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Golf

Stefan von Stengel im Interview

12. Februar 2018März 9th, 2018
Golfphotograf Stefan von Stengel
Fotos: Alexander Hartmann

Stefan von Stengel – Golffotograf. Mit seinen großartigen, emotionalen Fotos prägt er das Bild vom Golfsport wie kein anderer. Hinnerk Baumgarten traf den Künstler mit der Wuschelmähne zum Interview.

“Die meisten Spieler erkennen mich schon von Weitem an meiner Frisur.”

Dieser Mann lebt Golf, dieser Mann brennt für ein gutes Bild – so mein Eindruck, als ich Stefan von Stengel mit seiner Kamera auf den Fairways bei der Winston Senior Open und bei den Porsche European Open beobachtete. Beim Interview in Hamburg stelle ich fest: Der Mann ist nicht nur begnadet, sondern außerdem unglaublich sympathisch!

Stefan, was warst du zuerst: Golfer oder Fotograf?

Golf ging für meine Brüder und mich los, als ich 10 Jahre alt war. Ich golfe nun also seit 48 Jahren. Mit 15 habe ich beschlossen, Fotograf zu werden. Die erste Ausrüstung habe ich von meinem Konfirmationsgeld gekauft. Gelernt habe ich als Assistent in München und Hamburg. Nach meinem Umzug in den Norden habe ich dann als Fotograf bei der BILD angefangen.

Und wie kam es zu deiner Spezialisierung auf Golffotografie?

Sportfotografie hat mich immer begleitet und Ende der 80er suchte Wilson einen Fotografen, der sich mit Golf auskennt. Anschließend bin ich dann zum Magazin Golfsport (später Golfmagazin) und habe 1988 erstmals ein Turnier fotografiert, die German Masters in Stuttgart. Olazabal hat gewonnen und die Szene hat mich nicht mehr losgelassen.

Inzwischen kennst du viele Pros seit Jahren. Was für eine Beziehung hast Du zu den Spielern?
Eine vertrauensvolle! Die meisten Spieler erkennen mich schon von Weitem an der Frisur und wissen, dass ich richtig stehe, nicht vorm Treffmoment abdrücke und eine gute Bildauswahl treffe.

Gibt es Spieler, die dich besonders beeindruckt haben?
Seve Ballesteros auf jeden Fall. Nicht nur, weil wir am gleich Tag Geburtstag haben, er war einfach ein großartiger Mann mit unglaublicher Ausstrahlung. Sergio Garcia ist für mich nach wie vor einer der sympathischsten Typen auf der Tour. Toll zu beobachten, wie er gerade leistungsmäßig explodiert. Martin Kaymer erlebe ich als einen intelligenten Mann, der immer dann richtig gut ist, wenn es schwer wird. Ich bin mir sicher, dass er noch so einiges gewinnen wird. ?Tiger Woods habe ich kennengelernt, als er noch als Amateur bei einem Tour-Event in Thailand gespielt hat. Ich habe ihn oft fotografiert, er bleibt beeindruckend. Und natürlich Bernhard Langer. Über all die Jahre hab ich das Vertrauen der ganzen Familie gewonnen und mache mit ihm auch Fotos abseits des Golfplatzes. Bernhard ist ein hochanständiger Mensch und es ist wirklich unfassbar, welche Leistung er bringt.

Wie viele Fotos machst Du durchschnittlich bei einem Turnier?
Meist fotografiere ich nicht nur das sportliche Geschehen, sondern mache für den Veranstalter auch Bilder vom Event drum herum. Dann bin ich am Tag rund 15 Stunden auf den Beinen und mache etwa 2.000 Fotos.

Welches ist Dein Lieblingsturnier?
Die Masters sind natürlich großartig. 2015 war ich das erste mal dort und ?war beeindruckt, wie hügelig das Gelände ist. Ein schöner Platz, aber auch sehr restriktiv: Die Zuschauer wirken etwas eingeschüchtert, weil sie Angst haben, Ihre Eintrittskarte zu verlieren. Noch besser gefallen mir die Open, denn Ich mag Linksplätze und den Volksfest-Charakter. Hier gibt?es auch Zuschauer mit freiem Ober- körper und Bier in der Hand, die sich aber auskennen und extrem fair sind. Die meisten Gänsehautmomente er-lebe ich beim Ryder Cup. Ich liebe die Mischung aus Teamwettbewerb und Matchplay, die dort geboten wird.

Hast Du eigentlich ein Lieblingsfoto?
Daran arbeite ich noch! Es gibt aber schon Fotos, auf die ich stolz bin – von Budersand, Föhr oder Winston zum Beispiel. Oder mein Foto von Martin Kaymer vorm Scheunentor. Auch das?Bild von Bernhard Langer vor seinem roten Mercedes mag ich sehr.

Wie kommen auch Hobbyfotografen zu einem guten Golf-Bild?
Indem sie früh aufstehen! Mit etwas?Glück kann man in den Morgenstun-?den einen schönen Sonnenaufgang über dem Golfplatz einfangen. Das?verleiht den Fotos eine ganz beson-dere Atmosphäre.

Was ist Dir wichtiger: ein perfekter Drive oder ein perfektes Foto?
Ein perfektes Foto! (lacht) Ich spiele gar keinen Driver! Aber jetzt mal ohne Scherz: Das Foto kommt bei mir immer vor dem Schlag!