
Die Kanarischen Inseln sind einer der Tourismus-Hotspots für Europäer. Ihre Nähe zu Afrika beschert den Inseln im Atlantik ein ganzjährig warmes, aber nie zu heißes Klima, kaum Regentage und ungetrübtes Badevergnügen.
Uns hat der Massentourismus bisher immer eher abgeschreckt. Unsere Reise nach Teneriffa hat uns dann aber doch angenehm überrascht: Golfvergnügen, Genuss und Gastfreundschaft zeichnen die Insel aus und es gibt viele ruhige und besondere Ecken zu entdecken. Man muss nur wissen, wo!
Im Landeanflug auf den Aeropuerto de Tenerife Sur Reina Sofía ragt der höchste Berg Spaniens, der Teide, majestätisch aus der Wolkendecke – ein wunderbarer Anblick, der Lust auf mehr macht. Auf geht es zu einer golferischen Erkundungstour über die Insel. Unser erster Standort ist das Barceló-Hotel im Süden der Insel. Ein klassisches 4-Sterne-Touristenhotel, das vor allem englische Gäste anlockt, die definitiv eine etwas andere Idee von einem Golfurlaub haben als die Kontinentaleuropäer, ausgestattet mit einer üppigen Poollandschaft und komfortablen Zimmern. In unmittelbarer Umgebung findet man jedoch den sehr schönen, von Lavagestein, Schluchten und üppigem Grün geprägten „Golf del Sur“, einen 27-Loch-Meisterschaftsplatz, der für alle Handicapklassen Spaß macht. Der erste „exciting view“ auf den Ozean ist ja immer etwas Besonderes und wahrscheinlich wären wir nur halb so begeistert gewesen, hätten wir erahnt, was die Golfperlen auf Teneriffa noch so zu bieten haben. Wir haben das Spiel entlang der beeindruckenden Schlucht San-Blas genossen, zwar nicht, was den Ballvorrat angeht, aber unbedingt wegen der topografischen Highlights drumherum und auch, weil das Clubhouse wirklich etwas von Tapas versteht. Dort war man ganz glücklich, mal regionale Köstlichkeiten zu servieren statt immer nur Fish and Chips. Kleiner Wermutstropfen: Der erste Club der Kanaren ist etwas in die Jahre gekommen, das Clubhouse wird aber gerade renoviert und egal, auf welchem Loch man unterwegs ist, man liegt in der Einflugschneise des unweit entfernten Flughafens.
Die Sterne im Blick & einen guten Wein in der Hand
Am Abend sitzen wir nicht am Strand oder an der Hotelbar, sondern besuchen ein verwunschenes Kleinod in den Bergen, das Weingut “Altos de Trevejos” mit leckeren Weinen, das über 200 Jahre alt ist und vom Winzer mit großem Sachverstand geführt wird. An einem der höchsten Weinberge Spaniens und dem sonnenreichsten der Welt, am Fuße des Teide, wo sich 23 Hektar jahrhundertealte und junge Reben entlang der Südhänge des Vulkans in den Llanos de Trevejos erstrecken, auf 1.300 Metern über dem Meeresspiegel, wachsen tatsächlich besonders fruchtig-aromtische Trauben wie Malvasia, Albillo Criollo und Muscat of Alexandria. Die eisige Kälte der Nacht, die wir an dem Abend auch zu spüren bekommen, und die intensive Sonne am Tag verleihen den Trauben einen besonderen Geschmack. Hier werden wir dann auch kulinarisch mit typischen kanarischen Köstlichkeiten versorgt, bevor wir uns den Sternenhimmel in seiner unglaublichen Intensität und Vielfalt erklären lassen.
