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Life

Zukunft auf zwei Rädern – Die Kumpan-Elektroroller

24. Juni 2020
Kumpan E-Roller
Fotos: e-bility GmbH

Mit reichweitenstarken E-Rollern will das Remagener Unternehmen e-bility die Mobilität in deutschen Städten revolutionieren. Wir sprachen mit dessen Gründer und CEO Patrik Tykesson.

Wenn es um Innovationen in Sachen E-Mobilität geht, denkt man bisher eher nicht an deutsche Unternehmen. Doch es gibt auch hierzulande Erfolgsgeschichten zu erzählen. Zum Beispiel die der E-Roller-Schmiede e-bility aus Remagen. 2010 von den Brüdern Patrik, Philipp und Daniel Tykesson gegründet, produziert das Unternehmen mit den Modellen Kumpan electric 54 iconic und inspire zwei der ausdauerndsten Elektroroller auf dem Markt. Seine bis zu 180 km/h Reichweite bei 45 km/h verdankt der Kumpan einem vom e-bility selbst entwickelten austauschbaren Batteriesystem. Wir haben mit CEO Patrik Tykesson über Hürden und Helfer bei der Entwicklung gesprochen – und auch ein wenig über Golf.

Kumpan E-Roller AkkuHerr Tykesson, warum braucht der deutsche Mobilitätsmarkt Elektroroller?
Gerade in Zeiten von Corona merken wir, dass der Individualverkehr wächst. Die Leute wollen individuell und möglichst nachhaltig am Verkehr teilnehmen. Viele wollen aber nicht gleich einen PKW fahren, sondern gezielt ein Zweirad, weil diese eine bessere Ökobilanz haben.

 

Sie entwickeln und fertigen in Deutschland am Standort Remagen. War das von Anfang an der Fall?
Die Forschung und Entwicklung lag von Anfang an hier. Allerdings hat die Produktion  zunächst zu etwa 70 Prozent in Fernost stattgefunden. Über die Jahre hinweg haben wir den Anteil, der hier in Deutschland gefertigt wird, immer weiter erhöht – bis wir uns dann entschieden haben, unser Produkt zu 100 Prozent hier zu fertigen und auch die Komponenten größtenteils aus Deutschland zu beziehen.

 

Was waren die Gründe für diese Entscheidung?
Ein wichtiger Grund war der Nachhaltigkeitsgedanke, die Transportwege so kurz wie möglich zu halten. Außerdem wollten wir uns gern in unserer Heimatregion engagieren. Hinzu kommt: Wenn wir outsourcen, zum Beispiel in asiatische Länder, haben wir zwar einen Preisvorteil. Dieser schlägt sich aber oft in einer schlechteren Qualität nieder. Zudem besteht das Risiko des Technologietransfers. Wir mussten in der Vergangenheit bereits erfahren, dass unsere Technologie sehr schnell kopiert wurde. Dadurch, dass wir nun in Deutschland entwickeln, sorgen wir dafür, dass wir unser Know-how in einem schnell wachsenden Markt bei uns behalten. Zu guter Letzt haben wir festgestellt, dass wir dank unserer hohen Effizienz in der Produktion trotz der Fertigung in Deutschland konkurrenzfähige Preise bieten können.

Mit der Entwicklung Ihres „Kraftpakets“, bei dem bis zu drei tragbare Lithium-Ionen-Akkus parallel geschaltet werden, ist Ihnen eine herausragende Innovation gelungen. Wie kam es zu dieser Idee?
Für ein Akkupack mit den Anforderungen, die wir für unsere Roller brauchen, gab es im rudimentär entwickelten Markt für E-Mobilität damals noch keine Erfahrungswerte. Somit mussten wir uns diesem Thema gezwungenermaßen selbst widmen – und haben es am Ende des Tages geschafft, den aktuell besten Akku auf dem Markt zu entwickeln. Wir haben dabei jede Komponente in Eigenregie umgesetzt. Um ein Beispiel zu nennen: Es gab keine geeigneten Stecker und weltweit auch keinen Stecker-Hersteller, der an einer Entwicklungskooperation interessiert gewesen wäre. Also haben wir dann sogar den Stecker selbst konzipiert.

