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                   DER ZWEITE AKT – UND NUN?
Und genau diese waren angefressen, forder- ten Antworten und Informationen in dem Chaos. Einige sprachen von Manipulation, andere von Verrat. Und sie hatten in gewis- ser Weise recht. Vor allem jene Spieler, die den großen Scheck abgelehnt hatten und der Tour treu geblieben waren, nur damit die- se dann nachgab. Ich fragte mich: Hatten die Spieler, die samt Lebensversicherung im Ge- päck gegangen waren, etwa alles richtig ge- macht, wenn doch schon bald ohnehin der gesamte Profisport vom saudischen PIF fi- nanziert werden würde? Einige sahen das offenbar so, allen voran Ryder-Cup-Spieler Jon Rahm und Tyrrell Hatton, die im Januar die Gelegenheit nutzten, für sich und etliche Generationen danach auszusorgen. Doch wie steht es eigentlich um den Deal der Tou- ren und des PIF? Tja, man bekommt das Ge- fühl, das wüssten Herr Monahan und Co. selbst nicht so genau. Denn noch ist über- haupt gar nichts passiert. Die
Frist für die Verhandlungen der Rahmenbedingungen endete mit dem Jahreswechsel, dennoch wird weiterhin versichert, dass man auf einem guten Weg sei. Dass die Spieler dabei stets wis- sen, wie der Stand der Dinge ist, wage ich zu bezweifeln. Daran
Ein Wechselbad der Gefühle für Rory McIlroy
dürfte auch das Treffen des PGA Tour PGA Tour Player Advisory Council um Tiger Woods, Patrick Cantlay, Jordan Spieth, Adam Scott, Webb Simpson und den frisch gebackenen Sieger Peter Malnati mit PIF-Chef Yasir Al-Ru- mayyan nichts geändert haben. Ach ja, dafür ist in der Zwischenzeit ja noch etwas anderes passiert. Ende Januar gab die gemeinnützi- ge PGA Tour bekannt, dass sie einer Investi- tion in Höhe von 3 Milliarden Dollar durch die Strategic Sports Group in ihren neuen ge- winnorientierten Zweig, die PGA Tour Enter-
prises, zugestimmt hat. Das Konsortium wird zunächst 1,5 Milliarden Dollar und nach Abschluss der Verhandlungen zwischen der PGA Tour und dem PIF weitere 1,5 Milliarden Dollar zahlen. Auch die Spieler sollen daran beteiligt werden, indem sie zu Anteilseignern werden, das be- trifft 193 von ihnen. Wie viele Anteile wer bekommt, ist erfolgsabhängig. So viel sei aber gesagt: 750 Mil-
lionen von den 930 Millionen an Kapitalwert ge- hen an 36 Topspieler. Eine fette Entschädigung also für die Spieler, die sich entschieden haben, der Tour treu zu bleiben.
WAS DIE ZUKUNFT BRINGT? OFFEN!
Der hoffnungslose Sportromantiker und -fan aber, der Dinge wie Prestige, Ruhm und sportlich ausgetragene Rivalitäten schätzt, muss – überspitzt formuliert – bis zum nächsten Ryder Cup warten. Denn im Golf regiert spätestens jetzt das Geld. Zumindest so lange, bis es der PGA Tour wieder gelingt, abgesehen von den Majors, spannende Events zu kreieren, die Zuschauer vor Ort und im TV begeistern. Der Versuch, mit Elevated Events, also höher dotierten Turnieren mit klei- neren Spielerfeldern, für Spannung zu sorgen, ist jedenfalls geschei- tert. Selbst qualifizierte Spieler finden den Modus, gelinde gesagt,
bescheiden. Das Ganze Hin und Her im Golfzirkus hat ein- fach unglaublich viel Unruhe in den Sport gebracht, in dem oft nicht einmal die Spieler mehr durchsteigen. Die Zukunft des Golfsports steht in den Sternen. Ob ein Zu-
sammen- wenn er
schluss der Touren, denn kommt, einen
positiven Effekt darauf hat, bleibt abzuwarten. Viele offene Fragen über eine potenzielle Rückkehr der LIV-Spieler zum Beispiel müssen jedenfalls noch geklärt werden. Wieder einmal geht es dabei vor al- lem ums Geld. Bis es aber so weit ist, könnte noch viel Zeit vergehen. Denn selbst bei einer Einigung in diesem Frühjahr würde die Allianz der PGA Tour mit dem PIF wohl frühestens Ende 2025 oder 2026 in Kraft treten. Die Kartellabteilung des US-Justizministeriums hat eine Untersuchung über das mutmaßliche kartellrechtswidrige Verhalten der PGA Tour eingeleitet, und diese Untersuchung ist nicht abge- schlossen, nur weil die ehemaligen Konkurrenten jetzt Partner sind. Was genau also wann, auf welche Art und Weise, wo und wie pas- siert, weiß noch keiner. Wer bitte soll da noch durchblicken?
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           Fotos: Getty Images, LIV Golf, fabioderby - stock.adobe.com
         



















































































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