
Der Grand Slam als Kraftakt – McIlroys Rückschlag bei der PGA Championship
Der Masters-Sieg im April und der damit verbundene Karriere Grand Slam haben Rory McIlroy mehr Energie und mentale Kraft gekostet, als viele vermutet hätten. Beim zweiten der Majors 2025, der PGA Championship im Quail Hollow Club, war der Nordire chancenlos – trotz bester Voraussetzungen.
Mit dem Triumph in Augusta hatte McIlroy sein großes sportliches Ziel erreicht. Doch wer glaubte, dass nun der Knoten endgültig geplatzt sei, sah sich schnell eines Besseren belehrt. Zwar ging der Masters-Champion auf einem Platz an den Start, auf dem er bereits vier Mal auf der PGA Tour gewonnen hatte – doch es fehlte spürbar an Frische. Aussagen wie „Wenn ich an das Masters zurückdenke, könnte ich immer noch weinen“ ließen erahnen, wie sehr ihn die emotionale Belastung von Augusta mitgenommen hatte.
Der Karriere Grand Slam mag neue Kräfte freisetzen, doch unmittelbar nach dem Erfolg war McIlroys Akku leer. In Quail Hollow kam das mentale Tief zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt – und wurde durch ein technisches Problem zusätzlich verstärkt.
Driver-Verbot: McIlroys Handicap bei der PGA Championship
Was wie ein schlechter Scherz klang, wurde für McIlroy zur sportlichen Realität. Die Regelhüter von USGA und R&A kontrollierten vor Turnierstart bei rund einem Drittel des Feldes die Driver – darunter auch McIlroys Schläger, der seit über eineinhalb Jahren im Einsatz war. Ergebnis: Die Schlagfläche war zu dünn geworden und wurde wegen unzulässigem Trampolin-Effekt disqualifiziert.
Ohne seinen gewohnten Driver gelang es dem Nordiren nicht, konstant zu agieren. Nur vier getroffene Fairways in Runde eins und sechs in Runde zwei mit dem Ersatzschläger sprechen eine deutliche Sprache. Zwar rettete sich McIlroy mit +1 noch in den Cut, spielte aber im weiteren Turnierverlauf keine Rolle.
Scottie Scheffler – Sieger der PGA Championship und Symbol für Resilienz
Während McIlroy mit dem Ausscheiden zu kämpfen hatte, demonstrierte ein anderer Spieler, was mentale Stärke im Kontext der Majors 2025 bedeutet: Scottie Scheffler.
Scottie Scheffler
Auch sein Driver wurde kontrolliert und ebenfalls für nicht regelkonform erklärt – exakt das gleiche TaylorMade-Modell wie bei McIlroy. Doch im Gegensatz zum Nordiren ließ sich Scheffler nicht beirren. Auch er traf ungewohnt wenige Fairways, insbesondere am Finaltag, aber er blieb ruhig, kämpfte sich durch und gewann verdient.
Die wohl aufschlussreichste Szene ereignete sich am Sonntagmittag: Während McIlroy nach seiner Runde sein Bag im Kofferraum verstaut, kommt Jon Rahm – der spätere Zweitplatzierte – auf dem Weg zum ersten Tee vorbei. Small Talk, Handshake, zwei Richtungen. Rahm greift an, hat zwischenzeitlich sechs Schläge Rückstand auf Scheffler aufgeholt, scheitert aber am Ende an drei späten Fehlern. Für Scheffler, der sich von technischen Rückschlägen nicht aus dem Konzept bringen ließ, war der Weg frei zum dritten Major-Titel.
Nächste Station: U.S. Open in Oakmont
Viel Zeit zur Regeneration bleibt nicht. Mit den U.S. Open 2025, die vom 12. bis 15. Juni im traditionsreichen Oakmont Country Club in Pennsylvania stattfinden, steht das dritte Major in diesem Jahr unmittelbar bevor.
U.S. Open 2016 im Oakmont Country Club: Jon Rahm damals noch als Amateur im Feld.
Ob Rory McIlroy dort wieder zu alter Stärke zurückfindet, bleibt abzuwarten. Gut möglich, dass er sich seine Ressourcen einteilt – denn zwei der ganz großen Höhepunkte der Saison stehen noch bevor: die Open Championship 2025 im Juli im heimischen Royal Portrush Golf Club und der Ryder Cup 2025 im September in Bethpage, New York.
Ausblick auf die weiteren Majors 2025
Die Saison der Majors 2025 verläuft bisher mit überraschenden Wendungen und klaren Signalen: Der emotionale Druck eines Grand Slams kann lähmen – ebenso wie technische Eingriffe in die gewohnte Ausrüstung. Doch ebenso zeigt sich, dass Resilienz und Anpassungsfähigkeit auf höchstem Niveau oft die entscheidenden Faktoren sind.
Mit Scottie Scheffler hat ein Spieler den Beweis geliefert, dass man trotz widriger Umstände bestehen kann – und damit auch den Maßstab für die verbleibenden Majors gesetzt. <<SH