Hinnerk berichtet uns seine Sicht über den Sieg von Patrick Reed auf der Farmers Insurance Open. Und eines ist ihm klar dieses Gesuche nach irgendwelchen Fehlern, um diese dann freudestrahlend melden zu können, ist definitiv eine unschöne Charaktereigenschaft.
Viele fragen sich, was ist das eigentlich für ein Typ, dieser Patrick Reed. Es gibt Geschichten vom College Golf, wo er betrogen haben soll, mit Teilen seiner Familie steht es nicht zum besten, in der Beliebtheit unter den Kollegen rangiert er eher im hinteren Feld. 2019 gab es einen Vorfall im Bunker, wo er sich einen Vorteil verschafft hatte und anhand von Kamerabildern mit 2 Strafschlägen bestraft wurde.
Und jetzt bei der Farmers Insurance Open gab es einen Vorfall an der 10. Reed haut seinen Ball links neben das Green, eine Stelle mit höherem Gras und feuchten Boden. Besserlegen bei eingebohrten Bällen im feuchten Boden erlaubt. Was man dann nicht sieht ist, wie genau sein Ball liegt, als er ihn findet. Er behauptet, der Ball war eingebohrt und legt ihn besser. Anschließend holt er einen Offiziellen, der bestätigt, dass sich an der ursprünglichen Stelle eine Vertiefung befindet. Er bestätigt dann auch den Freedrop an einer Stelle, eine Schlägerlänge entfernt. Niemand, weder Flightpartner noch umstehende Zuschauer, haben gesehen, dass der Ball gesprungen wäre. Es besteht also die berechtigte Annahme, dass der Ball von Reed eingebohrt war. Erst hinterher sieht man in Kameraaufzeichnungen, dass er Ball wohl doch gesprungen ist.
Jetzt ist die Frage, ob Reed betrogen hat oder nicht. Das weiß nur er selber. Nur er selber weiß, ob der gefundene Ball eingebohrt war oder einfach nur im tiefen Gras lag. Andererseits konnte er dem Offiziellen auch sofort die Vertiefung zeigen. Hätte er die gekannt, wenn er den Ball nicht darin gefunden hätte? Ich sage: Unwahrscheinlich. Ich sage außerdem: Tatsachenentscheidung. Und ich sage noch mehr: Macht unseren Sport mit dieser „ich habe da was im Fernsehen gesehen und gehe jetzt petzen“ – Attitüde nicht kaputt!
Schummeln ist das letzte was ich kenne. Eine miese Charaktereigenschaft und ich zögere nicht, bewusste Regelverstöße zu ahnden. Aber dieses Gesuche nach irgendwelchen Fehlern und dann freudestrahlend etwas melden zu können, das empfinde ich auch als eine unschöne Charaktereigenschaft. Der Zähler hat die verdammte Pflicht, auf den Spieler aufzupassen. Beim Monatsteller genauso, wie auf der Tour. Das muss reichen. Und im Fall von Patrick Reed muss ich auch mal zwei Dinge loswerden. Ich habe ihn in Hamburg bei den Porsche Open begleitet. Ein lächelnder, unempfindlicher und positiver junger Mann. Muss ich wirklich so sagen. Den Zuschauern zugewandt und mit einem unglaublichen Talent gesegnet. Und wenn er nun wirklich ein bisschen Dreck am Stecken hat, dann ist das in vielen Dingen erstmal Privatsache. Dass er gelegentlich mal irgendwo aneckt, das mag viele abschrecken, mir persönlich ist das lieber, als nur aalglatt und ohne Konturen durch die Karriere zu marschieren.