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Golf

Ich & Mein Holz – Mein erstes Golfturnier

4. Mai 2021Mai 3rd, 2022
Frau steht auf dem Golfplatz mit Golfschläger
Fotos: mal; Pixabay.com

Golfspielen wird im Frühling deutlich geselliger, denn Sonne und milde Temperaturen laden zum längeren Verweilen und Klönen im Club ein. Und dabei fällt dann die Frage aller Fragen, die bei jedem Anfänger maximales Unbehagen erzeugt: … und wie ist dein Handicap jetzt?

Der Platz bekommt dank milder Temperaturen und der Hochleistung der fleißigen Greenkeeper wieder eine ganz formidable Qualität. Die grau/blau/schwarze Funktionsklamotte wird gegen poppige Must Have´s der neuen Golfsaison getauscht und, wenn nicht gerade Viruszeit ist, hält die Clubterrasse nicht nur einen kühlen Absacker bereit, sondern auch den interessanten Austausch über den neuesten Tratsch der vergangenen Monate. Das wichtigste ist jedoch: Der Wettspielkalender kommt heraus und dann starten auch ganz fix die ersten Turniere, in denen man sein durch fleißiges Üben im Winter, verbessertes Golfspiel unter Beweis stellen kann. Nach acht Monaten Golfmitgliedschaft war es nun an der Zeit den Status „Platzreife” zu verlassen. Schließlich war es auch mir ein bisschen peinlich, mit eigentlich gar keinem Handicap aufzuwarten, wenn ich gefragt wurde.  Nicht einmal die 54 hatte man mir als Golfneuling im Club gegönnt, da die Regeln sich zum Start in die Golfkarriere offensichtlich unmittelbar vorher geändert hatten. Ich meldete mich also direkt zum ersten Monatsbecher des Jahres an. Monatsbecher? Ein irreführender Name. Es gibt keinen Becher zu gewinnen… Ich plädiere eindeutig für eine glamourösere Namensgebung, vor allem wenn man, für den Fall eines fulminanten Sieges, damit prahlen möchte  … so was wie „Monthly Golf Championship”, nur vielleicht ohne Anglizismen. Muss ich noch einmal genauer drüber nachdenken.

Nun aber zum meinem ersten Golfturnier. Ja, ich war aufgeregt und konfus, vergaß neben Tees und Pitchinggabel auch ein Getränk, (den Pro-Shop hat es gefreut) war aber auch sehr gespannt.  Glücklicherweise hatte meine Freundin im Club, was das Handicap anging, genau so die rote Laterne wie ich, sodass wir als absolut letzter Flight des Tages mit einer gefühlten Startzeit kurz vor Sonnenuntergang, zusammen das Turnier als Flightpartner bestreiten konnten. Da stehen wir nun kurz vor Loch 1, vor uns mehrere Herren-Flights, bestens ausgestattet und extremst am Fachsimpeln….äh hallo, habt ihr nicht auch allesamt ein Handicap kaum besser als 54? …Egal. Kurze WhatsApp von der Family wie es läuft… Ich antworte gar nicht, weil ich ja noch gar nicht gestartet bin. Kleiner Nachteil als Inhaber eines solchen Handicaps: Die Startzeit verschiebt sich gern mal um 30–45 Minuten nach hinten. Kurzerhand entschließe ich mich, das Handy besser ganz auszustellen. Dann kann ich fokussiert und achtsam meine Runde spielen. Eigens für dieses Turnier habe ich mir den ausrangierten Herrendriver meines Mannes geliehen und damit natürlich auch etwas geübt. Mit dem Teil habe ich den Teich an der 1 gleich mal locker um Längen überwunden. Es läuft … Da kann eigentlich nichts mehr schief gehen. 

Ich weiß ja, dass Zählketten doof sind, habe ich ja schon mehrfach erwähnt, aber an diesem Tag hätte ich mir nichts sehnlicher gewünscht als solch ein Teil. So unter Turnierbedingungen war ich mit meinem eigenen Zählen und der Schlagzahl meiner Freundin an der Grenze meines Multitaskings angekommen:  Schließlich musste ich noch daran denken, das Sandwedge vom Loch wieder mitzunehmen, wenn man es nach einem Bunkerschlag zum Putten zur Seite gelegt hatte, den Bunker zu haken, den Platz nach dem Einlochen, samt Zubehör, schnell zu verlassen und diese merkwürdig aufgeteilte Scorekarte auszufüllen. Die Systematik dieser Karten müsste man bei einem Platzreife Kurs übrigens gleich mitlernen. Nach einigen Spaziergängen im seitlichen Wald, zwei Ballverlusten, vier gefundenen Bällen, zwei kaputten Tees, jeder Menge Bunkersand im Schuh, einem Strich auf dem Kärtchen, 65 Schlägen und einem Sonnenbrand im Nacken, hatte ich die Challenge geschafft. Ich hatte keine Ahnung wie man die Scorekarte las und gab sie einfach ab. Als persönlichen Erfolg werteten meine Freundin und ich, dass wir auf die zwei Flights vor uns direkt aufgelaufen sind, denn die ersten Löcher liefen überdurchschnittlich gut und nur eines der drei großen Wasserhindernisse für uns unüberwindbar war. Zurück auf der Clubterrasse erwischte ich mich dabei, wie ich meinen Lieben jedes einzelne Loch mit all seinen Schlagvarianten, Distanzen und Richtungen haarklein erzählte. Komisch, das konnte man sich merken und dabei fand ich diese Spielanalyse anderer doch immer so befremdlich. Kaum eine halbe Stunde später erhielt ich es dann schwarz auf weiß, ich hatte meinen Score verbessert auf sensationelle 53. Juhu ich wurde ein ernstzunehmendes Mitglied der Golfcommunity. Jetzt ging es darum anzugreifen; kleiner Scherz.

Zählketten können nicht nur sehr praktisch sein, sondern  sind zusätzlich auch noch ein schickes Style-Accessoire!