassen erkennen, wie weit bestimmte Gefahrenzonen und Hindernisse von dem Ort eures Schlages entfernt liegen. Selbst die Schilder, die auf den allermeisten Plätzen an den Abschlägen stehen und anzeigen, welches Hindernis wie weit entfernt ist, können ein guter Anhaltspunkt sein. Wer einen Entfernungsmesser oder eine GPS-Uhr besitzt: umso besser. Um euch das Thema Course-Management möglichst anschaulich darzustellen, habe ich die Erläuterung in drei Teile unterteilt:
Wenn ich eine Trainerstunde gebe und mit meinen Schülerinnen und Schülern auf den ersten Abschlag gehe, fällt mir immer wieder auf, dass viele vollkommen planlos an den ersten Schlag herangehen. Einfach den Driver zu zücken und draufhzuhauen, ist nicht immer die beste Lösung. Natürlich ist der zweite Schlag einfacher, je kürzer er ist. Einen 20 Meter längeren Schlag vom Fairway zu spielen, ist aber dennoch deutlich einfacher zu kontrollieren als ein kürzerer Schlag aus dem Fairwaybunker. Beim Abschlag ist es daher vielmehr essenziell, sich zunächst einmal die Problemzonen anzuschauen, die bei eurer ungefähren Länge ins Spiel kommen können. Werft zudem einen Blick darauf, welche Seite des Fairways euch einen einfacheren Annäherungsschlag und Winkel ins Grün verschaffen könnte. Wenn es keine Problemzonen gibt, dann heißt es volle Kraft voraus. Das ist jedoch nur äußerst selten der Fall.
Beispiel Wasserhindernis
Wenn ein Wasserhindernis in eurer Driverzone auf der linken Seite liegt und ihr in den vergangenen Wochen auch noch Probleme mit einer lästigen Linkskurve hattet, fragt euch, ob es überhaupt Sinn ergibt, den Driver an diesem Loch zu spielen. Ein kürzeres Holz oder ein langes Eisen abzuschlagen, sollte hier die erste Option sein, um die Problemzone, selbst bei einem Hook nach links, ganz aus dem Spiel zu nehmen. Selbst – wenn der zweite Schlag in Richtung Grün nun länger und damit schwieriger wird – habt ihr die Gefahr des Wassers und damit womöglich einen Doppel- oder Tripplebogey aus dem Spiel genommen.
Wo ist der gute Fehlschlag?
Die nächste Frage, die ihr euch am Abschlag stellen solltet, ist: Wo liegt der „gute“ Fehlschlag? Selbst an einem Loch ohne größere Hindernisse gibt es fast immer eine bessere Seite, um die Bahn zu verfehlen, weil das Rough auf der Seite üblicherweise kürzer ist oder das Aus nicht ins Spiel kommen kann. Seid ihr vom Tee also nicht die Konstanz in Person, richtet euch lieber leicht auf die „gute“ Seite aus und fokussiert euch darauf, diese zu treffen, anstatt die Mitte des Fairways anzuvisieren.
Vorausplanung
Jeder von euch hat bestimmt auch diese eine Lieblings-Länge und diesen einen Schläger, mit dem euch am häufigsten eure besten Schüsse gelingen. Ein Teil des Course-Management besteht auch darin, vorauszuplanen und zu überlegen, wie ihr da hinkommt, diesen Schlag spielen zu können. Wenn ihr an einem 300 Meter langen Par-4 also einen 190 Meter langen Drive schlagt und nun noch 110 Meter zur Fahne habt, eigentlich aber viel lieber aus 130 Metern spielt, empfiehlt es sich, lieber mit eurem Holz oder Hybrid abzuschlagen, um zu eurer Lieblingslänge zu gelangen und eure Stärke ausnutzen zu können.
Der Annäherungsschlag, also der Schlag ins Grün, ist nicht viel anders als der Abschlag. Auch hier müsst ihr euch bewusst machen, wo die Problemzonen liegen und auf welcher Seite des Grüns ihr am meisten Platz habt. Auch hier spielt der „gute“ Fehlschlag wieder eine große Rolle, genau wie die Fahnenposition.
