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                  golf kommentar
 KRISENMODUS
„Das war’s, ich höre auf, ich kann’s einfach nicht!“ Ich könnte wetten, fast jeder von uns Hobbygolfern war irgendwann in seiner Golfkarriere mal an dem Punkt, an dem Sätze wie dieser gefallen sind. Nur um sich schon wenige Minuten später lächer- lich vorzukommen, weil man sich von dem Lieblingshobby, das doch eigent- lich Spaß machen soll, in dem Moment
Dderart hat herunterziehen lassen.
och dieser Sport bietet nun mal eben ein großes Frustpotenzial. „Im Golf- sport herrscht eine große ‚Grundne-
gativität‘ und oftmals auch große Unzufrieden- heit“, meint auch Life- und Karriere-Coach Holger Fischer und bezieht diesen Satz eher auf das Profigolf. Fischer arbeitet mit vielen Profisport- lern aus unterschiedlichen Bereichen zusammen, unter anderem mit Marcel Siem, der sich seit der Zusammenarbeit aus der sportlichen Krise ge- kämpft hat und zum erneuten Tour-Sieger wurde. Die erwähnte „Grundnegativität“ und Unzufrie- denheit liegen natürlich, vor allem im Profibe- reich, in der Natur der Sache. Anders als beim Fußball gibt es beim Golf nicht nur einen Gewin- ner und einen Verlierer, sondern einen Sieger und rund 149 Verlierer. Oder: 149 Spieler, die das Tur- nier eben nicht gewonnen haben.
DER PREIS DES RUHMS
Wie sehr Rückschläge und Misserfolge im Golf die Spieler beeinflussen und beeinträchtigen, zeigte nicht zuletzt die zweite Staffel von Full Swing, in der unter anderem die US-Amerikaner Joel Dahmen und Wyndham Clark von Netflix be- gleitet wurden. Über Nacht war der authentische Joel Dahmen durch die erste Staffel der Serie be-
         Mit der Hilfe kam der Erfolg: Wyndham Clark holte sich den Sieg bei den US Open 2023 und die Ryder-Cup-Teil- nahme für die USA.
rühmt und vor allem wegen seiner ausgelassenen, lockeren Art schnell zum Fanliebling geworden. Doch dann folgte die vielleicht schlechteste Saison seiner Karriere – all das im Rampenlicht der TV-Kameras und Zuschauer. Schnell hatte Joel den Spaß am Golfen verloren. „Ich habe keinen Bock mehr. Durch Netflix berühmt geworden zu sein und eine 76 zu spielen, ist für mich das Schlimmste, das es gibt“, sagte der US-Amerikaner in der TV-Doku-Serie. Sein Caddy zwang ihn schließlich förmlich, sich mentale Unterstützung zu suchen. Diese fand Dahmen in Performance-Coach Chris Bertram, und seither geht es langsam bergauf.
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