 

Sie konnten mit Ihrem Konzept bereits mehrere Investoren begeistern, darunter Peter Carlsson, den ehemaligen Chief Product Officer von Tesla. Wie haben Sie ihn überzeugt, in Ihr Unternehmen zu investieren?
Peter Carlsson war nach seiner Zeit bei Tesla als Business Angel aktiv. Wir sind aufeinander aufmerksam geworden und es ist ein freundschaftliches Verhältnis entstanden. Er hat uns über zwei Jahre beraten und verfolgt, was wir getan haben. Im Zuge dessen ist er zu der Entscheidung gelangt, dass er bei uns investieren möchte. Somit war keine Überzeugungsarbeit notwendig, es war kein typischer Pitch.

 

Kumpan E-RollerIm B2B-Bereich haben Sie sich als Anbieter von Sharing-Lösungen einen Namen gemacht und arbeiten unter anderem mit den Stadtwerken in Oberhausen und Tübingen zusammen. Wie konnten Sie diese Kunden für Ihre Lösung gewinnen?
Wir haben das Produkt von Anfang an so entwickelt, dass es dem digitalen Zeitalter gerecht wird. Das heißt, dass es die Kommunikation mit dem Endnutzer bzw. in diesem Fall mit den Sharern aktiv übernimmt. Die Kunden bekommen bei uns ein Rundum-Sorglos-Paket: Sie erhalten Fahrzeuge, eine Telemetrie und eine Software – und das alles  bei einem Ansprechpartner, der die gesamte Abwicklung übernimmt. Aufgrund der Tatsache, dass wir ein elektrisch betriebenes Fahrzeug haben, ist zudem die Wartung bei unserem Produkt sehr gering. Durch die Konnektivität der Roller hat der Sharer die Möglichkeit, die Wartung over the Air zu machen und muss nur im Bedarfsfall einen Techniker zum Fahrzeug schicken. Dadurch entstehen sehr niedrige Betriebskosten.

 

Wie sehen Ihre weiteren Pläne für Kumpan Electric aus?
Ich kann verraten, dass es noch in diesem Jahr zwei neue Modellvarianten unseres Hauptproduktes 1954 Ri geben wird. Das Highlight darunter ist der Roller mit 100 km/h-Spitzengeschwindigkeit. Er wird das bisher einzige Produkt auf dem Markt sein, das in dieser Fahrzeugklasse eine solche Leistung darstellen kann. Außerdem planen wir weitere Neuerungen, die wir allerdings erst in naher Zukunft kommunizieren werden.

 

Im Dezember 2019 haben Sie die Marke Scrooser aufgekauft, deren Carving-Roller bereits auf einigen Golfplätzen unterwegs sind. Ist dadurch auch das Interesse der Golfer an den Kumpan-Rollern gestiegen?
Tatsächlich sind die Scrooser auf Golfplätzen sehr beliebt. Besonders aus Spanien gibt es da ein großes Interesse. Und ja, im Zuge der Übernahme sind die ersten Golfplätze auch auf unseren Kumpan aufmerksam geworden. Schließlich stellt unser E-Roller eine gute Möglichkeit dar, um auf den Anlagen nachhaltig und geräuschlos unterwegs zu sein.

 

Wie stehen Sie selbst zum Golfsport?
Meine Leidenschaft für Golf habe ich schon lange entdeckt. In Schweden, wo der Zugang zu den Plätzen etwas einfacher ist, habe ich mit 18 Jahren das erste Mal gespielt. Seitdem golfe ich immer wieder mal. Ich schätze die Kombination aus Sport, Natur sowie Bewegung und finde, dass es kaum etwas Schöneres gibt, um den Kopf frei zu bekommen. Leider habe ich bisher aber nicht die Zeit gefunden, diesem Hobby wirklich ernsthaft nachzugehen.