Zwischen Küstenpfad, Dalí-Wahnsinn und fairwayfernen Fundstücken
Wer Camiral oder – wie im zweiten Teil dieser Reihe – Peralada besucht, sollte nicht gleich wieder abreisen, sobald der Ballvorrat zur Neige geht. Die Gegend bietet vielseitige Urlaubserlebnisse, für die es sich lohnt, den Schlägersatz ruhig mal im Bag zu lassen. Ob Zipline-Abenteuer, Biketour, Bienenstockbesuch, Vogelbeobachtung oder Achtsamkeitswanderung: nachfolgend ein paar Tipps rund um Camiral oder allgemein an der Costa Brava. Eine gute Idee ist es, einfach dem Küstenpfad zu folgen – dem Camí de Ronda – von Calella de Palafrugell, einem netten, chilligen Küstenörtchen, spaziert man in gut einer Stunde nach Llafranc und Tamariu. Keine große Wanderung, aber eine, die alles bietet: duftende Pinien, Felsen, die ins Meer kippen, und immer wieder kleine Sandbuchten, in die man am liebsten einfach hineinsinken möchte. Sogar mit einem Hauch von Südseegefühl.

Cami de Ronda
CamÍ de Ronda
Die ganze 200 Kilometer lange Küstenlinie des Camís, der zu einem der stimmungsvollsten Küstenpfade Spaniens zählt und bis Frankreich reicht, lässt sich etappenweise erkunden – immer mit Meerblick und dem Gefühl, dass der Name „Brava“ (wild) tatsächlich passt. Ein besonders schönes Stück: Cala Estreta – abgelegen, aber mit Sand unter den Füßen, Pinien über dem Kopf und türkisfarbenem Wasser. Wer in Begur ankommt, merkt schnell: Viele zieht es wegen der Strände wie Aiguablava, Sa Riera oder Sa Tuna her. Doch auch ein Spaziergang durch die Altstadt lohnt – wenn besonders im September Mojitos und Musik an Kubas Einfluss erinnern – eine Hommage an Heimkehrer aus Übersee, die dem Ort einst prächtige Villen schenkten. Ganz anders Pals: mittelalterlich, still, fast aus der Zeit gefallen. Perfekt restauriert, ein Labyrinth aus engen, steilen Gassen. Wer früh kommt, hat die Altstadt fast für sich allein – allerdings auch kaum eine Möglichkeit für Kaffee. Also lieber erst im Hotel frühstücken – es sei denn, man genießt die besondere Ruhe zwischen Sandsteinhäusern und Blumenbalkonen. Überhaupt: Die Costa Brava ist gespickt mit mittelalterlichen Dörfern wie Peralada und Peratallada. An jeder Ecke warten Spuren bewegter Geschichte.
Surreal, aber schön
Und dann: Cadaqués. Weiß getüncht, schwer erreichbar – aber genau deshalb so besonders. Dalís einstiger Rückzugsort wirkt auch heute noch wie ein Ort, den man zufällig entdeckt – obwohl natürlich längst jeder davon weiß. Kleine weiße Häuser, Kopfsteinpflaster, Galerien, Cafés am Kiesstrand und ein weiter Blick aufs Meer. Wer die Serpentinen nach Port Lligat nicht scheut, kann Dalís ehemaliges Wohnhaus besuchen – allerdings nur mit Ticket und gutem Timing. Im Landesinneren wartet Figueres – Dalís Geburtsort. Wer seine Einladung annimmt, landet im Teatre-Museu Dalí: ein Ort, an dem sich alles um Surrealismus dreht. Und zwar nicht als Kunststil, sondern als Lebensgefühl. Brotlaibe an der Fassade, ein Cadillac im Hof, der innen regnet, das berühmte Lippensofa – Kunst zum Staunen, oder vielleicht doch zum Anbeten.
Mittelalter mit Serienabo
Nicht verpassen: die Studentenstadt Girona – einer der schönsten Orte Spaniens, der spätestens seit der Erfolgsserie „Game of Thrones“ auch einem breiteren Publikum bekannt ist. Diverse Szenen wurden hier gedreht. Wer durch die stille Altstadt spaziert, über die Stadtmauer blickt oder auf der monumentalen Treppe zur Kathedrale steht, weiß, warum die Stadt so beliebt ist. Am Fluss leuchten farbenfrohe Häuser, besonders schön von Eiffels roter Brücke aus betrachtet. Keine Hektik, kein Gedränge – dafür jede Menge Restaurants und Bars, 14 Michelin-Sterne und ein Radwegenetz, das fast schon neidisch macht. Wem das noch nicht reicht: Barcelona und die Pyrenäen sind ebenfalls nicht viel weiter als einen Katzensprung entfernt.
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