Beispiel Bunker
Wenn auf der vorderen rechten Seite vor dem Grün ein Bunker liegt und die Fahne unglücklicherweise genau dahinter, rechts vorn im Grün steckt, liegt die Gefahr offensichtlich darin, den Schlag ins Grün zu kurz zu lassen oder nach rechts zu verziehen. Nicht einmal wir Tourspieler attackieren immer direkt die Fahne, warum also solltet ihr das tun?
Wo ist der gute Fehlschlag?
In diesem Szenario ist der „gute“ Fehlschlag eher lang und links. Solltet ihr bei der Schlägerwahl also zwischen zwei Eisen liegen, entscheidet euch auf jeden Fall für den längeren Schläger! So nehmt ihr den kurzen Fehlschlag aus dem Spiel. Zielt nun lieber leicht auf die linke Seite des Grüns, um auch bei einem Slice oder Push nicht im Bunker zu landen. Selbst wenn der Ball nun leicht nach links fliegt und dort das Grün verfehlt, habt ihr mit dem Chip einen einfacheren Schuss als den Bunkerschlag auf die kurz gesteckte Fahne. Anders wäre die Situation bei einem Grün ohne vorderen Bunker, auf dem die Fahne ganz hinten steckt. Hier greift ihr lieber zu dem kürzeren der Eisen. Klingt logisch? Ihr glaubt gar nicht, wie viele Amateure einfach die Länge spielen, die sie mit ihrem Entfernungsmesser gelasert haben. Seid ihr dann zwei Meter zu lang, ist der Ball schon nicht mehr auf dem Grün.
Onduliertes Grün
Auch hier ist wieder Vorausplanung gefragt – gerade wenn ihr auf einem Platz spielt, der sehr ondulierte und schwierig zu bespielende Grüns hat. Macht euch klar, von wo aus es am einfachsten sein wird, so wenige Putts wie möglich zu brauchen. Gerade bei Grüns mit mehreren Plateaus entstehen schnell vermeidbare 3-Putts. Lauern keine allzu großen Hindernisse ums Grün herum, konzentriert ihr euch darauf, die richtige Ebene zu treffen. Am wichtigsten ist hier oftmals die Längenkontrolle eurer Schläge.
Wenn ihr das Grün auf wundersame Weise doch verfehlt haben solltet, ist es auch hier wichtig, euer Spiel zu managen. Dinge, die ihr auch hier beobachten solltet, sind: Wo steht eigentlich die Fahne? Wie viel Grün habt ihr zum „Arbeiten“ vor der Fahne? Geht es in Richtung Fahne, bergauf oder bergab? Wie schnell ist das Grün? Wie liegt mein Ball? Erst wenn ihr all diese Dinge wisst oder zumindest glaubt, zu wissen, solltet ihr euch entscheiden, welche Art von Schlag ihr in Richtung Fahne spielt und wo ihr diesen aufkommen lassen wollt. Liegt euer Ball im Rough (von hier aus bekommt ihr kaum Spin auf den Ball) und die Fahne steckt kurz, seid ihr praktisch gezwungen, einen hohen Ball zu spielen. Anders wenn ihr vom Kurzgemähten auf eine lang gesteckte Fahne spielt. Hier solltet ihr im Normalfall einen eher flacheren Chip spielen, der viel rollen darf.
Das Fazit
Das Wichtigste ist und bleibt aber: spielt clever! Überlegt euch vor jedem Schlag genau, was ihr eigentlich vorhabt und wie realistisch es ist, dass dieser Schlag auch funktioniert. Indem ihr die Gegebenheiten der Umgebung mit in euren Spielplan einbindet, könnt ihr, ohne an eurem Spiel zu arbeiten, eine Menge an Schlägen sparen.
Ein Birdie-Book – elektronisch oder in gedruckter Form – hilft nicht nur auf unbekannten Plätzen.
Viel Spaß beim Ausprobieren und auf eine möglichst gute Runde,
Euer Benedict Staben