
Teil 1: Der Platz – Bethpage Black
Wenn Emotionen hochkochen, halbwegs zivilisierte Fans zu leicht bekleideten und stark bemalten Patrioten werden, die besten Spieler der Welt auf dem ersten Tee ihre Beine vor Aufregung nicht mehr spüren und Golf zu einem Team-event wird, sind wieder zwei Jahre um, und es wird Zeit. Zeit für das größte, das beste, das wichtigste Golf-Event der Welt – den Ryder-Cup. Nach dem deutlichen Triumph der Europäer, welche die US-Amerikaner 2023 mit 16 ½ zu 11 ½ aus Italiens Hauptstadt Rom gefegt haben, findet die 45. Ausgabe des Prestige-Wettbewerbs im üblichen Zweijahresturnus nun wieder in den USA statt. Gelingt Luke Donalds Team die Titelverteidigung, der erste Sieg auf fremdem Boden seit 2012, oder schlagen die Amerikaner um Captain Keegan Bradley zurück? Und welche Spieler sind überhaupt am Start? Viele Fragen, denen wir uns widmen werden, sind noch offen. Eines aber steht fest: Erstmals in der Geschichte findet der Ryder Cup im Bethpage Park auf dem Black Course in Bundesstaat New York statt.
Brooks Koepka am ersten Tee während der Finalrunde der PGA Championship 2019 auf dem Bethpage Black Course.
Die Location
Aus dem historischen Rom springt der Ryder Cup in diesem Jahr also an die Ostküste der USA. Um präzise zu sein, geht es auf der Insel Long Island, die etwa so groß ist wie Mallorca und direkt an New York City grenzt, um die goldene Trophäe. Bekannt für die Vielfalt aus schmucken Dörfern, kleinen Boutiquen, malerischen Bauernhöfen, angesehenen Weingütern und prächtigen Anwesen, ist Long Island vielen primär durch die Hamptons, einem beliebten und exklusiven Reiseziel im Süden der Insel, ein Begriff. Inmitten Long Islands liegt die Stadt Farmingdale und in ihr der Bethpage State Park mitsamt des öffentlichen, von Joseph H. Burbeck entworfenen Black Courses als einer von fünf 18-Loch-Plätzen auf der Anlage.
Brooks Koepka: In Zukunft auch wieder auf der PGA Tour?
Der Black Course
„WARNUNG: Der Black Course ist ein extrem schwerer Platz, den wir nur für sehr gute, erfahrene Golfspieler empfehlen.“ Mit diesen Worten auf einem Schild wird man am ersten Abschlag des Black Courses im Bethpage Park begrüßt. Und die Warnung hat ihre Gründe. Denn tatsächlich gilt der Austragungsort des 45. Ryder Cups als einer der schwersten Plätze in den USA. Auch deshalb war das Aushängeschild der 90-Loch-Anlage bereits Schauplatz zweier U.S. Open (2002 und 2009) und einer PGA Championship (2019). Wie schwer der Platz ist, lässt sich an Tiger Woods‘ achtem Major-Sieg 2002 ablesen, bei dem er am Ende als einziger Spieler ein Ergebnis unter Par (-3) ins Clubhaus brachte. Dass der Platz für Profis an einem Sahne-Tag zwar schwer, aber wiederum fair sein kann, bewies Brooks Koepka bei seinem Triumph 2019, als er in der ersten Runde mit einer 63 (-7) einen neuen Platzrekord aufstellte.
Der Black Course und der Ryder Cup 2025
Insgesamt liegt die Schwierigkeit des Par-70 Black Courses neben der Länge des Platzes (7.436 Yards von den Championship-Tees) vor allem auch bei den Schlägen in Richtung Fahne. Viele Grüns liegen teilweise stark erhöht und sind hinter dem Fairway-Ende von fiesem, tiefem Rough und riesigen Bunkern geschützt, die oftmals größer sind als das Grün selbst. Wer hier einen schlechten Tag hat, kann richtig zerrissen werden. Die Devise für Team Europe und Team USA wird daher lauten: Fairways treffen, um die Schläge in Richtung Grün zu erleichtern, Grüns treffen, um Punkte zu holen. Schlüsselbahnen sind, wie im Ryder Cup üblich, die letzten drei, vier Löcher des Platzes – und die haben es richtig in sich, vor allem die Bahn 15. Das Par-4, die vielleicht schwerste Bahn auf dem Platz, sieht auf den ersten Blick gar nicht so tricky aus – ist sie aber! Das kleine, 50 Fuß erhöhte, von Bunkern geschützte und am schwersten zu puttende Grün des Platzes macht einen Grün-Treffer mit dem zweiten Schlag unabdingbar. Die Par-3 Bahn 17 bietet durch die Tribünen rund um das breite, von Bunkern bewachte Grün eine richtige Stadion-Atmosphäre und wird das Adrenalin der Spieler noch einmal ordentlich hochtreiben, bevor es auf die vergleichbar machbare 18 geht. Ein Birdie-Loch zum Abschluss – und Schauplatz eines denkwürdigen letzten Putts am Sonntag?
Wie Moses einst das Wasser, teilt Tiger Woods die Fanmassen, um aus dem hohen und undankbaren Rough zu attackieren.
Fotos: Getty Images