Der grüne Norden
Zugegeben, eine Fahrt in den Norden, der durch die wilden Berge Teneriffas führt, ist nicht gerade ein Katzenspung, aber überaus lohnenswert. Etwa 2 Stunden muss man einplanen. Was einen erwartet? Grüne Bananenplantagen, üppige Vegetation, raue Klippen und eine tosende Brandung sind der erste Eindruck auf unserer Fahrt zum Buenavista del Norte, einem Linkskurs, kreiert von Seve Ballesteros. Eingebettet zwischen Atlantik und den steilen Klippen des Teno-Gebirges, bietet der Platz spektakuläre Ausblicke, die fast ablenken, wenn man sich auf dem durchaus anspruchsvollen Platz Richtung Meer vorarbeitet. Besonders die Löcher direkt am Meer haben eines gemeinsam. Sie können sich alle in die Liste der Signature Holes eintragen lassen, denn wenn man entlang der Küstenlinie spielt, die mit schroffen Felsen, aufschäumender Gischt und einem üppigen Farbenspiel das Auge erfreut, denkt man jedes Mal: „auch spektakulär“, genau wie die Löcher zuvor. Es macht einfach unglaublich Spaß, das Meer direkt anzuvisieren bei seinen Ab- oder Annäherungsschlägen, und dann möchte man in diesem Moment eigentlich nirgendwo anders sein als hier. Der Platz ist fair und erfordert bisweilen Präzision und Strategie – wer zu Fuß geht, benötigt auch eine gewisse Kondition. Er bietet jedoch für Spieler jeder Spielstärke ein rundum unvergessliches Golferlebnis inmitten einer atemberaubenden Kulisse! Ach ja, uns wurde im Vorwege viel Wind versprochen, was einen norddeutschen Flachländer nicht unbedingt stört. Damit muss man hier jederzeit rechnen, jedoch gab es keinen, als wir da waren. Es geht also auch windstill. Anschließend kann man sich hier in der modernen und guten Clubgastronomie verwöhnen lassen, wenn man nicht gleich im angeschlossenen „Hacienda del Conde“-Hotel nächtigt, einem Adults-only-5-Sterne-Hotel, das zu den „Small Leading Hotels of the World“ zählt. Oder aber man macht noch einen Abstecher nach Orotava, einer der ältesten Ortschaften der Kanaren mit einer wundervollen Altstadt, vielen kleinen Läden und Cafés.
Costa Adeje – zurück im Süden
Die Rückfahrt führt uns durch die Berge wieder Richtung Süden zur Costa Adeje. Als wir den letzten Bergkamm Richtung Südwesten überfahren, eröffnet sich uns ein beeindruckender Sonnenuntergang über der Insel La Gomera, die gefühlt nur einen Steinwurf entfernt liegt. Auf der Sonnenseite der Insel reihen sich große Luxuhotels aneinander – auch sehr touristisch, aber eine ganze Spur eleganter und gefühlt nicht ganz so überlaufen, auch wenn die Tourismuszahlen etwas anderes sagen. Hier residieren wir im Tivoli La Caleta, einem modern geführten 5-Sterne-Hotel mit einem wunderschönen Palmengarten, in dem man relaxen kann, geräumigen Zimmern und einem kultigen Beach-Club, der am Abend mit warmem Sand unter den Füßen und stylischer Einrichtung kulinarische Leckerbissen vom Feinsten serviert. Dazu ein paar coole Beats vom DJ und der Abend wird zu einem echten Highlight.
Golfclub Costa Adeje
Der Platz ist neben dem Buenavista ein weiteres Muss für Golfer. Der Championshipplatz Golf Costa Adeje ist nicht nur wegen seiner Lage ein Highlight, sondern auch wegen der Liebe zum Detail. Die Steinmauern der ehemaligen Bananenplantage erzählen die Geschichte des Ortes. Der Platz, der mehr oder weniger auf 3 Ebenen angelegt ist, bietet das ein oder andere Postkartenmotiv. Besonders spektakulär ist der Blick hinab auf der Bahn 5. Hier gab es schon den ein oder anderern Heiratsantrag. Viele integrierte Steinmauern sind nicht nur echte Score-, sondern gerade auf dem terrassierten Gelände auch echte Cartkiller. Man sollte unbedingt auf die Warnschilder achten. Nicht selten führten hier schon schmerzhafte Stunts von zu schnell und unachtsam gefahrenen Golfvehikeln zum jähen Ende einer 18-Loch-Runde, vor allem, wenn ein bisschen Alkohol im Spiel war. Der Marschall versorgt einen eben auf Wunsch auch mit Bier. Besonders spannend: Die breiten Fairways sind windanfällig, was selbst erfahrenen Spielern Strategie abverlangt. Ein Platz, der Ästhetik und Herausforderung vereint und manchmal auch Präzision und eine gewisse Weite „carry“ erfordert, denn die ein oder andere Schlucht gilt es, zu überwinden, wie an der spektakulären Bahn 7 oder an einer sportlich langen Bahn 10. Die Grüns sind schnell und onduliert. Sportliche Spieler können den Platz zu Fuß erarbeiten, ansonsten sollten sie lieber ein Cart nehmen, vor allem, wenn die Temperaturen etwas höher sind. Im schicken Clubhaus gibt es im Anschluss die richtige Stärkung, witzigerweise in Buffetform, was in Clubgastronomien nicht allzu häufig ist. Auf dem Gelände finden am Abend auch große Konzerte statt. Wer also gegen Abend spielt, kann sein Spiel gegen Ende der Runde mit einem gewissen Groove beim Schwingen verbinden, sofern einem die Musik zusagt.
