Ein Einblick in das ProAm-Turnier beim Challenge-Tour-Finale im Club de Golf Alcanada auf Mallorca.
Das große Finale auf der Challenge Tour hätte aus deutscher Sicht nicht viel besser laufen können. Mit Nicolai von Dellingshausen hat sich beim letzten Turnier der Road to Mallorca 2024 in Alcanada der einzige deutsche Qualifizierte durch ein starkes Turnier zurück auf die DP World Tour gespielt. Am Ende sicherte sich der 31-Jährige eine der begehrten 20 Tourkarten für die hinter der PGA Tour zweitgrößte Golftour der Welt.
Natürlich hatte es auch im Vorfeld dieses Turniers, wie bei einem solchen Profi-Event üblich, ein sogenanntes ProAm-Turnier gegeben. In der Regel schlagen dabei ein oder zwei Tage vor dem eigentlichen Showdown drei Amateure gemeinsam mit einem Profi ab. Selstverständlich kann man auch hierbei in den allermeisten Fällen irgendwelche Sachpreise gewinnen, das eigentliche Ziel dabei aber ist, so pathetisch es auch klingen mag, Spaß zu haben.
Nicolai von Dellingshausen mit seinen Flight-Partnern (v.l.n.r.): Hans Peter Porsche (Inhaber Club de Golf Alcanada), Kristoff Both (Club-Direktor) und Borja Azpilicueta (Head-Greenkeaper)
(Foto: Getty Images)
Was ein ProAm Turnier so besonders macht
Mal ganz ehrlich: In welcher anderen Sportart bekommt man schon die Möglichkeit einen Profi, an dem Ort, wo er nur kurze Zeit später um einen Sieg kämpft, nicht nur zu begleiten, sondern gemeinsam mit ihm dieser Sportart, diesem Spiel nachzugehen? Man stelle sich vor, statt einem dritten Training, würden jeden zweiten Freitag Amateure gemeinsam mit den Formel-1-Piloten im Auto sitzen und mit 300 km/h den Asphalt entlangbrettern. Oder kurz vor dem Bundesliga-Topspiel steht man noch einmal gemeinsam mit seinem Lieblingsteam auf dem Rasen und trainiert Spielzüge, um sich an die Tabellenspitze zu setzen. Unvorstellbar.
Natürlich muss an dieser Stelle erwähnt sein, dass ein solcher ProAm-Startplatz weder einfach zu ergattern noch finanziell ein Schnäppchen ist. In den allermeisten Fällen sind es Sponsoren und Partner der Tour oder des Turniers, denen die Ehre zuteilwird, sich hautnah etwas von den besten Golfspielern der Welt abzuschauen. Und dann sind da eben noch wir, die Pressevertreter. Auch wir werden immer mal wieder zu einem ProAm-Turnier eingeladen. Nicht zuletzt ist dies ein Grund, der diesen Job, zu einem der schönsten überhaupt macht. Denn wie besonders ein solches Event ist, wollen wir euch in diesem Artikel am Beispiel des ProAm in Alcanada anlässlich des Challenge Tour Grand Final zu erzählen.
Joakim Lagergren und seine Flight Partner der internationalen Golf-Presse
(Foto: Getty Images)
Alcanada: Golfspielen mit Stil
Ende Oktober, mehr als 20 Grad, Sonne, eine Golfrunde auf dem Club de Golf Alcanada auf Malloca im bestmöglichen Zustand, mit einem der besten Challenge-Tour-Spieler, dem Schweden Joakim Lagergren: Besser kann es nicht werden, dachte ich mir als ich mein Golfbag in Richtung ersten Abschlag schon und ich sollte recht behalten. Doch alles schön der Reihe nach.
Als der Ansager an Tee 1 erst Joakim Lagergrens Namen ausruft und dann meinen, vergisst mein Körper kurzzeitig, dass dies bei weitem nicht mein erstes ProAm-Turnier ist. Eine ungewohnte Nervosität, die ich sonst von mir nur beim Mitfiebern beim Ryder Cup nicht aber vom Golfplatz kenne, macht sich in mir breit. Bloß nicht direkt am ersten Abschlag blamieren und das Ding einfach mal geradeaus hauen, denke ich mir und tue es natürlich nicht. Der Ball segelt nach links, ist aber vernünftig im Spiel. Alles gut. Vor für mich als Hobbygolfer ungewohnter Kulisse geht es mit einigen – wenn auch wenigen – Zuschauern auf die Runde. Der Küstenplatz im Norden Mallorcas, bekannt für seine anspruchsvollen Fairways und atemberaubenden Ausblicke auf das Mittelmeer, ist fordernd, aber unglaublich spannend und schön zu spielen. Einen Profi dabei zu haben, hilft auf jeden Fall.
Wertvolle Tipps von Profigolfer Joakim Lagergren
Joakim ist, anders als sein ebenfalls schwedischer Caddie, zwar nicht der gesprächigste Golfer, den ich bisher erlebt habe, erzählt aber dennoch einige spannende Dinge. Wir reden ein wenig über seine Karriere und den harten Weg über die Challenge Tour. Die Schläge, die Joakim an dem Tag auspackt, sind zwar nicht alle erste Sahne, vor allem seine zweiten Schläge, aber dennoch oft beeindruckend. Der Spielmodus ist, wie bei den meisten ProAms ein modifizierter Scramble. Jeder schlägt ab. Den besten wählen wir aus, schlagen alle von dort weiter und spielen ab sofort unseren eigenen Ball zu Ende. Jedes Birdie zählt und davon gelingen uns einige. Für den Sieg reicht es aber leider nicht. Das könnte zu einem Stück weit auch daran gelegen haben, dass ich irgendwann anfing, fürchterlich zu slicen. Gut, dass wir Joakim dabeihatten, der mir einen kleinen, aber sehr konstruktiven Tipp mit meinem Griff gab. Und siehe da: Plötzlich lief es wieder.
Das ist es, was so ein ProAm ausmacht. Die allermeisten Profis sind nicht nur dazu bereit, sondern sofort da, um zu helfen, wenn es aus welchem Grund auch immer mal nicht läuft auf dem Platz. Noch viel interessanter ist aber ohnehin nicht das eigene Spiel, sondern das des Profis. Die seltene Chance zu haben, hautnah mitzuerleben, wie ein Profispieler technisch und auch taktisch an einen Schlag herangeht und diesen dann genau wie mit dem Caddie besprochen spielt, ist einmalig und wirklich besonders.
ProAm: Die einmalige Erfahrung
Auch ohne den Sieg ist das ProAm am Ende des Tages also wieder eine tolle Erfahrung. Die Eindrücke, die man auf einer solchen Golfrunde mitnimmt, sind besonders und bleiben nachhaltig im Kopf. Jeder, der diese Chance, an einem ProAm teilzunehmen, einmal bekommt oder sich diese Chance leisten will, sollte sich die Möglichkeit nicht entgehen lassen. Ihr werdet es nicht bereuen, versprochen.
Aber auch ohne ProAm-Turnier ist der Club de Golf Alcanada immer eine Reise wert. Der ganzjährig geöffnete Par-72 Course im Nord-Osten Mallorcas sollte auf der Liste eines jeden Golfers, der die Insel besucht, stehen. Mehr Informationen gibt es hier. Und eine Tee-Time lässt sich auch hier gleich online buchen.