Abama Golfclub
Das Beste kommt zum Schluss. Berühmt für seine Qualität war der -„Abama-Golfplatz“ schon immer. Nun wurde in diesem Jahr der Platz nach einer Erneuerung der Grüns mit Bermudagras und einer Optimierung des Wassermanagements Ende September wieder eröffnet. Der Platz der 25.000 Palmen und 22 Seen, der Wasserfälle und schneeweißen Bunker liegt in einer ruhigen südwestlichen Ecke der Insel 315 m über dem Meeresspiegel. Hier hat sich Ryder-Cup- und European-Tour-Spieler Dave Johnson ein Denkmal gesetzt. So schön ist es hier. Nicht zu Unrecht ist dieser Platz schon mehrmals zu einem der schönsten Plätze Europas und Spaniens gekürt worden. Gepflegte Fairways und strategisch gesetzte Bunker sowie sehr fordernde Grüns setzen ein gewisses golferisches Können voraus. Aber der Blick von fast jedem Loch auf den Atlantik und La Gomera entschädigt sehr, auch wenn es mal auf der Score-Karte nicht so läuft. Auch das Clubhouse wurde neu renoviert. Das dortige Restaurant „Atlantico“ bietet Hotelgästen eine schöne Alternative für Frühtück, Lunch und Abendessen mit einem Logenplatz am Meer und Fairway. Neu ist auch, dass Abama Golf täglich eine Bewässerungsberechnung durchführt, die auf Daten einer eigenen Wetterstation basiert und eine effizientere, nachhaltigere und individuellere Bewässerung für jede Fläche ermöglicht, einschließlich einer eigenen Wasserentsalzungsanlage.
Die Bettenfrage
Wer nicht weit laufen möchte, kann in den clubeigenen Hotels im Las Terrazas de Abama Suites und Los Jardines de Abama Suites nächtigen. Keine schlechte Wahl, wie wir finden. Die terrassenartig zum Meer hin angelegten Villen und Suiten bieten absoluten Wohnkomfort mit eigenen Küchen, großzügigen Wohn-Essbereichen und Schlafzimmern mit eigenem Bad. Entweder verfügt man über einen eigenen kleinen Garten mit Terrasse oder einem großzügigen Balkon mit zum Teil Meerblick. Zum Entspannen kann man die vielen Infinitypools der Anlagen nutzen und der Perfomance der Golfspieler auf dem Golfplatz zusehen – vielleicht lernt man noch etwas, während man sich entspannt seinen Körper kühlt. Auch hier sind die Sonnenuntergänge magisch. Empfehlen können wir am Abend auch einen Sundowner auf der Terrasse der Hotellobby. Einen besseren Blick auf den Golfplatz, das Meer und La Gomera gibt es nicht.
Unser Fazit
Teneriffa ist wirklich eine abwechslungsreiche Insel für unterschiedlichste Urlaubsschwerpunkte mit wunderbarer Natur (Wale, Delfine, Meeresschildkröten – alles hautnah auf einem Bootstrip zu erleben) und vor allem mit traumhaften 9 Golfplätzen, die man immer bei warmen Temperaturen bespielen kann.
Kleiner Restauranttipp: Der Fisch im Agua y Sal in Playa San Juan ist ein Gedicht – authentisch, frisch und lecker.